Kapitel 4

4.2K 146 55
                                    

M i r l i n d a

Meine Augen waren rot und geschwollen, die schwarzen Augenringe waren nicht zu übersehen. Ich hatte die ganze Nacht mit weinen und lernen verbracht. Ich fertig aus. So unglaublich fertig.

Ich fühlte mich aber genauso schrecklich, wie ich aussah. Meine Kräfte sanken immer mehr. Meine Kraft zum Leben sank immer wieder.

Oftmals habe ich mit dem Gedanken gespielt, einfach alles zu enden. Einfach aufzugeben. Meiner Seele endlich diesen Frieden zu geben, denn es verdient. Doch, irgendwas hielt mich davon ab und dieses irgendwas, war Ariana.

Ariana, meine beste Freundin, meine bessere Hälfte. Die Person, die mich immer zum lachen bringt, auch wenn ich weinen wollte. Die Person,
die mich so akzeptiert wie ich war. Die mich liebte. Der ich wichtig war. Sie hatte unsere ganze Zukunft schon geplant.

Wie wir gemeinsam in Italien sein werden und gemeinsam einen Martini trinken. Wie wir gemeinsam die Welt bereisen, ehe wir dann unsere eigenen Kinder bekommen, die dann die beste Freunde werden. Leise musste ich bei dieser Vorstellung lachen. Sie war verrückt. Doch sie war die Sonne in meinem Leben.

Und das eine Versprechen, dass ich damals einer gewissen Person gab...

~ F L A S H B A CK V O R V I E R J A H R E N ~

Leicht begann ich zu lächeln, als ich neben mir sah, denn Ariana war tief am schlafen. Dieses Mädchen liebte ihren schlaf über alles, sie konnte immer und überall schlafen. Meinen Kopf schüttelte ich, denn es war meine gefühlt hundertste Nacht in der ich wach lag, ob das an den Problemen lag oder daran das Mateos Zimmer gleich neben Arianas war und ich so hörte was er mit Aurelia trieb, wusste ich nicht.

Vorsichtig stand ich auf und verliess leise ihr Zimmer. Leise lief ich den Gang entlang und dann die Treppe runter. Schnell lief ich in die Küche und nahm mir eine Wasserflasche und lief direkt zur Terrasse raus. Auf einen Sessel nahm ich platz und deckte mich mit einer Decke zu.

Auf meinem Gesicht zierte sich ein lächeln, als ich bemerkte das es zu schneien began. Ich liebte den Schnee. Ich liebte den Winter. Es war für mich eine wunderschöne Zeit. Es war in meinen Augen die Zeit aller Heilung und Wunder....

Immer wieder spielte ich in letzter Zeit mit dem Gedanken mein Leben aufzugeben. Ich war gerade mal 16, doch meine Eltern brachten mich innerlich um. Sie nahmen mir jegliche Motivation und Lust am leben. War mein Leben so bestimmt? So eingesperrt?

Ich war meiner Mutter dankbar, dass sie mir so früh Selbstständigkeit beigebracht hat, das sie mir gezeigt hat, wie man aufräumt, putzt und kocht. Doch das sie mir jegliche Arbeit überlässt, war nicht mein Wunsch. Ich war doch gerade mal 16. In diesem Alter sollte man sich auf die Schule konzentrieren, raus gehen, Freunde treffen und einfach spass haben. Das Leben später wird, doch genug ernst? Wieso verstanden sie das nicht?

Es machte mich traurig und glücklich zu gleich, wenn ich sah, was für ein gutes Verhältnis Ariana mit ihrer Mutter hatte. Wie sie immer zu ihr gehen konnte und ihr alles anvertrauen konnte. Ihre Mutter hatte immer Zeit für sie. War immer da. Meine dagegen nie. Sie verstand mich nicht. In ihren Augen war ich ein Kind, das keine Ahnung vom Leben hatte. Das keine Ahnung von Trauer und Schmerz hatte.

Tief holte ich Luft und krempelte mein Schlafoberteil hoch. Sanft strich ich über die blauen Flecken, die verdammt schwer waren, vor Ariana zu verstecken. Sie waren gerade frisch. Sie waren gestern Abend entstanden weil, ich meiner Mutter widersprochen habe. Weil, ich lernen wollte, anstelle ihr zu helfen, hat mich mein Vater geschlagen. Wäre Albin nicht da gewesen, wäre er wahrscheinlich noch mehr ausgerastet. Mein Oberteil schob ich zurück, damit niemand meinen Arm sah. Es war mir unangenehm. Ich schämte mich dafür...

Das verbotene VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt