Kapitel 36

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M i r l i n d a

Meinen Hals betrachtete ich im Spiegel. Er war voller Flecken. Er hatte mich erwürgt. War dies seine Warnung, dass er mich umbringen würde, wenn ich ihm nicht gehorchte.

Kurz widmete ich meinen Blick zu meinem Engel. Ich musste hier raus. Ich musste mit ihr weg. Wir würden hier kein sicheres Leben haben. Niemals.

Tränen stiegen in meinen Augen. Ich brauchte Hilfe. Ich konnte keine Sekunde länger hier bleiben.

Sie würden mich umbringen. Er oder gar Albin.

Oh Gott.

Ich bemerkte, wie ich immer weniger Luft bekam und die Panik in mir stieg. Mein ganzer Körper zitterte. Pure Angst. Angst um mich. Angst um Luana, machte sich in mir breit. Wie konnten sie mir so was antun? Ich musste an meine Mutter denken.

Diese Frau hatte mich grossgezogen, hatte mir in jungen Jahren beigebracht, wie man eine gute Frau wird. Sie hatte mir beigebracht zu putzen und zu kochen, sie hatte mir alles gezeigt und Schritt für Schritt erklärt.

Sie war diejenige, die Stundenlang in Wehen war, um mich auf diese Welt zu bringen. Sie trug mich neun Monate unter ihren Herzen und spürte meine Tritte. Sie war die erste Person, die mich im Arm hielt, sie war die erste Frau der ganzen Familie Thaqi, die in der neuen Generation ein Mädchen zur Welt brachte. Sie war diejenige, die jede Nacht mit mir wach lag, wenn ich geweint hatte, sie war da als ich krank war, sie hatte mir vor dem Schlafen gehen immer Geschichten erzählt. Wunderschöne Geschichten. Ihre Wärme hatte mir immer Sicherheit gebracht. Sie war diejenige, die mich grossgezogen hat, mir die Bedeutung von Leben erklärt hatte. Sie war meine grosse Inspiration. Ich wollte wie sie werden, wenn ich gross bin, doch Gott bewahre, dass ich niemals so wie sie werde, denn sie hatte in jeglicher Sicht als Mutter und Mensch versagt.

Sein eigenes Kind durch die Hölle schicken nur, weil sie einen Mann liebte, der kein Albaner war.

Doch sie war diejenige, die zugelassen hatte, dass ihr einiger Sohn und Mann ihre Tochter krankenhausreif schlagen, sie hat zugelassen, dass ihre Tochter einen Mann heiratet, den sie nicht kannte. Sie hat zugelassen, dass ihre Tochter ihr ganzes Glück verliert. Sie hat zugelassen, dass ich ein Kind in eine fremde Familie zur Welt bringe. Sie sass damals einfach auf dem Sofa und hat zugesehen.

Zu gesehen, wie ihre Tochter fast zu Tode geprügelt wurde.

Wie konnte sie als Mutter dies zulassen? Wie kann sie mir nach allem ins Gesicht sehen? Mir sagen, dass sie mich liebt? Dass sie stolz auf mich ist? Wie kann sie hier so ruhig sitzen, während sie ihre Tochter ins Unglück stürzte. Während ihre Tochter heute verprügelt und vergewaltigt wurde, von einem Mann, der behauptet, er liebt sie.

Dieser Mann wie meine Familie war psychisch krank in meinen Augen. Wie konnte man mir das antun? Wie konnte mir mein Leben so zerstören?

Wie konnten sie mich von Mateo trennen?

Mein Blick wandte wieder zu meiner kleinen, dessen Augen sie von ihrem Papá hatte. Nicht Donis war ihr Papá, sondern Mateo. Sie war das Zeichen unserer Liebe.

Wie konnte ich Mateo vergessen? Wie konnte das passieren? Wie konnte ich ein Jahr lang glauben, dass sie Donis Kind ist? Wie konnte man so eckelhaft sein?

,Mirlinda!' meinen Blick widmete ich zu Donis. ,Meine Kumpels kommen heute Abend, bereite das Essen vor.' sagte er und verschwand mit diesen Worten. Luana nahm ich aus dem Bettchen und lief mit ihr runter...

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In der Küche stand ich und bereitete das Essen vor. Der Tisch war schon gedeckt. Ich hatte immer noch ziemlich starke Schmerzen, doch ich versuchte sie so gut wie möglich zu ignorieren. ,Zemer?' ertönte Donis Stimme, ehe er seine Arme um mich schlang, einen Kuss drückte er mir auf den Kopf. ,Ja?' sagte ich. ,Ich liebe dich.' sagte er und gab mir noch einmal einen Kuss auf den Kopf. ,Ich hoffe, du hast daraus gelernt, dass ich der einzige Mann in deinem Leben bin.' sagte er und ich drehte mich zu ihm. ,Ja.' sagte ich und sah ihn an. ,Du bist der einzige Mann für mich.' log ich. Es gab nur einen Mann für mich und das war Mateo.

,Genau Zemer. Also mach mich nicht noch einmal wütend.' sagte er und ich nickte. ,Sorry.' sagte ich und er gab mir einen Kuss auf die Stirn. ,Ich verzeihe dir.' sagte er und ich nickte. ,Danke.' sagte ich leicht lächelnd.

Donis löste sich von mir als die Tür klingelte. ,Sie sind da.' sagte er und ich nickte, ehe er die Tür öffnen ging und ich mich an das Essen widmete. Meine Augen schloss ich und atmete tief ein und aus...

Ich hörte Gelächter. Er würde mich heute Abend in Ruhe lassen. Wenigstens etwas..

Ein falsches Lächeln setzte ich mir auf, ehe ich ins Wohnzimmer lief. ,Hallo.' begrüsste ich die drei. Ich wusste, sie waren gute Freunde, doch ich kannte keinen von ihnen. Sie waren nicht an unserer Hochzeit, wieso auch immer.

Meine Hand hielt ich dem ersten Typen hin. ,Mirlinda.' sagte ich. ,Erion.' erwiderte er und schenkte mir ein Lächeln. Kurz erwiderte ich das Lächeln und begrüsste den nächsten. ,Leonik.' sagte dieser und ich nickte. Beim letzten blieb ich nun stehen und begrüsste ihn. Er strahlte eine gewisse Wärme aus, die ich so nicht kannte. Es war komisch, doch er beruhigte mich irgendwie. Wie auch immer dies möglich war. ,Dominik.' erwiderte dieser und schenkte mir auch ein Lächeln.

Nachdem ich alle begrüsst hatte, begann ich sie einzeln zu fragen, wie es ihnen ging und nachdem, fragte ich sie, was sie zu trinken wollten.

Alle drei gaben mir eine Antwort, weshalb ich ihnen kurz was einschenkte und dann wieder aufstand. ,Wo ist deine Tochter?' ertönte eine Stimme, wie ich ahnte, war dies an Donis gestellt.

,Warte ich hole sie.' sagte Donis schmunzelnd und stand auf, ehe er nach oben lief.

Direkt lief ich in die Küche und kümmerte mich um die Platten, die ich ihnen zu bereitet hatte. Eine kalte Platte, wie eine warme.

D o m i n i k

,Findet ihr auch, dass sie so verstört, wirkt?' murmelte Erion. ,Verstört nicht, eher eingeschüchtert oder gar ängstlich.' sagte nun Leonik und ich nickte.

Sie hatten recht. Sie versuchte es zu überspielen, doch etwas stimmte nicht. Sie wirkte ängstlich.

Donis kam mit der kleinen zurück, weshalb sich ein Lächeln auf meine Lippen bildete. ,Luana.' stellte er sie uns vor. Er gab mir direkt Luana, weshalb ich noch mehr lächelte. ,Hallo.' sagte ich leise.

Mit ihren blauen Augen glubschte sie mich an. Mein Herz erwärmte sich bei diesem Anblick. ,Zemra vogël.' hauchte ich und strich sanft über ihr Haar.

Sie war ein süsses Baby. Hatte wunderschöne Augen, doch jeder, der gewisse Augen hatte, sah das nicht Donis Tochter war. Sie war Mirlindas Kind, aber nicht Donis.

Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit, weshalb ich zu Donis blickte. Er führte gerade ein Gespräch mit Leonik und lachte.

Ich spürte Erions Blick auf mir, weshalb ich zu ihm sah und er nickte. Er sah es also auch.

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,Ich muss aufs Klo.' sagte ich und stand auf. Direkt lief ich in den Flur, als ich sah, wie Mirlinda an die Wand gedrückt war und Donis seine Hand hob...

Eine unglaubliche Wut, die ich so nicht kannte, stieg in mir auf. So schnell ich konnte, rannte ich hin und packte ihn an sein Handgelenk. ,Tickst du noch richtig?'

Ich hasste Gewalt. Noch mehr hasste ich Typen, die ihre Frauen schlugen...

Das verbotene VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt