Wohldurchdacht

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Violet lag seit drei Stunden unter Auto und war sich sehr sicher, dass sie ihre Finger bald nicht mehr spüren würde. Wieder rieb sie die Hände aneinander und pustete in ihre Handflächen. Sie hatten verfluchte drei Monate warten müssen, bis ihre Wunden ausreichend verheilt waren und sie sich auch wieder gut genug bewegen konnte. Vor zwei Tagen hatte sie von Integra erfahren, dass Alucard und Seras mit dem Söldner-Captain Pip Bernadotte - den sie mittlerweile als aufgeblasenen Idioten abgespeichert hatte, der aber durchaus sehr interessant und nett war - nach Brasilien fliegen würden. Da er zu der Zeit nicht in der Stadt wäre und so (hoffentlich) auch kein Verdacht auf ihn fallen konnte, hatte sie dieses Wochenende für den Einbruch bei den Darcys und auch den Lanchesters ausgesucht.

Alucard und sie hatten eine Art toten Briefkasten an zwei verschiedenen Stellen in London und im Anwesen ausgemacht und der Vampir schrieb ihr Zettel, die sie an besagten Orten fand. Integra hatte ihre Befehle zwar etwas abgemildert, aber auch so durfte Alucard nicht in die Nähe der Dienstmädchen. Neben Rachel, die eindeutig noch bis über beide Ohren in Alucard verknallt war auch ohne Hypnose, waren drei weitere dazu gekommen, um die Verluste auszugleichen. Die Soldaten wurden allerdings nur durch die Wild Geese ergänzt und so besaß Hellsing derzeit eine verminderte Kampfstärke. Insgesamt war es extremer Stress auf der Arbeit und zuletzt hatte sie festgestellt, dass sie mittlerweile fast drei Zigaretten täglich brauchte. Die Zettel von Alucard und die Stunden mit Integra und Anne waren die einzigen Lichtblicke.

Einen einzigen Zettel hatte sie aufgehoben, die anderen aus Gründen der Vorsicht verbrannt. Aber die zu Edmund Darcy und James Lanchester kannte sie genauso auswendig wie die, die überhaupt nichts mit der Erpressung zu tun hatten.

In dem Maidkleid sahst du äußerst lecker aus hatte sie eines Tages in ihrem Fach in der Frauenumkleide gefunden. Da am Tag davor eine Round Table Konferenz bei Hellsing stattgefunden hatte und sie das Dienstmädchen war, dass das Essen und Trinken servieren sollte, hatte Walter sie dazu gezwungen, die Uniform anzuziehen, trotz ihrer Proteste, darin albern auszusehen. Wie es die Sirs gefunden hatten, wusste sie nicht, aber einige der Söldner hatten sich über sie lustig gemacht. Am nächsten Tag hatte sie die selben Söldner auf der Krankenstation mit zertrümmerten Gesichtern gesehen.

Von Tag zu Tag wuchs ihre Sehnsucht zu Alucard und ihr wurde bewusst, dass sie sich niemals auch nur im Ansatz hatte vorstellen können, was Integra für den Vampir empfand. Jetzt wusste sie es und wünschte sich, es niemals erfahren zu haben, denn in jedem ihrer Träume kam ein Satz wieder und immer wieder drin vor Teilweise sehe ich sogar nur Mina in dir.

Von den Zetteln abgesehen hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihm und je mehr ihr Abend in der Bar in die Vergangenheit rückte, desto mehr fragte sie sich, ob diese Zettel Interesse an ihr bekundeten oder nur an ihrem Körper.

Endlich ging die verfluchte Haustür auf und eine Männerstimme sprach zu jemand anderem. "Der Abend wird wunderbar, das verspreche ich euch, Mädchen." Gefolgt von weiblichen Gekicher. Jemand anderes, mutmaßlich der Chauffeur eilte zum Wagen und machte die Türen für den Lord Darcy auf und seine zwei, sehr viel jüngeren Begleitungen, wie sie durch die Heckscheibe sah, als diese bereits in die Stadt fuhren. Bevor der Motor gestartet, aber nachdem der Chauffeur eingestiegen war, war sie zur Seite unter dem Wagen weggerollt. Selbst hätte einer der Insassen zurückgeblickt, wäre sie in der Dunkelheit und mit der schwarzen Kleidung nicht aufgefallen.

Mühsam stand sie auf und klopfte etwas Schotter von sich, bevor sie weiterhin im toten Winkel der Überwachungskamera blieb und sich auf die Ecke des Anbaus zu bewegte. Sie brauchte lediglich einen Versuch, um hochzuspringen und die Kante zu erwischen, sodass sie sich hochziehen konnte und auf dem schrägen Dach des Anbaus stand. Ab da konnten die Außenkameras sie auch nicht mehr erfassen. Vorsichtig, um nicht irgendetwas loszutreten, kletterte sie bis zum höchsten Punkt und sah sich dann um. Wie in einem von Alucards Zetteln gestanden hatte, befand sich an der Wand ein stabiles Gitter aus Holz, an dem sich das Gewächs halten konnte. Sie musste drei Meter hochklettern, um zu dem offenen Fenster zu klettern, dass die Dienerschaft des Besitzers nicht zugemacht hatten, da sie dachten, niemand würde in den vierten Stock einbrechen können oder wollen.

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