Abgesprochen

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"Hey, Süße, klappt es bei dir morgen Abend immer noch?", hörte Violet die Stimme aus dem Handy leicht verzehrt.

"Ja, ich habe glücklicherweise frei bekommen. Und was ist mit dir?"

"Ich hatte noch einen Urlaubstag übrig und den habe ich genommen, auch wenn die anderen mich finster angeschaut haben."

Violet kicherte. "Dann will ich mal hoffen, dass sie dich nicht vor unserem Essen töten."

"Sollte ich Wunden abbekommen, darfst du mich pflegen, wie ich dich gepflegt habe."

"Oh, die Zeit werde ich dir eindeutig mehr versüßen. Erinnere dich doch bloß an die Ruhezeiten und das Essen. 'Pfui' ist dafür gar kein Ausdruck mehr."

"Jetzt will ich sogar schon verletzt werden", kam die amüsierte Antwort, bevor ihre Gesprächspartnerin seufzte. "Wie dem auch sei: Meine Pause ist jetzt vorbei. Wir sehen uns dann morgen!"

"Bis morgen! Ich freu mich schon!" Sie legte auf und starrte unschlüssig auf ihr Handydisplay. Wieso war sie in letzter Zeit so unehrlich? Erst verheimlichte sie Integra etwas und jetzt nutzte sie schon jemanden aus, der ihr eigentlich sehr sympathisch herübergekommen war - gut, sie hatte die Vermutung, dass Haven sie in 24 Stunden schon ausgesaugt haben würde, wenn sie der Verabredung ohne Rückendeckung nachging, aber trotzdem fühlte es sich an wie Verrat.

"Miss Violet?", schreckte Walter sie auf.

Schnell klappte sie ihr Handy zu und sah zu dem Butler. "Habe ich vergessen, die Spülmaschine anzumachen?", fragte sie die Besorgte mimend.

Auf Walters Gesicht schlich sich ein leichtes Lächeln. "Nein, nein. Ich sah dich nur hier draußen und war mir nicht sicher, ob du mitbekommen hast, dass wir fast Oktober haben und du dazu noch Feierabend."

"Ach, ich bekam nur gerade einen Anruf. Da es von Annes Station kam, bin ich lieber hier dran gegangen als im Auto."

"Ist mit Anne alles in Ordnung?", fragte Walter sofort besorgt.

"Ja, ja, sie brauchten lediglich die Bestätigung, dass das Sedativum erhöht worden ist. Irgendeiner von den Pflegern hat das mal wohl wieder vergessen oder nicht mitgeteilt bekommen." Sie rollte mit den Augen. "Jetzt bin ich allerdings wirklich weg, richte Integra Grüße von mir aus!"

Damit verschwand sie und bemerkte nicht die hochgezogene Braue des Butlers.

"Hier hast du für uns einen Tisch bestellt?", staunte Violet, heute in einer schwarzen Bluse mit Ausschnitt, die in der Taille enger wurde und schwarze Jeans mit Anzugschuhen. Der einzige Farbklecks war die schlichte Kette mit einem ovalen, dunkelblauen Saphir als Anhänger, der eigentlich ihrer Mutter gehört hatte, aber auch zu Violet passte, da sie die gleichen Augen hatten. Heute morgen war sie noch zum Frisör gegangen und hatte sich die unteren fünfzehn Zentimeter ihrer Haare in einem dunkelviolett nachfärben lassen. Das kostenlose Haarewaschen mit Haarpflege-Produkten, die Violet eigentlich zu teuer waren und die Haare von jemand anderem auskämmen zu lassen, kamen mit dazu und hatten insgesamt "nur" 150 Pfund gekostet. Da sie wie früher nicht mehr monatlich zum Friseur ging, konnte sie es sich leisten. Und das Ergebnis sah gut aus.

Haven mit feurig roten, lockigen Haaren, bernsteinfarbenen Augen und Sommersprossen auf der porzellanfarbenen Haut sah sowieso super aus, hatte aber das smaragdgrüne Kleid, das sie anhatte, passte so gut, dass Violet beinahe dahingeschmolzen war, als sie ihr Date erblickt hatte.

"Ja, hier ist es", grinste Haven.

Ein Kellner kam auf sie zu und fragte, zu welchem Tisch man sie bringen könnte. Haven antwortete charmant lächelnd: "Wir haben einen Tisch auf den Namen Quinn reserviert."

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