8.Dezember

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Mein heutiger Morgen verlief normal, ich habe meinen Kaffee bekommen und Seonghwa hat mich anschließend zur Uni gefahren. Nur ist es gerade tot langweilig... 

,,Herr Lee?", frage ich leise und der ältere, kleine Mann dreht sich zu mir um. ,,Mir geht es nicht gut, ich werde besser gehen", kündige ich an und täusche ein Husten vor. Der Mann verzieht angeekelt sein Gesicht. 

,,Gut nun geh schon!", jammert er und scheucht mich mit seiner Hand wedelnd hinaus. Insgeheim muss ich schelmisch grinsen und laufe zufrieden aus dem Gebäude. 

,,Was soll ich jetzt aber machen?", murmele ich leise und bleibe kurz stehen. Es ist ehrlich gesagt gar nicht mal so einfach mit diesen Krücken durch die Straßen Seouls zu humpeln. 

Ich schaue mich etwas um und entschließe mich kurzerhand dazu einfach in ein Café zu gehen.  Und zwar in das, wo Woo und ich letztes Mal waren. Ich nehme Platz und bestelle mir was zu trinken.

Als ich auf die Uhr schaue bemerke ich, dass ich gleich Mittagspause hätte. Und Wooyoung auch... 

Und alle anderen natürlich auch.. Wieso bin ich so fixiert auf den Jüngeren? Okay, die Frage die sich mir die ganze Zeit stellt ist, wieso träume ich von Woo und wieso habe ich bereits zweimal versucht ihn zu küssen? Ständig will ich in seiner Nähe sein, für ihn sorgen. 

Ich hoffe es ist nicht das, wovon ich denke dass es ist. 

Während ich an meinem Vanille Latte schlürfe und tief in meine Grübeleien verfallen bin, merke ich gar nicht wie sich jemand an meinen Tisch setzt. Erst als mich die Person an meiner Schulter antippt, zucke ich etwas erschrocken zusammen. Vor mir sitzt kein Anderer, als mein toller Mitbewohner Jung Wooyoung. 

,,Wieso bist du so früh hier? Die Pause hat erst vor einigen Minuten begonnen und du hast einen längeren Weg als ich. Außerdem würde euch der Alte Lee niemals zu früh gehen lassen", fragt er skeptisch und hebt eine Augenbraue. 

,,Ich hab geschwänzt", erwidere ich lässig und nehme einen weiteren Schluck von meinem Getränk. ,,Willst du auch was zu trinken! Bedienung!", erkundige ich mich und rufe ohne auf seine Antwort zu warten die Bedienung. Eine junge Kellnerin kommt zu uns fragt nach unserer Bestellung. Dabei bleibt ihr Blick meiner Meinung nach ein wenig zu lang an Wooyoung haften. 

Provokant nehme ich seine Hand und verschränke unsere Finger. Meinen kribbelnden Bauch versuche ich zu ignorieren. 

,,Mein Freund würde gerne etwas bestellen", sage ich kühl und starre sie streng an. Ihr Blick wird ein wenig ängstlich und sie nickt einfach, dabei schaut sie angestrengt auf ihren kleinen Block und würdigt Woo keines Blickes. 

,,Äh- ähm.. e-ein Cappuccino bitte..", sagt mein Gegenüber sichtlich überfordert und bekommt rote Ohren. 

Das Mädchen verschwindet schnell, doch ich halte seine Hand weiterhin fest. 

Zwischen uns herrscht eine peinliche Stille. 

,,Wieso bist du so?", fragt Woo verständnislos. ,,Wie denn?", antworte ich und ahne schon was kommt. ,,Du küsst mich, meidest mich, dann lässt du mich nicht aus den Augen und spielst den eifersüchtigen Freund, der du nicht bist", erklärt er und versetzt mir einen Stich im Herzen. 

Ich seufze und schlucke meine Enttäuschung runter. 

,,Du bist der erste bei dem ich mich so wohl fühle, seit meine Familie tot ist", sage ich leise und schaue auf meine Tasse. Seine Hand drücke ich etwas fester damit er ja nicht loslässt. 

,,Oh", haucht er und wirkt traurig. 

,,Ich mag dich", haue ich dann einfach raus. Warte, Was?! 

,,Was?!", ,,O-oh a-aniyo ve-vergiss es einfach..", verneine ich angespannt und wedele aufgebracht mit meiner Hand. Ich sehe, dass er was sagen möchte, doch dann kommt die Kellnerin und stellt schnell das Getränk ab ehe sie wieder verschwindet. 

,,Wollen wir zusammen schwänzen?", lenke ich vom Thema ab. Youngie scheint kurz nachzudenken, aber dann nickt er mit einem verschmitzten Grinsen. 

Also trinken wir beide unsere Getränke aus, unterhalten uns ein wenig und halten noch immer Händchen. Diese Tatsache macht mich glücklich...

Danach entschließen wir uns dazu einfach nach Hause zu gehen. Wooyoung wollte uns Kekse backen und dann wollten wir einen Film schauen. 

,,Soll ich dir wirklich nicht helfen?", frage ich zum ein tausendsten Mal nach und ernte einen grimmigen Blick. Er stellt sich vor mich hin und richtet sich auf, er ist aber trotzdem kleiner als ich.. 

Er kommt mir ziemlich nah und hebt tadelnd seinen Zeigefinger. ,,Ruh. Dich. Aus!", knurrt er und schaut mich ernst an. Mein Kopf schnellt nach vorne und ich hauche ihm einen Kuss auf seine süße Nase. Woos Ausdruck ändert sich schlagartig von ernst auf überrascht. Lachend humpele ich weiter zu unserem Haus, welches bereits in Sichtweite ist. 

Zuhause angekommen lege ich mich einfach auf die Couch, während Wooyoung backen geht. Nach einiger Zeit in welcher ich einfach auf Social Media war, kommt Woo mit frischen Keksen und einer großen Tasse zurück. 

,,Ich hab uns den Tee in eine große Tasse gemacht, ich hoffe das macht dir nichts aus", meint er beiläufig und kuschelt sich dann sofort zu mir. 

,,Welchen Film schauen wir?", fragt er und zuckt mit den Schultern. Auf einmal kommt mir eine völlig verrückte Idee. 

,,Wolltest du nicht mal den hier schauen?", frage ich nach und zeige auf einen Weihnachtsfilm. 

Richtig gehört. Weihnachtsfilm. Ich hoffe ich werde es nicht bereuen.. 

,,S-san.. d-das ist ein W-weihnachtsfilm..", ,,Ja ich weiß. Wenn du ihn schauen möchtest, dann mach ihn an", entgegne ich und versuche meine Unsicherheit zu vertuschen. ,,O-okay..".

Gemeinsam vernaschen wir seine mal wieder köstlichen Kekse und trinken dabei Tee. Woo legt seinen Kopf auf meine Schulter und ich schnappe mir seine kleine Hand. Ich muss ehrlich sein, so übel ist der Film nicht obwohl es nur so von Weihnachtselfen wimmelt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich nur Augen für ihn habe.. 

,,Du sagtest du magst mich", wispert er irgendwann. 

,,Natürlich tue ich es, sonst würde ich wohl kaum hier mit dir sitzen", erwidere ich, doch er spricht weiter. ,,Du hast es so ernst gesagt, als wäre da mehr zwischen uns"... 

Ich muss wie so oft seufzen. ,,Ist da denn nichts?", entgegne ich dann. ,,Sag du's mir", haucht der Kleine und schaut zu mir hoch. Unsere Nasenspitzen berühren sich fast. 

,,Es stimmt", flüstere ich. ,,Hmm?", ,,Es stimmt. Ich mag dich sehr und ich hoffe auf mehr als nur Freundschaft", erkläre ich und sehe in seine dunklen Augen, welche mir entgegen sehen. 

Wie kann ein Mensch bloß so treue Augen haben? 

,,Ich mag dich auch". Wie jetzt? Er mag mich? Jung Wooyoung mag mich? 

Meine Stimme ist einfach weg und ich kann nicht anders als breit zu lächeln, mein Blick schweift auf seine Lippen, die nah an meinen sind und dann blicke ich wieder in seine Augen. Vorsichtig komme ich noch etwas näher. Er weicht nicht zurück...

Sein zittriger Atem prallt auf meine Lippen. Ich komme noch näher und er schließt seine Augen, was ich dann auch tue. Unsere Lippen streifen sich, ganz sanft. 

Doch dann geht die Haustür auf und wir fahren auseinander. Sein Blick ist erschrocken und ich, ich schnappe mir meine Krücken und humpele so schnell es geht ins Badezimmer. 

Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und fluche leise vor mich hin. Wir haben uns fast geküsst und wurden wieder mal gestört!

Dann gehe ich einfach ins Bett und finde eine kleine Botschaft vor. 

Ich mag dich...

Christmas Letter // WoosanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt