7. Dezember

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Mein heutiger Morgen ist doof! Alles ist doof! Wieso bin ich überhaupt aufgestanden? Ich will wieder in mein warmes Bett! 

Schlecht gelaunt schlurfe ich in die Küche. ,,Guten Morgen San", summt Seonghwa Hyung. ,,Kaffee", murre ich und stütze mich an der Theke ab. ,,Hier", sagt der Ältere und drückt mir eine große Tasse in die Hand. Ich humpele zu unserem Esstisch und lasse mich auf einen Stuhl plumpsen. Genießerisch schnuppere ich an meinem Getränk und nippe vorsichtig daran. Heute muss ich zum Glück nicht so früh zur Uni, erst um elf. Dann habe ich bis zwei Uhr Unterricht und kann dann endlich wieder nach Hause. 

Alle anderen sind schon weg, außer Seonghwa der mit mir zum Glück fast den selben Zeitplan hat. Nur Freitags muss er früher als ich los, weshalb ich einfach mit ihm fahre und dann in der Bibliothek warte. 

Nach meinem täglichen Kaffee geht es mir bereits einen Hauch besser und ich mache mich noch schnell für die Uni bereit, heißt Zähne putzen, Gesicht waschen, Mütze an und irgendeine Jeans mit einem großen Hoodie.

Heute habe ich einfach keine Lust auf Alles. 

Hwa und ich stehen zusammen im Schulflur und er wünscht mir einen schönen Tag, was ich halbherzig erwidere. Dem Unterricht folge ich eigentlich gar nicht, sondern ich kritzele einfach nur auf meinem Block rum und versuche nicht einzuschlafen. Dann schlurfe ich auch schon zur nächsten Vorlesung. 

Pünktlich um halb eins werden wir zur Mittagspause entlassen. Doch statt in die Kantine zu gehen, wo alle anderen auch hingehen, gehe ich lieber raus auf den Hof. 

'Hmm.. keine Nachricht von Woo.?', denke ich verwirrt. 

,,Weißt du was? Das ist los", raune ich und ziehe ihm an seinem Nacken zu mir. Seine plumpen Lippen prallen auf meine, doch ich bewege mich kein Stück.

Stimmt, da war ja was.. 

Verdammt, was denkt er jetzt nur von mir? Er hasst mich sicher. Ich habe unsere Freundschaft zerstört. Ich sollte ausziehen. Nein, ich sollte raus aus Südkorea! Ans andere Ende der Welt! 

Aber würde ich es denn ohne meinen Wooyoung überhaupt schaffen weiterzuleben? 

'Aish, San! Was denkst du denn da?' 

Ich raufe mir genervt von mir selbst meine Haare und stöhne frustriert auf. 

Da ich mit meinem Fuß nicht auf den Boden stampfen kann, tue ich dies mit meinen Krücken. Einige Studenten sehen mich schon merkwürdig an. Peinlich...
,,San?!", höre ich eine bekannte Stimme schreien. In mir staut sich Hoffnung auf, doch es ist nur Hongjoong Hyung. Also nicht, dass ich etwas gegen ihn hätte, nur wünschte ich es wäre jemand anders. Jemand bestimmtes...

,,Hm?", gebe ich fragend von mir und blicke zu ihm. ,,Was machst du hier? Komm mit mir was essen, Seongie hat mir erzählt, dass du heute nur einen Kaffee getrunken hast. Und keine Widerrede!", fordert er und winkt mich zu ihm. 

Seonghwa dieser Verräter...

Joong führt mich zu einem Tisch wo auch alle anderen WG Mitglieder aus dieser Universität sitzen. 

,,Annyeong Hyung", sagt Jongho höflich und klopft auf den freien Platz neben sich. Ich lächele ihn freundlich an und bedanke mich dafür, dass er mir einen Platz freigehalten hat. 

Ich lege schnell meine Tasche ab und werde dann von Joongie auch schon zur Verkaufstheke gezogen. ,,Einmal Tteokbeokki und eine Flasche Erdbeermilch bitte", sagt er zu der Verkäuferin und dreht sich dann zu mir. 

,,Ich weiß du isst das am liebsten", grinst er verschmitzt und ich muss wegen seinem stolzen Blick lachen. Der Kim bezahlt, trotz meines Protestes, und führt mich dann zurück zu unserem Tisch. 

Wir alle unterhalten uns fröhlich und meine Laune ist nicht mehr so schlecht wie heute früh. 

Trotzdem kann ich die ein oder anderen verstohlene Blicke auf mein Handy nicht verhindern. 

Nach der Pause hatte ich noch eine Vorlesung und kann nun endlich heim. Ich habe beschlossen den Bus zu nehmen und hoffe einfach, dass er nicht so voll ist. Tatsächlich ergattere ich einen Sitzplatz und schaue mit Kopfhörern in den Ohren verträumt auf die Straße. Der Bus hält an der nächsten Haltestelle und ich sehe Wooyoung. 

Mittlerweile sind alle Sitzplätze bis auf meinem belegt und ich stelle schnell meine Krücken davor, damit sich keiner dorthin setzt. 

Als Woo reinkommt scannen seine Augen den Bus ab und sein Blick bleibt an mir hängen. Etwas zögerlich winke ich ihn zu mir und auch er scheint nervös zu sein, denn er zögert erst, doch dann kommt er einfach auf mich zu und nimmt meine Krücken hoch um Platz zu nehmen. 

,,Annyeong", gibt er kurz von sich und sieht starr geradeaus. Ich betrachte kurz sein Seitenprofil und bemerke seine roten Ohren. 

'Er wird sicher krank'

Vorsichtig stecke ich meinen einen Kopfhörer in sein Ohr. Sein Kopf schnellt zu mir und er sieht mich etwas erschrocken an. Ich hingegen lächele einfach und drücke seinen Kopf vorsichtig auf meine Schulter. Dann lege ich meinen Arm um ihn und meine Hand auf sein Ohr um dieses etwas zu wärmen. 

,,Enspann dich einfach Woo", flüstere ich und sehe wieder aus dem Fenster. 

Nach knappen fünfzehn Minuten müssen wir raus und brauchen dann noch ungefähr fünf Minuten bis wir da sind.

,,Hast du Hunger?", fragt er und ich nicke. ,,Gut dann.. ähm willst du vielleicht einfach Instant Ramen?", fragt er dann etwas nervös und kratzt sich am Kopf. Ich nicke wieder und folge ihm dann in die Küche. 

Während er kocht sprechen wir kein Wort miteinander. 

Bis er dann doch die Stille bricht. ,,Wieso hast du das gemacht?", seufzt er und schneidet eine Möhre. ,,Was denn?", natürlich weiß ich was er meint. Er soll es aber trotzdem sagen. 

,,Na..", er stockt. ,,Na- ähm.. wieso hast du mich g-geküsst?". 

Stimmt, wieso habe ich das getan? Was ist in mich gefahren? In meinem Kopf denke ich mir jegliche Ausreden aus, doch das einzige was ich dazu erwidere ist: ,,Ich weiß es nicht". 

,,Du weißt es nicht? Du weißt nicht wieso du mich geküsst hast?", hackt er bereits etwas aufgebracht nach. Er beginnt die Karotte etwas schneller und unordentlicher zu schneiden. Ich habe langsam Angst dass er sich wehtut. 

Also hüpfe ich auf einem Bein schnell zu ihm und halte sein Handgelenk fest. 

,,Tu dir nicht weh", hauche ich in sein Ohr. Er dreht seinen Kopf vorsichtig zu mir und mal wieder stehen wir uns nah. Zu nah. Doch es ist keineswegs unangenehm. 

,,Hat es dir denn gefallen?", grinse ich dann verführerisch und sehe etwas in seinen Augen aufblitzen. ,,Kann ich nicht beurteilen. Es ging zu schnell", entgegnet er flüsternd und ich erwische ihn dabei wie er zittrig atmend auf meine Lippen schaut. 

,,Willst du es denn nochmal ausprobieren?", schlage ich grinsend vor und komme ihm noch näher. 

Plötzlich ertönt das Zuschlagen einer Tür und Woo zuckt erschrocken auf. Schnell wendet er sich wieder dem Essen zu. Ich verschwinde im Wohnzimmer und schmeiße mich auf das Sofa. 

Ich muss ehrlich sagen, ich bin verdammt frustriert... 

Nach wenigen Augenblicken falle ich in einen kurzen Schlaf und wache kurze Zeit später mit gewaltigen Rückenschmerzen wieder auf. 

,,San hast du Hunger?", fragt Mingi und ich schüttele schlaftrunken den Kopf. ,,Ich bin müde. Ich glaube ich gehe heute mal etwas früher schlafen.. Nacht", murmele ich und gehe hoch. 

Ich schaue unter meinem Kissen nach und finde wie erwartet einen neuen Zettel vor. 

Du machst mich verrückt

Christmas Letter // WoosanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt