»Immer noch Maus, stimmt's?« Schwungvoll trabte er in den Bau, ließ das tote Tier vor dem Schüler fallen, legte eine weiter Maus neben Echoklang und setzte sich mit seiner eigenen Beute daneben. »Welch Festmahl«, miaute er.
»Wenn ich noch eine Maus in dieser Blattgrüne verdrücken muss, steige ich auf Krieger um.« Eschenpfotes Pfote drehte die Maus, ehe sich die Heilerin deprimiert abwandte. »Da zieht man sie alle auf und heilt ihre Wunden, und das kommt als Dank zurück.«
Schlitzohr schnurrte. Eschenpfote war der Jüngste im Clan und eigentlich noch mehr als ein halbes Junges – aber er sprach schon davon, den ganzen Clan aufgezogen zu haben. Der kleine Kater hatte wirklich das Herz eines Heilers. »Du kannst ja selber jagen gehen, wenn's dich stört. Wenn ich mich erinnere, hast du bisher auch nur Mäuse gefangen.« Er schnurrte. »Buschpfote.«
Der Schüler zuckte mit der Nase, funkelte ihn kurz an und bleckte dann spielerisch die Zähne. »Das kriegst du zurück, Triefnase.«
»Kein Grund, aus dem Pelz zu fahren, Buchenpfote.«
»Aus dem Pelz fahren? Wer fährt hier aus dem Pelz, Flickenpelz?«
Beide schnurrten, zuckten mit den Ohren und aßen weiter, diesmal ganz ohne Beschwerde. Das zieht immer. Schlitzohr warf kurz einen Blick auf Echoklang, doch die Heilerin schüttelte nur seufzend den Kopf und würgte ihre Maus herunter. »Du siehst müde aus. Alles in Ordnung?«
Die Kätzin sah auf. »Du musst ja nicht mit Eschenpfote in einem Bau schlafen.«
»Pah. Denkst du, im Ältestenbau wäre es besser? Da ist es auch nicht gerade kuschelig. Und du müsstest mal Ahornstern hören.« Er rümpfte die Nase. »Dagegen ist Schnarchpfote ein Witz.«
Der Schüler legte die Ohren an. »Ich schnarche gar nicht!« Dann sah er Echoklang an. »Oder?«
Die Heilerin schnurrte nur.
»Lach nicht. Ich hole dich rüber, wenn ich Anführer bin.« Er zuckte mit dem Schwanz. Es war nur ein Scherz, doch schon die Vorstellung, Anführer werden zu können, jagte ihm eiskalte Schauer über den Körper. Der furchtbarste Job im ganzen Clan. Schon Ältester war er nur, weil es damals keinen anderen Heiler gegeben hatte – Echoklang war noch Schülerin gewesen, und Eschenpfote lange nicht geboren. Doch der Ältestenrat musste mindestens einen Heiler und mindestens einen Krieger beinhalten, also ließ man ihm keine Wahl. Und jetzt musste er auf ewig mit diesen Besserwissern in einem Bau schlafen.
Aber es hatte ja auch Vorteile. Als normaler Heiler hätte Ascheregen ihn heute sicher nicht so leicht laufen lassen.
Nun gut, zu mehr konnte ihn das Gesetz der Krieger nicht zwingen. Der Anführer wurde gewählt, von allen Katzen des Ältestenrats, und solange Nachtfrost und Eibendorn noch lebten, war er sicher. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Und er brachte immerhin ein wenig Schwung in den Rat; nicht, dass der SchattenClan zu einem Haufen griesgrämiger Katzen degenerierte. So weit konnte man es nun wirklich nicht kommen lassen!
»Ich finde es toll, dass du Ältester bist.« Eschenpfote nagte an dem letzten Knochen, biss ihn dann durch und leckte das Mark auf. »Du bist ein richtig toller Mentor.«
»Und ich wohl nicht?« Echoklang schnurrte.
»Du bist zu klug für den Ältestenrat. Der Müll dort würde dich nur verrückt machen. Und bei den Großen Versammlungen muss man immer mit diesen senilen Tattergreisen reden.« Er schauderte. »Nichts für so eine junge Kätzin.«
»Du musst dich nicht bei mir einschleimen.«
Er schenkte ihr ein mattes Lächeln, und sie ihm ein schelmisches im Gegenzug. Man sieht, dass du ihr Mentor warst.
»So. Genug geplaudert. Es geht ans Kräutersortieren. Baumpfote?«
»Kräuter sortieren?« Der kleine Kater rollte sich auf den Boden und machte große Augen. »Das habe ich doch erst vorgestern gemacht!«
Echoklang schnippte mit dem Schwanz. »Eben deshalb. Jetzt ist alles wieder durcheinander.« Langsam erhob sie sich. »Das kann ich machen, Schlitzohr. Das ist keine Aufgabe für einen-«
»Alten fetten Kater?« Er schnurrte. »Neinnein, ich mache das schon. Und du schläfst dich mal gehörig aus.« Er warf ihr einen strafenden Blick zu. »In so einem Zustand hilfst du hier niemandem. Und das von einer Heilerin.« Einen kurzen Moment wartete er, bis Eschenpfote in die Tiefen der Kräuterkammer und aus der Hörweite war. »Du kannst immer ehrlich zu mir sein, das weißt du. Wenn es irgendetwas gibt, das du mir sagen möchtest...«
Sie sah zu Boden.
»Irgendetwas, das ich wissen sollte...«
Sie seufzte.
»Ein Kater. Ich wusste es doch. Oh. Warte, lass mich raten ... da gibt es nicht so viele. Für einen Schüler bist du zu klug. Hm ... Lindenblatt? Oder ... nicht Farnstern, oder?«
Echoklang seufzte. Sehr tief. »Es dreht sich nicht immer alles um Liebe, Schlitzohr.«
Er riss die Augen auf. »Eine Kätzin? Rosendorn?«
Doch sie klopfte ihm nur auf die Schulter. »Sortier' mal deine Kräuter, Schlitzohr. Ich lege mich schlafen. Versprochen.«
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WarriorCats - Von der Wahrheit träumt man nicht (Band 1)
FanficEs scheint ein ganz normaler Morgen in der Blattgrüne zu sein, den der kleine Kater Regenjunges auf keinen Fall verpassen möchte und kurz darauf - versehentlich - sein Lager verlässt. Ein ganz normaler Tag, so wie es jeder andere, Mond um Mond, gewe...