Ein Montag wie er im Buche stand. Dreimal hatte Jannik seinen Wecker weitergestellt und war deshalb mal wieder mehr als spät dran. Eigentlich müsste er erholt sein, denn er hatte den restlichen Sonntag vor dem Fernseher verbracht und einen Reisebericht nach dem anderen geguckt. Doch dann war er so spät ins Bett gegangen, dass er nun nur schwer die Augen aufbekam.
Eines Tages wollte er die Welt bereisen. Deshalb legte er auch jeden Euro an die Seite. Aber mit dem Geld, was er bisher gespart hatte, würde er wahrscheinlich nicht mal über die Landesgrenze kommen.
Leonard war motiviert und beschwingt in den Tag gestartet, denn wenn er auf der Arbeit war, ging der Tag schnell vorbei und die zwei Wochen bis er Philipp wiedersah, würden so auch viel schneller vergehen. Außerdem hatte er auch schon eine Mail an Herrn Schumann geschickt und ihn in den Chat eingeladen.
Zwar war Janniks Postfach total überfüllt von Emails, aber es war die Nachricht von Herrn Kronberg, die er als erstes öffnete.
„Ich übernehme den Chat", rief er noch seinen beiden Kollegen zu, die drehten sich aber noch nicht mal zu ihm um.
Die linke Seite seines Mundwinkels zog sich nach oben, als ihm die Zweideutigkeit seiner Worte bewusst wurde. Nur noch größer war Leonards Grinsen in dessen Büro. Schnell schloss er noch die Tür, bevor er dem Chat an seinem Handy beitrat.Leonard_Krohnberg
Guten Morgen! Gut geschlafen?Kundenbetreuer 01
Guten Morgen. Auf einer Skala von 1-10, vielleicht eine 3. Heute so seriös?Leonard_Krohnberg
Sie haben gestern schon genug gelitten. Außerdem bin ich im Büro.Kundenbetreuer 01
Soll ich Ihnen was verraten? Ich auch. ;-)Leonard_Krohnberg
Warum war die Nacht so beschissen?Kundenbetreuer 01
Weil der Abend so lang war.Leonard_Krohnberg
Verstehe. ;-)Diese Information versetzte Leonard einen Stich, dabei war er doch ebenfalls vergeben. Was scherte es ihn. Das hier war maximal ein kleiner Flirt.
Kundenbetreuer 01
Nein, so meinte ich das nicht. Ich war allein.Puh, die Wahrheit so offen auszusprechen tat Jannik selbst weh. Herr Kronberg hatte wahrscheinlich gerade Mitleid mit dem armen Würstchen aus dem Sexshop, welches ganz alleine war, während er sich gleich mit einer Handvoll Männer vergnügte. Die Sekunden die Jannik auf eine Antwort von ihm wartete kamen ihm vor wie Stunden, deshalb tippte er schnell selbst eine Nachricht.
Kundenbetreuer 01
Nippelklemmen!Leonard_Krohnberg
Ich mag es, wie schnell Sie zur Sache kommen.Kundenbetreuer 01
Das Modell, welches Sie sich ausgesucht haben ist leider nicht verfügbar. Hätten Sie vielleicht Interesse an einem anderen?Leonard_Krohnberg
Ich hätte schon gerne dieses.Kundenbetreuer 01
Warum nicht einfach Wäscheklammern?Leonard_Krohnberg
Nicht so ansprechend von der Optik.Kundenbetreuer 01
Darf ich Sie was Privates fragen?Leonard_Krohnberg
Nur zu!Kundenbetreuer 01
Tun Sie gerne Menschen weh?Leonard_Krohnberg
Warum ist das wichtig für Sie?Kundenbetreuer 01
Weil es nicht zu dem Bild passt, was ich von ihnen habe. Ich finde Sie eigentlich ganz nett.Leonard lächelte. Das wäre der perfekte Zeitpunkt, um reinen Tisch zu machen. Aber noch wollte er den kleinen Flirt nicht aufgeben.
Leonard_Krohnberg
Wenn ich ehrlich bin, habe ich das mit den Nippelklemmen noch nie gemacht. Ich weiß gar nicht, ob sie zum Einsatz kommen. Ich möchte nicht, dass Sie ein falsches Bild von mir bekommen.Kundenbetreuer 01
Warum?Leonard_Krohnberg
Analplugs!Kundenbetreuer 01
Es wird Sie freuen. Alles vorrätig und sofort lieferbar. Wir sind vom Thema abgekommen.
Warum ist es ihnen wichtig, dass ich Sie mag?Leonard_Krohnberg
Weil Sie vielleicht mehr für mich sind als ein pinker Dildo.Der Kunde hat den Chat verlassen.
Jannik starrte noch weitere fünf Minuten auf den Bildschirm, aber weder tat sich was bei seinen Emails, noch trat Herr Kronberg wieder dem Chat bei. Also arbeitete er nun die Vielzahl an Bestellung ab, die sich nach seiner Schicht am Vortag angesammelt hatten.
Er verstand die Welt nicht mehr. Warum hatte Herr Kronberg so überstürzt den Chat verlassen? Jannik hätte es ja noch verstanden, wenn ihm die Frage zu persönlich gewesen wäre und er deshalb den Chat abgebrochen hätte, aber er hatte die Frage beantwortet. Doch nun erinnerte er sich, dass Herr Kronberg geschrieben hatte, er sei im Büro. Wahrscheinlich war er nur unterbrochen worden. So musste es gewesen sein.
Doch so war es ganz und gar nicht. Kaum, dass Leonard den Text abgeschickt hatte, war er sehr erschrocken über seine Worte gewesen. Viel zu sehr genoss er inzwischen das Gespräch mit dem netten Kundenbetreuer und viel zu oft fragte er sich, was für ein Mensch wohl dahinter steckte. Erst in diesem Moment merkte er, dass der Zeitvertreib, als das es begonnen hatte, zu viel mehr geworden war.
Sein schlechtes Gewissen plagte ihn so sehr, dass er sofort Phillip anrief. Aber natürlich nahm dieser nicht ab. „Hallo Schatz, ich musste gerade an dich denken und wollte dir nur sagen, dass ich dich vermisse", sprach er ihm auf die Mailbox. Jetzt fühlte er sich noch schlechter, denn er hatte einem fremden Mann Hoffnung gemacht, während er seinen Freund belog. Seit dem Treffen bei seiner Oma hatte er nicht einmal mehr an Phillip gedacht und er fragte sich wohin ihn das alles führen würde.
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Fehlgeleitet - Zum Glück verklickt
RomantizmKann aus einer fehlgeleiteten Email eines Sexshops die große Liebe werden? Kann eine Beziehung funktionieren, die auf einer Lüge beruht? Diese Fragen müssen sich Jannik und Leonard stellen, nachdem ersterer versehentlich eine Email an Leonard schi...