Vergangenheit

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TW: Missbrauch, Verletzung
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Y/Ns Stimme beginnt zu zittern.
Jetzt ist es Bucky, der ihre Hand in seine schließt und sie somit beruhigt.
„Meine beste Freundin Delilah hat mich dazu überredet, feiern zu gehen. Das habe ich damals eigentlich nie getan. Aber sie meinte an meinem 18. Geburtstag muss ich es doch mal so richtig krachen lassen. Wir hatten Ausweise, mit denen wir in jede Bar reinkamen und nach einiger Zeit hat mich ein junger Mann namens Ben angesprochen. Er war sehr nett zu mir und wir haben uns gut verstanden.
Laut Delilah sollte ich aufhören auf meinen Traumprinzen zu warten und endlich anfangen, mein Leben zu genießen.
Also habe ich etwas getan, auf das ich nicht stolz bin. Ich bin mit ihm mitgegangen. Gott, es war sogar meine Idee zu seiner Wohnung zu gehen."
Y/N stockt für einen Moment und schließt die Augen.
Sie merkt, dass Bucky ihre Hand weiterhin fest umschlossen hält, um ihr zu zeigen, dass er da ist.
„In seiner Wohnung angekommen musste ich auf Toilette und ich bin aus Versehen in das falsche Zimmer gegangen."
Y/N hält die Augen weiterhin geschlossen und es fühlt sich so an, als wäre sie wieder dort.
„Es war nicht das Badezimmer?"
„Nein. Es war ein Raum voll mit privaten Dingen und Bildern. Alles von mir. Das muss er über Monate gesammelt haben."

Sie öffnet die Augen, denn sie erträgt die Bilder, die sich in ihren Gedanken abspielen nicht mehr.
„Das nächste, was ich weiß ist, dass er mir einen Schlag auf den Hinterkopf gab und ich gefesselt in diesem Raum wieder aufgewacht bin. Von da an war ich sein Spielzeug, seine Puppe."
Y/Ns Stimme bricht ab.
„Du musst nicht weiterreden." Bucky sieht sie verständnisvoll an.
„Ich weiß, aber ich vertraue dir."
Diese Worte bedeuten Bucky viel mehr, als er jemals gedacht hätte. Für einen kurzen Moment schauen sich die beiden nur in die Augen und vergessen alles um sie herum.

Y/N blickt zu Boden. Denn das, was sie jetzt erzählen wird, ist für sie der schwerste Teil.
„Er hat mich misshandelt, verletzt und dutzende Male in die Ohnmacht gewürgt. Ich dachte, er wird mich irgendwann umbringen."
Y/N kann die Tränen nun nicht mehr zurück halten und Bucky zieht sie in seine Arme.
„Deshalb hast du vor einigen Wochen beim Training so reagiert oder ?"
Y/N nickt. „Es lag nicht an dir, ich habe plötzlich ihn vor mir gesehen und nicht mehr dich. Deine Hand um meinen Hals hat mich wieder in dieses Zimmer zurück versetzt."

Bucky verspürt Reue und Schuldgefühle, als er diese Worte hört. Er kann sich kaum vorstellen, wie sie sich gefühlt haben muss. Er senkt seinen Blick und schaut auf seinen Arm.
„Es tut mir leid."
„Entschuldige dich nicht dafür. Das war nicht deine Schuld. Das ist alleine nur seine Schuld."
Y/N streicht über seine Hand und schaut ihm tief in die Augen.

„Wie bist du da raus gekommen?"
Y/N atmet noch einmal tief durch und redet weiter.
„Sechs Monate hat er mich festgehalten und misshandelt. Es wurde jeden Tag schlimmer und ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, als sich plötzlich die Tür öffnete und dort nicht mein Stalker stand, sondern jemand anderes.
Ein Bekannter, der sich ebenfalls in der Tür geirrt hatte. Ben hat ihn bewusstlos geschlagen und ist dann sofort abgehauen. Zum Glück ist sein Bekannter nach einiger Zeit wieder zu Bewusstsein gekommen und hat mich befreit."

Bucky streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
„Wurde er gefasst?"
Y/N schaut zu Boden und schüttelt mit dem Kopf.
„Nein. Er ist wie ein Geist. Es gibt keine Nachweise über ihn oder seine wahre Identität und sie gehen davon aus, dass er sein Aussehen verändert hat, damit er sein ‚normales' Leben weiterleben kann. Manchmal stelle ich mir die Frage, wo er da draußen ist und ob er irgendwann wieder versucht, mich zu entführen."
Y/N spürt die Panik in ihr aufsteigen.

„Das wird nicht passieren."
„Wieso bist du dir da so sicher?"
Bucky lächelt sie an.
„Weil du jetzt uns hast, wir passen auf dich auf. Ich passe auf dich auf."
Diese Worte beruhigen Y/N auf eine Art und Weise, die ihr neu ist. Sie fühlt eine Verbindung zu ihm, die es ihr zulässt ihm komplett zu vertrauen.

Sie geht einen Schritt von Bucky zurück und sieht ihn an.
Ohne groß darüber nachzudenken zieht sie ihren Hoodie über ihren Kopf und steht das erste Mal in einem ärmellosen Oberteil vor ihm.
Bucky mustert jeden Zentimeter ihrer Haut und sieht sie dann bestürzt an.
„Hat er dir das angetan?"
Y/N nickt. Noch nie hat sie jemandem all ihre Narben offenbart. Nur Nat und Clint wissen davon.
Bucky kommt auf sie zu und fährt mit der Hand über jede Narbe auf ihren Armen.
„Darf ich?" Y/N nickt erneut. Sie hätte nie gedacht, dass sie mal jemand so berühren kann.
Langsam hebt er ihr Oberteil über den Bauchnabel und sieht auch dort die Narben und Verletzungen, die Ben ihr zugefügt hat.
Er lässt das Oberteil wieder ab und schließt sie in eine innige Umarmung ein.

„Weißt du, was das schlimmste daran ist?" Y/N bekommt vor Emotionen fast keinen ganzen Satz heraus gebracht.
„Jede dieser Narben erinnert mich tagtäglich daran, wie schwach ich damals war."
„Nein."
„Wie nein?" Sie sieht Bucky verwirrt an.
„Weißt du, was ich bei jeder dieser Narben sehe?" Er streicht über ihren Arm.
„Ich sehe, wie stark du warst und immer noch bist. Jede dieser Narben zeigt, wie sehr du gekämpft hast, um das zu überstehen, um zu überleben."
„Danke." Diese Worte hat sie gebraucht und sie ist dankbar, sie von ihm zu hören.

„Also siehst du.."
„Was?" Bucky schaut sie verwirrt an.
„Du bist nicht der einzige hier, der kaputt ist."
Für einen Moment lang schauen sich die beiden einfach nur an.
Dann durchbricht Y/N die Stille.

„Darf ich dich etwas fragen?"
„Klar."
„Wieso hast du kein Bett?"
Sein Blick verändert sich. Er schaut zu Boden.
„Ich hatte nie das Gefühl, dass ich das verdient habe."
„Ein eigenes Bett?"
Er nickt.
„Bucky.." Ihre Stimme wird sanft. „Du hast viel mehr verdient, als nur ein Bett."
Sie lächelt ihn an und er tut es ihr gleich.
„Versprich mir, dass wir dir ein Bett besorgen werden."
„Okay, ich verspreche es."
„Und bis dahin..."
„Bis dahin was?"
Bucky schaut Y/N fragend an.
„Bis dahin schläfst du bei mir."
Verwirrt schaut er sie an.
„Also hol dir deine Schlafsachen und komm rüber. Ich bereite das Sofa schon mal vor."
Ohne dass er noch etwas sagen kann, verlässt sie den Raum.

Ein paar Minuten später betritt Bucky Y/Ns Zimmer. Y/N kommt ihm aus dem Badezimmer entgegen.
„Hey, ich schlafe auf dem Sofa und du kannst das Bett nehmen."
„Ich nehme dir doch dein Bett nicht weg."
Er schüttelt den Kopf und geht Richtung Sofa.
Plötzlich stellt Y/N sich ihm in den Weg.
„Bucky..." Sie schaut ihn ernst an.
„Wann hast du das letzte mal in einem Bett geschlafen?"
Er senkt seinen Blick.
„Ich weiß es nicht."
„Also tu mir den Gefallen und nimm das Bett."
Er seufzt, da er merkt, dass Diskussionen ihm nichts bringen.
„Okay."
„Danke." Y/N grinst ihn an und macht sich dann auf dem Sofa breit.
„Schlaf gut."
„Schlaf gut, Y/N."

Nach einiger Zeit merkt Y/N, dass Bucky eingeschlafen ist.
Sie schaut ihn an und denkt an seine Worte.
Könnte es wirklich sein, dass die beiden sich ineinander verlieben?
Über diesen Gedanken schließt sie ihre Augen und schläft ein.

Destiny will find its way / Bucky Barnes POVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt