März 1994━━━━━
Schloss Hogwarts━━»DU ERINNERST MICH sehr an sie. An deine Mutter.«
»Danke«, sagte Emilia mit Stolz in der Stimme und zog die Beine auf die alte Ledercouch.
»Das – das war kein Kompliment«, entgegnete Remus ihr leise und sah auf seine Hände. »Wenn du nicht aufpasst, dann wirst du irgendwann alle verletzten, die dir nahestehen. Willst du das?«
»Was weißt du schon davon, wer mir nahesteht? Du kennst mich nicht.« Emilia schnaubte.
Der Mann vor ihr mochte vielleicht ihr Vater sein, der Mann, den ihre Mutter einst geliebt hatte, doch war er für sie nicht mehr als das. Nicht mehr als ein Mann, dessen Nase ihrer ähnelte und dessen Gene sie teilte.
»Du gibst mir ja auch keine Chance, dich kennenzulernen«, seufzte er und fuhr sich durch die Haare. Sein Blick war voller Sorge, seine Stirn voller tiefer Falten. Ob er sich wünschte, nie von ihr erfahren zu haben? Ob er sich schämte, dass sie seine Tochter war? Ob er sich fragte, wie es hätte sein können, wenn er ihrer Mutter damals Glauben geschenkt hatte?
Doch Emilia war es gleich.
Als sie ihn gefunden hatte, als sie endlich einen Anhaltspunkt auf ihre Wurzeln entdeckt hatte, war so etwas wie Hoffnung in ihr aufgekommen. Sie hatte sich gefragt, ob er so etwas wie Familie für sie werden könnte. Ob er, ihr Vater, ihr zeigen könnte, dass Verbundenheit über das Blut mehr war, als nur Biologie.
Doch schnell hatte sie gemerkt, dass die beiden so wenig verband wie Feuer und Wasser es taten. Und trotzdem lud er sie immer wieder zum Tee ein, versuchte, sie kennenzulernen, versuchte ihr der Vater zu sein, der er vor 15 Jahren hätte sein sollen.
»Du willst mich nicht kennenlernen, du willst mich ändern«, entgegnete sie ihm schnippisch und erhob sich von der Couch. »Aber das sind verschenkte Mühen.«
Remus erhob sich ebenfalls, streckte eine Hand nach ihr aus, als wolle er sie daran hindern, das Zimmer zu verlassen. »Ich will dich nicht ändern – nur, dass du aus meinen Fehlern lernst.«
»Das was du als Fehler beschreibst steht direkt vor dir. Also danke, aber nein danke.« Sie wand sich von ihm ab, trat um den Tisch herum und auf die schwere Holztür zu, die sie aus seinem Büro führen sollte.
»So meinte ich es nicht«, stieß er hervor, sichtlich verzweifelt über ihre Worte und ihre Dickköpfigkeit.
»Ich denke du solltest mich nicht mehr einladen«, antwortete Emilia nur, ehe sie die Hand um den Türknauf schloss und ihn ohne eines weiteren Blickes alleine in seinem Büro zurückließ.
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Beck begrüßte sie mit seinem zurückhaltenden Lächeln, das nach außen hin nach nicht viel aussehen musste, in ihrem Inneren jedoch alle Knoten löste.
»Hey!«, machte er und stupste dann den Zweitklässler neben sich an. »Zieh Leine!« Mit einem Nicken wies er den Jungen an, den Platz neben sich freizugeben. Erst sah der verwundert drein – uneinsichtig darüber, warum er auf die Worte des älteren hören sollte. Doch als Beck seinen Blick senkte und seine Augen aufblitzen ließ, überlegte der Junge nicht lange weiter und erhob sich schnell von der Bank.
Emilia würdigte den Jungen keines Blickes und ließ sich schließlich mit einem Seufzen auf seinem Platz am Slytherin Tisch fallen.
»Warum gibt es schon wieder Kartoffeln? Ich hasse Kartoffeln«, brummte sie und griff stattdessen nach der Platte mit den würzigen Steaks, um sich gleich zwei davon auf ihren Teller zu heben.
»Soll ich dem Schulverband schreiben?«, fragte Beck gleich.
Emilia schnaubte. »Du solltest mal lieber deinen Aufsatz für Verteidigung schreiben, anstatt deine Energie schon wieder für einen Beschwerdebrief zu verschwenden.« Sie löste den Knoten ihrer Krawatte und streifte sie sich über den Kopf. Unwirsch warf sie sie auf die Bank neben sich und atmete auf, als sei sie zusammen mit der Krawatte ihres Hauses einen dicken Strick losgeworden, der um ihren Hals gelegen hatte.
»Ach, ich könnte ihm einen Aufsatz über den Einfluss von Toilettenspülungen bei der Bekämpfung des Dunklen Lords abgeben und er würde es immer noch gut bewerten.«
»Als könnte er mich damit kaufen«, spottete Emilia, schnaubte und stach mit ihrer Gabel feste in das dicke Stück Fleisch auf ihrem Teller.
»Apropos: Wie war's bei deinem Vater?«, fragte Beck schließlich und legte einen Arm um sie.
Emilia zögerte nicht mit ihrer Antwort. Sie kam so trocken über ihre Lippen wie das Steak auf ihrem Teller: »Ich habe keinen Vater«, sagte sie bestimmt und riss mit ihrem Zähnen einen Bissen von dem Fleisch ab.
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When Darkness Falls - Bring Back Beck (Lost and Found Spin Off)
Fanfiction... in which a Gryffindor falls for a Slytherin and the world falls into darkness. -ˋˏ ‧ 𓆩✧𓆪 ‧ ˎˊ- Wie hätte die Geschichte von Lost and Found ihren Lauf genommen, wenn Emilia sich damals für den Slytherin Beck entschieden hätte? Was wäre passier...