Kapitel 7

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Juli 1997━━━━━
Surrey ━━


BLITZE SCHOSSEN DURCH DIE LUFT, ausgelöst von stummen Zaubern und dunklen Flüchen.

»Da sind sie«, rief Emilia dem Maskierten neben sich zu und deutete in die Luft.

Die Gestalt von Harry Potter sauste pfeilschnell an ihnen vorbei, mit etwas Abstand zu einer größeren, älteren Gestalt. »Arthur«, flüsterte sie zu sich selbst und biss sich feste auf die Unterlippe. Warum mussten sie sich unbedingt einmischen? Warum konnten sie nicht endlich die richtige Seite erkennen?

Sie nahm Anlauf, um sich schließlich auf ihren eigenen Besen zu schwingen und in rasantem Tempo in die Luft zu steigen. »Ich nehme Potter«, rief sie ihrem Komplizen zu, der stumm nickte und seinen Besen zur Seite riss, um Arthur Weasley ins Visier zu nehmen.

Es kostete ihr alles ab, mit der schmalen Gestalt auf dem Besen mitzuhalten. Wenn es nicht der echte Harry Potter sein sollte, war die Person unter der Maskerade dennoch ein geübter Flieger, soviel stand fest.

Doch er ließ sich von dem älteren Mann hinter sich ausbremsen, der sichtlich große Mühe hatte, mit Harry mitzuhalten.

Das war ihre Chance. »Stupor!«, rief sie, als sie mit Harry Potter auf einer Höhe war und zielte mit festem Blick auf den Jungen neben sich.

Sie erwischte bloß den Schweif seines Besens, was ihn zwar zum Wankeln brachte, ihn jedoch nicht am Weiterfliegen hinderte.

Erschrocken sah er zu ihr auf, musterte sie einen Moment, versuchte vermutlich jemanden unter der Kapuze und der dunklen Maske zu erkennen.

Sie schwang ihren Zauberstab noch einmal, diesmal stumm und schickte einen hellroten Blitz in seine Richtung.

Der Junge reagierte jedoch schnell und wehrte den Fluch gekonnt mit einem Schutzzauber ab.

Etwas an seiner Haltung und seiner Flugweise kam ihr nur zu gut bekannt vor. Doch sie konnte es nicht recht einordnen.

Bis...

Emilia war für einen kurzen Moment unaufmerksam, als plötzlich ein Feuerball auf sie zugeschossen kam und ihren Besenschweif in lodernde Flammen tauchte. Hektisch drehte sie sich um und schrie »Aquamenti«, um das Feuer mit einem festen Wasserstrahl aus ihrem Zauberstab wieder zu ersticken.

Doch als sie sah, wie der eine Mundwinkel des Jungen sich bei ihrem Anblick zu einem schelmischen Grinsen hochschob und er triumphierend auflachte, wusste sie plötzlich, wen sie vor sich hatte.

Schlagartig wurde sie langsamer, ihre Hände rutschten über ihren Besenstiel und ihr Atem ging schneller. Das konnte doch nicht wahr sein.

Der Junge nutzte den Moment ihrer Unachtsamkeit und schoss einen weiteren Zauber auf sie, der den Rand ihres Gesichtes streifte und sie ins Taumeln brachte.

Ihre verschwitzten Hände machten es ihr schwer, sich ordentlich auf dem Besen zu halten, doch sie presste ihre Handflächen so feste sie konnte in das glatte Holz. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr Gesicht an der Stelle, an der der Fluch sie getroffen hatte und sie hob eine Hand hoch, um ihr Gesicht abzutasten.

Es fiel ihr im selben Moment auf, als sie dem Jungen vor sich in die weit aufgerissenen Augen starrte.

Ihre Maske war von seinem Zauber zersprungen und zusammen mit ihrer Kapuze von ihrem Gesicht gerutscht.

»Emilia?«, fragte er entsetzt und sah sich schnell zu Arthur um. »Dad, es ist Emilia. Wir können nicht-« Er verstummte schnell und sah der jungen Hexe noch einmal ins Gesicht.

Mit festem Griff schob Emilia sich ihre Kapuze zurück aufs Haar und löste ihren Blick damit von den beiden Zauberern.

»Er ist es nicht«, schrie sie ihrem Verbündeten zu, der sie in diesem Moment eingeholt hatte. »Verschwenden wir keine Zeit mehr an ihnen«, ordnete sie an, nickte zur Seite und brach dann ihrem Komplizen voran zur Seite aus, um nach einem weiteren Potter-Double zu suchen.

Warum musste er immer wieder auftauchen? Warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Sie verfluchte ihn dafür, dass er ihr nicht die Chance gab, ihn zu vergessen. Doch immerhin war er einst ihr bester Freund gewesen, immerhin hatte sie einst so etwas wie Gefühle für ihn empfunden. War es nicht eigentlich lange genug her? Und doch ließ sie sich von ihm verunsichern, ließ sich von seiner Anwesenheit schwächen.

Dabei hatte sie sich bei ihrem letzten Besuch geschworen, dass es beim nächsten Mal nicht so sein würde, dass sie sich nicht blenden lassen würde von dem, was einst gewesen war.

Abrupt brachte sie ihren Besen in der Luft zum Stehen. Wut kochte in ihr auf. Eine unaufhaltsame Wut, die ausgelöst wurde von dem Chaos, das ihre Gefühle in ihrem Inneren anrichteten.

Sie konnte in der Ferne sehen, wie Arthur Weasley und sein Sohn wild diskutierten, auf sie zeigten und gestikulierten.

Schwörst du deine ewige Treue gegenüber dem Dunklen Lord und seinen Absichten, hallte die Stimme von Bellatrix Lestrange in ihren Ohren wider. Sie hatte sich entschieden. Wieder und wieder hatte sie sich für die richtige Seite entschieden, die dunkle Seite. Also musste sie sich verdammt nochmal auch dem stellen, was damit einherkam.

Darum umklammerte sie ihren Zauberstab feste, atmete tief ein und sagte mit fester Stimme »Confringo!«, ehe sie den Stab schwang und sie einen hellleuchtenden Blitz in die Richtung der beiden Weasleys schickte.

Sie großen Augen von Arthur Weasley und sein ausgestreckter Finger waren das letzte, was sie sah, ehe ihr Zauber mit einem lauten Knall und Feuerball sein Ziel traf.

Die Rauchwolken versperrten ihre Sicht auf die beiden Männer, weshalb sie sich schnell von ihnen abwandte und sich mit einem tiefen Atemzug auf ihrem Besen nach vorne lehnte, um in vollem Tempo hinter ihrem Verbündeten herzufliegen.

-ˋˏ ‧ 𓆩✧𓆪 ‧ ˎˊ-

When Darkness Falls - Bring Back Beck (Lost and Found Spin Off)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt