Kapitel 4

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April 1996━━━━━
Schloss Hogwarts ━━

EIN LAUTER KNALL erschütterte das Schloss, das bis zu diesem Moment von einer friedlichen Ruhe umgeben gewesen war.

Doch mit einem Mal wachte das Schloss aus seiner Starre auf, Menschen schrien, weitere Knalle erfüllten die Luft und Rauchschwaden krochen durch die Gänge und nahmen das Gemäuer Stück für Stück in sich auf.

»Was war das?«, fragte Emilia mit hochgezogener Augenbraue, erhob sich von ihrem Platz in der Bibliothek und rückte das Abzeichen auf ihrer Brust zurecht.

Die Schülerinnen um sie herum sahen verwirrt drein, liefen zu den Fenstern, um den Ursprung des Aufruhres zu erkennen. Doch sie wurden enttäuscht.

Emilias Schritte waren schnell, laut hallten sie von den Wänden. Ihren Zauberstab hielt sie mit festem Griff vor sich ausgestreckt, bereit ihn zu benutzen.

Es war nicht schwer, den Ursprung des Getümmels auszumachen, denn das gesamte Schloss schien zuzuschauen, sich seinen Weg zu der Show zu bahnen, die ihnen in der Großen Halle geboten wurde.

Emilia zuckte, als über ihrem Kopf plötzlich ein Feuerwerk explodierte und kleine Funken auf sie niederregneten. Sie wusste genau, wessen Handschrift das war – und kaum hatte sie diesen Gedanken gehabt, sausten auch schon zwei Rotschöpfe auf ihren Besen an ihr vorbei.

»Natürlich, wer sonst«, sagte sie laut und ließ die beiden Zauberer mit ihren Worten auf ihren Besen abbremsen.

Sie blieben in der Luft stehen, tauschten einen Blick aus, nickten sich zu, ehe einer der beiden wieder losflog und der andere sich umdrehte und langsam zu Boden sank.

»Das wird euch einige Hauspunkte kosten«, erklärte Emilia, die Hand noch immer feste um ihren Zauberstab gepresst.

Fred trat langsam auf sie zu, den Besen über eine Schulter gelegt.

»Viel Spaß dabei. Das schert uns jetzt auch nicht mehr.«

»Und sicher einen Monat lang nachsitzen«, fügte Emilia hinzu, die Augen verengt.

»Tu, was du nicht lassen kannst, aber das müsstest du dann wohl auf die Winkelgasse verlegen.« Sein Grinsen war schelmisch und erhaben. Es gab seinen Wissensvorsprung preis, über etwas, das Emilia nicht verstand.

»Wovon redest du?«

»Wir hauen ab. Schmeißen die Schule. Uns hält hier nichts mehr.«

»Aber – aber euer Abschluss

»Brauchen wir nicht, danke Mum. Wir haben Größeres vor.« Er grinste, griff sich in die Jackentasche und zog ein zerknicktes buntes Stück Papier hervor, das er ihr gleich hinhielt. Neugierig schnappte sie danach und las sich den Text mit zusammengezogenen Bauen durch.

Weasleys Zauberhafte Zauberscherze, Neueröffnung am ersten Samstag der Sommerferien.

»Komm' mal vorbei, wenn ... deine Phase hier« Er zog mit seiner Hand Kreise in die Luft. »vorbei ist.«

Sie sah ihm in die Augen, dann zerknüllte sie den Flyer in ihrer Hand und ließ die Papierkugel auf den Boden fallen.

»Autsch«, sagte er, verlor sein Grinsen dabei jedoch nicht. »Wie du meinst... Wahrscheinlich lässt dein Beschützer dich eh nicht alleine in der Winkelgasse rumlaufen, was?«

Der Zauberstab in ihrer Hand bebte.

»Hab gehört man darf dir gratulieren. Euch... Zwangshochzeit, wie romantisch.«

»Du hast doch keine Ahnung, wovon du redest.«

»Stimmt, es war nur ein Zufall, dass du gerade erst 17 warst und ihr beide aus reinblütigen Familien stammt.« Er zog eine Braue hoch. »Wobei es mich schon wundert, auch wenn deine Mum ein Reinblut war ... dein Dad ist immerhin-«

Emilia machte einen Satz nach vorne, ihr Zauberstab schnellte vor und sie bohrte ihm die Spitze feste in die Brust. »Vorsicht«, knurrte sie und funkelte ihn böse an.

»Schon gut, schon gut«, machte Fred und hob die Hände in Verteidigung hoch. Sein Grinsen war verblasst.

Langsam ließ sie den Zauberstab wieder sinken. Ihr Herz raste. Was bildete er sich darauf ein über ihr Leben zu urteilen? Über den Bund, den sie mit Beck eingegangen war – ein Bund der Liebe, der Ehre. Ein Bund, der ihre Familien miteinander verband und großes für die Zukunft versprach.

»Du kannst immer zurückkommen«, hauchte Fred dann. »Du hast im Fuchsbau immer eine Familie, die auf dich wartet.«

Emilia schnaubte. »Ich brauche euch nicht«, wand sie ein. »Ich habe eine Familie.«

»Es ist noch nicht zu spät, sich für die richtige Seite zu entscheiden.«

»Ich habe mich für die richtige Seite entschieden – und es wird der Tag kommen, da werdet auch ihr einsehen, dass es nur eine richtige Seite gibt«, zischte sie. »Dass es nur eine mögliche Seite gibt.« Ihr Mundwinkel hob sich zu einem überlegenen Grinsen.

Fred schnaubte. »Glaub mir, das haben wir schon längst eingesehen.«

Emilia lachte auf. »Ihr habt doch keine Ahnung, was auf euch zukommt. Ihr wisst nichts

»Dann klär mich auf.«

Emilia schüttelte den Kopf und machte einen Schritt nach hinten. Nicht weit von ihnen explodierte noch ein Feuerwerk und ein schriller Schrei drang an ihre Ohren. Umbridge.

Fred drehte sich um.

»Du solltest jetzt verschwinden«, murmelte Emilia und seufzte.

»Wir werden uns wiedersehen.«

»Ich hoffe nicht«, entgegnete sie ihm leise. Denn sie wusste, dass sie es nichts Gutes heißen könnte, wenn sie sich noch einmal begegneten. Dass sie vermutlich auf zwei verschiedenen Seiten stehen würden, auf zwei verschiedenen Seiten kämpfen würden – gegeneinander kämpfen würden.

»Ganz bestimmt«, sagte er und setzte wieder sein breites Grinsen auf. Dann entfernte er sich rückwärts von ihr, zwinkerte ihr noch einmal zu, ehe er sich umdrehte, ein Bein über seinen Besen schwang und sich vom Boden abstieß.

Er sauste noch einmal über ihrem Kopf im Kreis entlang und verschwand nicht aus dem Raum, ohne einen Knaller über ihrem Kopf zu entzünden und sie in einem Regen aus roten und goldenen Funken zurückzulassen.

-ˋˏ ‧ 𓆩✧𓆪 ‧ ˎˊ-

When Darkness Falls - Bring Back Beck (Lost and Found Spin Off)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt