Kapitel 8

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September 1997━━━━
Küste Südenglands ━━

EIN KNALL FÜLLTE DIE SALZIGE LUFT, als die Hexe und die zwei schwarz gekleideten Zauberer plötzlich aus dem Nichts auftauchten. Ein weiterer Knall ertönte, als die Hexe im nächsten Moment ihren Zauberstab hob und auf die Frau richtete, die sie mit großen, erschreckten Augen anstarrte.

Sie wurde von den Füßen gerissen, flog mit einem lauten Schrei zurück und landete mit dem Rücken auf einem großen Stein.

Doch sie ignorierte den Schmerz, der ihren Rücken einnehmen musste und zog blitzschnell ihren eigenen Zauberstab hervor, um ihn sogleich auf Emilia zu richten.

»Stupor!«, schrie die Frau und traf Emilia damit so unerwartet, dass sie von dem Schockzauber von den Füßen gerissen wurde.

Obwohl Emilia im Gras landete, war der Aufprall hart und ließ all die Luft aus ihren Lungen weichen. Keuchend versuchte sie, sich aufzusetzen, hustete und drehte sich auf die Seite, um nach Luft zu schnappen.

Einer der Maskierten kam zu ihr gelaufen und streckte ihr seine verdreckte Hand entgegen. Doch sie warf ihm bloß einen missbilligenden Blick zu und schlug seine Hand weg. »Kümmer' dich lieber um sie!«, knurrte sie und deutete auf die Frau, die sich jetzt mit dem letzten Todesser duellierte.

Sie war stark, kannte die Regeln des Duells und wusste, sich zu verteidigen. Doch das würde ihr in diesem Kampf nichts nützen, denn sie waren zu dritt.

Emilia schob sich vom Boden hoch, klopfte ihren langen schwarzen Umhang ab und hob ihren Zauberstab vom Boden auf, der wenige Meter neben ihr aufgekommen war.

»Das wird ein Spaß«, murmelte sie, straffte ihre Schultern und feuerte einen roten Lichtblitz auf die Frau los.

Er traf sie in die Seite und ließ sie aufschreien und zusammenfahren. Doch sie erhob sich im nächsten Moment auch schon wieder und wirbelte ihren Zauberstab herum.

Die beiden Frauen duellierten sich eine Weile, bunte Blitze füllten die Luft und ließen die Erde erzittern. Doch es dauerte nicht lange, bis Emilia die Frau überwältigen konnte und Mulciper und Goyle sie mit ausgestreckten Zauberstäben am Boden hielten.

»Also gut«, begann Emilia, trat auf die Frau zu und kniete sich neben sie ins Gras. »Man sagte uns, du weißt, wo sich Potter aufhält«, zischte sie und strich der Frau dabei bedrohlich mit dem Zauberstab eine Strähne aus dem Gesicht.

»Dann hat man euch falsch informiert«, knurrte die Frau und versuchte, sich Emilias Berührung zu entziehen.

»Meine Quelle ist eigentlich immer ziemlich zuverlässig«, erklärte Emilia in ruhiger Stimme weiter und fuhr ihren Zauberstab von der Schläfe der Frau zu ihrem Unterarm. Mit Druck bohrte sie die Spitze des Stabes in den Arm der Frau und murmelte unverständliche Worte, woraufhin sich kleine schwarze Käfer aus dem Holzstab lösten und unter die Haut der Frau zu krabbeln schienen.

Sie sah erschreckt auf, versuchte, ihren Arm wegzuziehen, doch auch, wenn sie es schaffte, dass Emilia ihren Zauberstab zurückzog, breiteten die Käfer sich weiter unter ihrer Haut aus und bohren sich in das Fleisch der Frau.

Voller Qualen blies sie ihre Wangen auf und unterdrückte die Schreie, die ihre Kehle verlassen wollten. Sie keuchte und stöhne, ihre Augen verdrehten sich und ihre Glieder zuckten.

Bis Emilia den Zauber auflöste, die Frau schlagartig nach Luft schnappte und sich ihre Glieder entspannten. Sie holte tief Luft, stöhnte noch einmal auf und sah Emilia dann in die Augen.

»Du kannst mich quälen, wie du willst. Ich werde dir dennoch nichts sagen«, flüsterte sie mit kratziger Stimme.

»Schade«, entgegnete Emilia ihr mit einem falschen Lächeln, erhob sich und ließ ihren Zauberstab wieder auf die Frau schnellen. »Crucio!«

Die Frau wand sich plötzlich unter Qualen. Ihre Augen liefen rot an, ihre Arme und Beine krümmten sich und die Schreie, die ihre Kehle verließen, hinterließen eine Gänsehaut auf Emilias Armen.

»Crucio«, sagte sie noch einmal und schluckte das Unbehagen einfach herunter, das sich dabei in ihr breitmachte. »Und jetzt sag mir, wo sie sind.«

»Ich kann nicht!«, schrie sie. »Ich kann es nicht, weil ich es nicht weiß.«

»Mir wurde gesagt, dass du es weißt. Also wie kommt es, dass du sagst, dass du es nicht tust?«, fragte sie und schnalste mit der Zunge.

»Ich weiß es nicht!«, sagte die Frau am Boden mit kratziger Stimme, hustete und spuckte Blut vor ihre Füße.

»Schade«, entgegnete sie ihr trocken, seufzte genervt und zielte ihren Zauberstab erneut auf die Frau. »Crucio!«

Ihr Schrei war laut und schmerzerfüllt, doch er löste nichts mehr in Emilia aus.

In einem Moment der Stärke stützte die Frau sich auf ihre Unterarme ab, sah ihr noch einmal in die Augen und machte dann mit all der Kraft, die ihr noch blieb einen Hechtsprung zur Kante der Klippe, hinter der sie sogleich mit einem letzten Schrei verschwand und mit einem dumpfen Aufprall auf den Steinen in der Tiefe aufschlug.

»Du wählst, was du wählst.« Emilia stöhnte und drehte sich um, um die anderen schwarzgekleideten Gestalten anzuschauen. »Wir brauchen wohl eine neue Spur, schätze ich. Mulciper« Sie nickte einem kleinen, grimmigen Mann zu. »Mach da unten sauber. Wir können keine Beweise gebrauchen.«

Angewidert wagte sie einen letzten Blick über die Klippe, über die sich die Hexe gerade gestürzt hatte. Dann hob sie den Blick übers Meer und steckte ihren Zauberstab zurück in das Holster an ihrem Gürtel.

Ihre Adern kribbelten noch immer vor Energie, die ihren ganzen Körper zum Beben brachte. Sie hatte in den letzten Wochen ihren Gefallen daran gefunden, ihre Palette an Zaubern auszuweiten, sich an der dunkelsten Magie zu probieren – und es gefiel ihr. Es ließ sie aufblühen, wie noch nichts anderes zuvor.

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»Das war ungünstig.« Lord Voldemort schritt an der großen Fensterfront auf und ab, die Hände hinter dem Rücken ineinander verschränkt.

»Ich konnte es nicht verhindern. Sie hat sich einfach über die Klippe gerollt«, versuchte Emilia ihr Handeln zu verteidigen.

»Dann hättest du sie davon abhalten müssen«, sagte er plötzlich laut, drehte sich energisch um und schlug mit der Faust auf den massiven Schreibtisch zwischen ihnen.

Emilia zuckte heftig zusammen und wich einen Schritt zurück. »Wärt Ihr dabei gewesen, dann-«

»Muss ich mich denn wirklich um alles selbst kümmern?«

»Nein, natürlich nicht. Ich meine ja nur-«

»Dann enttäusch mich das nächste Mal nicht wieder. Sie war die einzige Spur, die wir seit Wochen hatten«, zischte er und verengte die Augen zu Schlitzen.

»Ich werde eine neue Spur finden, ganz sicher«, versuchte Emilia ihn zu beruhigen. Doch es half nicht.

Sein hämisches Lachen war laut und schrill. »Das möchte ich für dich hoffen. Denn Lord Voldemort enttäuscht man kein zweites Mal.«

Sie schluckte, versuchte jedoch ihre Fassung zu bewahren und nickte einmal.

»Hast du mich verstanden?«, knurrte der dunkle Zauberer und glitt über den kalten Boden, bis er direkt vor ihr stand. Ohne Vorwarnung legte eine seiner Hände sich auf ihren Hals und drückte ganz sanft zu.

Doch es genügte, um Emilias Hände zum Zittern zu bringen. Sie hielt dem Blick des Mannes stand, sah ihm starr in die roten Augen und sagte mit fester Stimme: »Ja, ich habe Euch verstanden.«

Er verengte seine Augen noch einmal kaum merklich, dann drückte er einmal feste zu, ehe er seine Hand zurückzog, sich von ihr abwand und sie hustend zurückließ.

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When Darkness Falls - Bring Back Beck (Lost and Found Spin Off)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt