Kapitel 1

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Montage waren Scheiße. Alle, die anderer Meinung waren, hatten wohl keine Schulbildung genossen. Anders konnte ich mir das nicht erklären. Der einzige Lichtblick am heutigen Morgen, der mich aufstehen ließ, war mein bester Freund, welcher mich wie jeden Schulmorgen abholte. Insgeheim war ich auch etwas, ich meine etwas viel, in ihn verknallt. Aber das war kein Wunder, bei seinen blauen Augen, die einem in die Seele schauen konnten. Und von seinen braunen, furchtbar weich aussehenden Haaren fing ich gar nicht erst an.

Trotz des sabbernden Anblick, welches sich mir gleich bieten würde, war und blieb ich ein Morgenmensch. Grummelnd zog ich mir also die Decke über dem Kopf und schloss meine Augen wieder. Innerlich zählte ich bis drei, bevor meine Zimmertür aufsprang. Dieses Spiel hatten wir jeden Morgen und deshalb war ich es gewohnt, dass mir just in dem Moment meine Mum die Decke vom Kopf zog. „Aufstehen, Faulpelz. Du hast Schule." „Ja ich weiß.", murmelt ich schlaftrunkend. Ich hasste Schule, hatte ich das schon erwähnt?

Mürrisch erhob ich mich und schlurfte ins Bad und erledigte meine Morgenroutine. Nachdem dieser Teil des Morgens geschafft war, ging ich wieder in mein Zimmer, wo ich mir Sachen für den Tag raussuchte. Es war nicht besonderes: eine Jeans und ein lockerer Pullover. Zuletzt fehlte nur noch meine Brille und mein Pferdeschwanz, den ich jeden Tag trug. Viele meiner Klassenkameraden hielten mich für hässlich, weil ich mich nicht so aufstylte, wie sie. Doch für mich war es ausreichend.

Da ich mir ausreichend Zeit gelassen hatte, war ich mal wieder relativ spät dran. Von draußen hörte ich schon ein ungeduldiges Hupen, welches mir signalisierte, dass Leon Finn, mein bester Freund, schon wartete. Niemand wusste, dass er mit vollem Namen so hieß, da er seinen zweiten Namen hasste. Deshalb machte es mir umso mehr Spaß ihn so zu nennen. Das regte ihn besonders auf.

Mit schnellen Handgriffen packte ich mir meine Schultasche und mein Handy und rannte nach unten. Vom Küchentisch nahm ich mir ein Käsebrötchen, wo ich kräftig reinbiss, und gab dann mit vollem Mund meiner Mum einen Schmatzer auf die Wange und machte mich auf dem Weg nach draußen. Leon wartete nicht gerne.

Ich sprang in seinen Wagen und flötete; „Hey Leon Finn. Was geht?" Mit zusammengekniffenen Augen sah er auf mich herunter. „Morgen Juna. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst?" „Oft. Ich werde es aber immer wieder tun."

Lachend fuhr sich Leon durch sein Haar. Mein Blick folgte seiner Geste und ich biss mir auf die Lippe. Wie gerne würde ich dies an seiner Stelle tun. „Weißt du, Juna, ich habe da noch dieses eine Geheimnis von dir. Erinnerst du dich daran, wo du dir als Kind in die Hose gemacht hast, weil ich dich mit einer Spinne erschreckt habe?" Warnend sah ich ihm in seine Augen. „Das wagst du nicht." „Mal sehen, was die anderen in der Schule davon halten." Leon konnte sich ein Lachen kaum verkneifen und gespielt wütend funkelte ich ihn an. Er brach in schallendes Gelächter aus und verlegen boxte ich ihm gegen sein Arm, was sich als großer Fehlern herausstellte. Die Muskeln, die sich unter seinem Shirt befanden, waren hart. Zischend hielt ich meine Hand, während Leon noch lauter lachte. Beleidigt verschränkte ich meine Arme und murrte: „Müssen wir nicht los?"

Immer noch lachend fuhr Leon an und brachte uns in Minuten zur Schule. Unsere Schule war eigentlich nichts besonderes. Von außen war es ein eher unscheinbares Gebäude und die Schüler hier hatten genau dieselben Probleme, wie andere auf anderen Schulen. Hier herrschte wie vermutlich überall die gleiche Rangordnung, die aus den Beliebten, den Bitsches, den BadBoys, den Unsichtbaren und den Nerds bestand. Jeder hatte seinen Platz. Meinen eigenen würde ich irgendwo zwischen den Unsichtbaren und den Nerds einordnen. Ich war ein Niemand, gleichzeitig auch recht gut in der Schule.

Bei Leon sah es anders aus. Er besaß einen gewissen Ruf, gehörte aber auch nicht richtig zu den Beliebten. Ich bezweifelte, dass wir befreundet gewesen wären, würden wir uns nicht seit unserer Geburt kennen. Ich war froh, wegen unserer Freundschaft, denn so durfte ich ihn näher kennenlernen und außer ihm hatte ich leider keine anderen Freunde. Doch gerade war ich ganz glücklich damit, denn, so klischeehaft es sich auch anhörte, andere Mädchen bedeuteten meistens nur Ärger.

Das bestätigte sich wieder, denn jetzt kam ein finster drein blickendes Mädchen auf uns zu, besser gesagt auf Leon. „Oh, oh. Das bedeutet Ärger. Ich bin dann mal weg." Schadenfroh grinsend klopfte ich ihm freundschaftlich auf die Schulter und sah zu, dass ich mich schnellstmöglich aus dem Staub machte. Ich hatte mich mittlerweile an seine wechselnden Bettgeschichten gewöhnt.

Ich schlenderte langsam zu meinem Spind und kramte die Sachen für meine nächste Stunde raus: Mathe. Eigentlich mochte ich Mathe. Es gab mir immer ein schönes Gefühl, wenn alles Sinn machte und am Ende ein Ergebnis raus kam, welches in den meisten Fällen sogar stimmte, doch in den letzten Wochen hatte ich mit einer hartnäckigen Grippe zu kämpfen gehabt, sodass ich einen Großteil des Thema nicht mitbekommen hatte. Sogar die Arbeit hatte ich nicht mitschreiben können und das versuchte ich grundsätzlich zu vermeiden. Ich hasste Nachschreiben einfach.

Mit lässigen Schritten ging ich den Flur entlang zu meinem Klassenraum und genoss die Anonymität, die es mit sich brachte zu den Unsichtbaren zu gehören. Allein beim Zuhören der Grüchte, die sich jedes Mal um eine andere Person drehten, wurde mir schlecht.

Ich brauchte nicht lange und war schon an dem Klassenzimer angekommen. Ich setzte mich wie immer in die erste Reihe. Irgendwo hatte ich mal gehört, dass Schüler in der ersten Reihe automatisch eine bessere mündliche Note bekamen, allein schon, weil der Lehrer sie die ganze Zeit vor Augen hatte. Das machte ich mir zu eigen und gepaart mit meiner regen Beteiligung am Unterricht, war mir eine eins in den meisten Fächern sicher.

Einen Großteil des Unterrichts hatte ich nicht mit Leon, obwohl er in dieselbe Stufe ging. Zwar fand ich das sehr schade, aber dadurch wurde ich oft nicht mit ihm in Verbindung gebracht und das half mir gut, denn Aufmerksamkeit wollte ich nicht unbedingt haben. Nach ein paar Minuten am der Lehrer herein und ich widmete meine volle Konzentration dem Thema. Am Ende der Stunde erfuhr ich zusätzlich, dass ich nach der Schule ab 15 Uhr in einem Klassenraum die Arbeit nachschreiben sollte. Dass ich mich überhaupt nicht freute, konnte sich sicherlich jeder denken.

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PS: Bilder, wie ich mir die Charaktere vorstelle, werde ich am Schulss dieser Geschichte einfügen, einfach weil ich weiß, dass einige es nicht mögen und sich selbst ein Bild von den Figuren machen wollen.

Peace out Mila

Walking a StormWo Geschichten leben. Entdecke jetzt