Kapitel 6

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Der Tag verging und die Zeit mit Leon wurde doch noch sehr schön. Er wusste, wie er mich ablenken konnte. Charmant unterhielt er mich mit Geschichten, die ich schon tausend Mal gehört hatte, aber trotzdem nicht langweilig fand. Wir lachten Tränen und machten uns im Anschluss darüber lustig. Nur als ich ihn auf Malea ansprach wurde es seltsam und so schnell er konnte wechselte er das Thema. Danach dauerte es auch nicht lange und er machte sich auf dem Heimweg. Lange konnte ich deswegen nicht einschlafen, ich machte mir Vorwürfe etwas zwischen uns kaputt gemacht zu haben, was eigentlich völlig absurd war.

Deshalb war ich sehr erleichtert, dass Leon sich wie immer benahm, als ich am Morgen zu ihm ins Auto stieg. Die Fahrt verlief ruhig und als wir auf dem Parkplatz parkten, räusperte sich Leon.

„Eigentlich wollte ich das schon gestern ansprechen, aber es ist irgendwie nicht dazu gekommen." Er machte eine Pause und ich merkte, wie ihm die Situation merklich unangenehm wurde. „Ich glaube zwischen Malea und mir wird es ernster." Ich musste schlucken, der Schmerz zog unerwartet durch mein Herz. „Ich glaube das, weil Malea unsere Freundschaft stört. Ich habe ihr zwar gesagt, dass zwischen uns nie etwas laufen wird, weil wir einfach nur Freunde sind. Aber ich glaube sie war sehr eifersüchtig." Er versuchte unsicher zu lächeln. „Sie will, dass ich sie, statt dich morgens abhole." Mein Mund öffnete sich von Überraschung und Tränen traten in meine Augen, die ich nur schwer verbergen konnte. Um ihm meine wahren Gefühle nicht zu zeigen, legte ich ein gezwungenes Lächeln auf.

„Das... Das ist wirklich kein Problem. Es ist schön, dass du jemanden gefunden hast. Auch wenn du sie früher nicht ausstehen konntest.", den letzten Teil sagte ich so leise, dass Leon ihn nicht hören konnte und schnallte mich los. „Dann fahre ich ab jetzt mit dem Bus." Mit eiligen Schritten stieg ich aus und sah zu, dass sich so schnell wie möglich im Gebäude verschwand. Malea kam mir triumphierend grinsend entgegen. Sie genoss ihren Sieg sehr. Enttäuscht von Leon liefen mir die Tränen übers Gesicht. Er machte sich nich mal die Mühe zu gucken, ob es mir gut ging. Was war nur aus meinem besten Freund geworden?

Leon

Beschämt sah ich Juna nach. Ich hatte sie verletzt, dass spürte ich als ihr langjähriger Freund. Ich wollte ihr gerade hinterher laufen, als Malea auf mich zu kam und mir um den Hals fiel. „Wie ich sehe habt ihr es geklärt." Mit einem süßen Blick sah sie zu mir auf und sofort musste ich lächelnd. Wie hatte ich jemanden wie Malea nur verdient. Mir ging nur Juna nicht aus dem Kopf. „Ich sollte ihr vielleicht hinterher laufen und es entgültig klären." „Ach was.", winkte Malea ab. „Sie kommt damit klar. Sie ist ein Mädchen, genau wie ich. Sie wird darüber hinwegkommen. Viel wichtiger ist, dass wir jetzt jedem sagen, dass wir zusammen sind. Ich kann es nicht glauben, dass jemand wie du tatsächlich an mir interessiert ist." Lächelnd nahm ich ihr Gesicht in meine Hände. „Das zu sagen wäre eigentlich mein Part gewesen."

Juna

Nachdem ich mich beruhigt hatte, schluckte ich meine Enttäuschung hinunter und hob meinen Kopf an. Ich war nicht so kindisch wie Malea und würde mich auf gar keinen Fall auf ihr kindisches Spiel einlassen, was auch immer sie damit bezweckte. Ich war mehr als das. Wenn Leon sie mir vorzog, hatte ich kein Problem damit. Ich würde einfach so tun, als wäre alles in Ordnung und mich normal verhalten. Das war ein guter Plan, fand ich.

In der nächsten Stunde hatte ich zum Glück nicht mit Leon Unterricht, das wäre glaub ich nicht so nice gewesen. Die ersten vier Stunden verliefen relativ gut, ich kam mit dem Stoff zurecht und sogar in Mathe verstand ich zum Glück wieder alles. Die Pausen versteckte ich mich in der Bibliothek, was Leon nicht mal aufzufallen schien, denn seine obligatorische Nachricht blieb aus. Na was soll's, das war mir ab jetzt schlichtweg egal.

Nur in der Mittagspause konnte ich mich nicht mehr vor der Mensa drücken. Ich hatte kein Essen dabei und der Hunger nagte an mir. Mit schweren Herzen folgte ich der Schülermenge in die Mensa, wo ich mir etwas zu essen holte. Dann setzte ich mich an einen freien Tisch und konzentrierte mich auf mein Mittagessen. Zu meinem Leidwesen erwischte ich mich dabei, wie ich immer wieder zu Leon schaute. Dieser schien glücklich mit Malea zu sein, denn lautes Lachen von ihm schallte zu mir rüber. Verletzt wollte ich gerade meinen Blick abwenden, als mein Blick auf Elias fiel. Ich blickte geradewegs in seine stechend grünen Augen. Seine Augen hielten mich gefangen, erst als er fragend eine Augebraue hob und in Leons Richtung sah, riss ich mich von ihm los.

Mir war der Appetit vergangen und deshalb stand ich auf und entsorgte den Rest, bevor ich mich auf dem Weg in die Bibliothek machte. Kurz vor dem Eingang zur Biblothek hörte ich meinen Namen. Ich drehte meinen Kopf und sah Malea auf mich zu kommen. Verwirrt und auch ein wenig wütend musterte ich sie und wartete darauf, dass sie bei mir angekommen war.

Mit einem falschen Lächeln trat sie nahe vor mir hin. Angeekelt trat ich einen Schritt zurück. Sie folgte mir und irgendwann stand ich an der Wand gepresst, während sie mich mit zusammengekniffenen Augen angriffslustig anfunkelte. „Du hältst dich von Elias fern. Er gehört mir." Verwirrt hob ich eine Augenbraue. Hatte Leon heute Morgen nicht noch gesagt, dass es zwischen ihm und Malea ernst wurde? Um nicht länger in der Position des verängstigten Mädchen zu stehen ging ich ein Schritt nach vorne. Wir standen jetzt fast Nase an Nase. „Erst ein Mal. Wer bist du, dass du mir zu sagen hast, was ich zu tun habe? Zweitens was hält Leon davon, dass du ihn nur benutzt? Drittens verschwinde Bitch, bevor ich dir deine falschen Wimpern aus dem Gesiicht kratze."

Mit einem letzten vernichtenden Blick ließ ich sie verdattert stehen und ging mit hoch erhobenen Kopf in die Bibliothek. Was für eine falsche Schlange.

Walking a StormWo Geschichten leben. Entdecke jetzt