Dass man mich die nächsten Tage in der Schule so gut wie gar nicht zu Gesicht bekam, lag nicht daran, dass Leon und Malea jetzt offiziell zusammen waren, oder daran, dass Leon die ganze Zeit das Gespräch mit mir suchte, nein es lag daran dass ich panische Angst davor hatte Elias zu begegnen. Na gut, es lag ein bisschen auch an Leon und Malea, aber hauptsächlich an Elias. Der Typ wurde langsam unheimlich, denn überall, wo ich auftauchte, war plötzlich ebenfalls da und versuchte mit mir zu sprechen, doch ich ließ es nicht so weit kommen und irgendwann beschloss ich einfach mir ganz hinten in de Bibliothek einen Platz einzurichten und dort meine gesamte freie Zeit zu verbringen, dass ich dadurch auch Leon aus dem Weg ging, war nur ein kleiner positiver Nebeneffekt.
Doch ich hatte mich zu früh gefreut, denn als ich in der nächsten Pause wieder auf meinem Platz zusteuerte, bemerkte ich ganz schnell, dass dieser schon besetzt war und zwar von niemand geringerem als Leon. Ich war kurz davor einfach umzudrehen, doch dann fiel mir wieder ein, dass ich ja erwachsen war und eigentlich keinen Grund hatte vor ihm wegzulaufen. Schließlich war ich nicht sauer auf ihn, dachte er zumindest. Ich stellte mir vor, was eine selbstbewusste Person an meiner Stelle gemacht hätte. Sie wäre mit hocherhobenden Kopf direkt in den Kampf gerannt. Und dass konnte ich auch, redete ich mir zumindest ein.
Ich setzte, als ob nicht wäre, auf meinen Platz und schenkte Leon ein Lächeln, was er zögerlich erwiderte. „Hey.", grüßte ich ihn. „Hi." Es folgte eine bedrückende Stille, in welcher ich beschloss so zu tun, als wäre er nicht da. Ich holte meine Hausaufgaben raus und machte mich daran sie zu lösen. Es blieb eine Weile still bis Leon seinen Mund aufmachte: „Warum versteckst du dich vor mir?" Ich sah auf. „Das tue ich doch gar nicht." Skeptisch hob er eine Augenbraue. „Tatsächlich, warum kommst du denn nicht mehr in die Mensa während der Pause. Ich dachte die Sache steht nicht zwischen uns, aber du verhältst dich kindisch und..." Bevor er noch irgendein verletztendes Wort sagen konnte hob ich meine Hand und brachte ihn zum Schweigen.
Ich war schon immer so gewesen, dass ich meine wahren Gefühle nicht sagen konnte, so entschied ich mich auch dieses Mal für die friedlichere Variante. „Es ist doch gar nicht wegen dir, Leon." Ich lächelte ihn sanft an. „Weißt du, es ist nur so, dass ich vor ein paar Tagen etwas beobachtet habe und mich jetzt nicht traue durch die Schule zu laufen."
Wut blitzte in seinen Augen auf. „Was macht dir Angst Juna Sophie?" „Junge ich hasse diesen Namen voll ausgesprochen. Lass das." Das brachte ihn etwas zum Lächeln. „Darum geht es doch nicht Juna. Wer macht dir Angst?", hackte er nach. „Das ist nichts wichtiges." „Doch, wenn du Angst hast ist es doch wichtig." Mir schoss durch den Kopf, dass ich schon immer Angst hatte, wegen ihm. Angst, dass er meine Gefühle nicht erwidert. Angst, dass ich unsere Freundschaft zuerstörte. Angst, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Ich schüttelte meinen Kopf um die Gedanken loszuwerden.
„Es ist wahrscheinlich sogar dumm, schließlich ist das kein Geheimnis, aber ich habe Elias dabei beobachtet, wie, glaube ich, mit Drogen gedealt hat. Und jetzt habe ich Schiss, vor allem, weil er versucht mit mir zu reden." „Dieser mieser Wichser." Leon wollte aufgebracht aus dem Raum stürzten, doch ich hielt ihn auf, indem ich meine Hand auf seinen Arm legte. „Nicht, Leon, bitte.", bat ich ihn leise und sah ihm tief in die Augen. Ich sah, wie er sich langsam beruhigte, deshalb bildete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. „Gut, aber wenn er dir weh tut, bringe ich ihn um."
————
Ziemlich scheinheilig von Leon, findet ihr nicht?
Wie gefällt euch das Kapitel? Schreibt es in die Kommentare 💬 und votet ⭐️.
DU LIEST GERADE
Walking a Storm
Teen FictionJuna Sophie Davis liebt ihren besten Freund! Dachte sie zumindest, denn als sie mit dem Beliebtesten, Drogen dealenden, nervigsten und arrogantesten Jungen der Schule eingesperrt wird ändert sich schlagartig die Lage und zu ihrem Leidwesen auch ihre...