Den restlichen Tag verbannte ich Leon gekonnt aus meinen Gedanken. Da wir heute sowieso nicht zusammen nach Hause fahren wollten, musste ich ihm nicht mal Bescheid geben, dass ich zwei Stunden länger in der Schule bleiben musste. Auch zuhause gab es niemanden, den es interessieren könnte, da Mum mir geschrieben hatte, dass sie spontan auf eine Geschäftsreise gefahren war. Das bedeutete ich hatte nachher sturmfrei hatte und machen konnte, was ich wollte.
Die restliche sechs Schulstunden verfolgen nur langsam und Mathe machte mir zu schaffen. Immer wieder sagte ich mir, dass es nur eine Arbeit sei und es nicht so schlimm wäre, wenn ich dieses Mal keine eins schreiben würde. Es half einfach nicht.
Nach der letzten Schulstunde begab ich mich zum Nachschreiberaum unserer Schule, der sich im Keller des Gebäudes befand. Dort trafen sich jeden Montag um 15 Uhr alle Schüler, die irgendeine Arbeit nachschreiben mussten und unter der Aufsicht eines Lehrers wurde die Arbeit dann geschrieben. Da ich noch nie eine Arbeit nachschreiben musste, hatte ich nicht wirklich so eine Ahnung, wie genau das ablaufen würde. Im Keller angekommen stand die Tür zum Raum bereits offen und ich ging mit unsicheren Schritten hinein. Wie es aussah war ich die erste, denn der Raum war leer. Ich setzte mich hin und packte meine Sachen schon mal aus und wartete dann, bis jemand kam.
Fünf Minuten nach drei kam ein abgehetzt aussehender Lehrer herein und entschuldigte sich für die Verspätung. Ich bekam meine Arbeit und konnte mich an die Bearbeitung machen. Anscheinend war ich die einzige, welche nachschreiben musste. Doch darin hatte ich mich geirrt, denn zwanzig Minuten später schlenderte ein gelassener Elias in den Raum und setzte sich auf einen Platzt in der hintersten Ecke. Er kassierte einen mahnenden Blick vom Lehrer und konnte dann seine Arbeit schreiben.
Die Arbeit an sich war schwer. Ich hatte Probleme mit der Aufgabenstellung. Ich verstand nicht wirklich, was von mir gefordert wurde. Ich war so in meine Aufgabe vertieft, dass ich erst ein paar Minuten zu spät bemerkte, dass der Lehrer weg war. Verwirrt sah ich mich um, Elias saß aber noch da. Mein zweiter Blick galt der Uhr und mit Schrecken stellte ich fest, dass ich nur noch fünfzehn Minuten Zeit hatte. Mit wachsender Panik versuchte ich die Aufgabe zu lösen, was mir dann auch glücklicherweise gelang, nur ob ich das richtige Ergebnis raus hatte war zu bezweifeln.
Erleichtert blickte ich auf, doch der Lehrer war immer noch nicht da. Fragend sah ich zu Elias, der jedoch immer noch in seine Arbeit vertieft war. Ich beschloss abzuwarten und so starrte ich für eine Weile vor mich hin und ließ meinen Gedanken freien Lauf.
Elias
Die Arbeit lief relativ gut für mich. Mit ner drei rechnete ich schon. Ich beendete gerade meinen letzten Satz und sah auf. Das Mädchen saß immer noch drei Reihen vor mir, aber der Lehrer fehlte. Verwundert blickte ich auf die Uhr uns sah, dass es schon fast fünf Uhr war. Himmel, wie lange saß ich Bitteschön schon an der Arbeit. Da ich keine Lust hatte zu warten bis der Lehrer kam stand ich auf, warf die Arbeit achtlos auf meinen Tisch und ging aus der Tür raus in den Gang. Dieser Gang war nicht wirklich als Gang zu bezeichnen, denn er war winzig und besaß nur eine Tür, die in den Raum führte, aus welchem ich gerade gekommen war. Ich wollte die Tür aufstoßen, die in das Treppenhaus führte, stutzte dann aber. Die Tür war abgeschlossen. Das konnte doch nicht deren verfickter Ernst sein. Ich probierte es noch ein Mal, doch das Ergebnis blieb dasselbe. Fuck!
„Hey.", sprach ich das Mädchen im Klassenraum an. „Warum ist abgeschlossen?"
Verwirrt musterte sie mich, bevor sie sich ebenfalls erhob und zur Tür eilte. Auch ihre Versuche die Tür zu öffnen blieben erfolglos.
„Ich habe doch gerade gesagt, dass abgeschlossen ist.", fuhr ich sie an. Giftig blickte sie zurück und antwortete im gleichen Tonfall: „Na so dumm, wie du aussiehst kann ich mir gut vorstellen, dass du die Tür einfach nicht richtig öffnen kannst."
Herausfordernd hob ich eine Augenbraue. „Was hast du gesagt." „Das du so dumm aussiehst, dass man denken könnte, dass du die Tür nicht richtig öffnen kannst." „Das nimmst du zurück." „Warum sollte ich?" „Weißt du denn nicht, wer ich bin?"
Provozierend grinste sie mich an bevor sie mit dem kopf schüttelte. Ich war mir sicher, dass sie genau wusste, wer ich war. Ich musterte sie und mir fiel ihr hübsches Gesicht auf. Insbesondere ihre braunen Teddybäraugen, die von einer schwarzen Brille verdeckt wurden. Langsam ließ ich meinen Blick über ihren Körper schweifen. Von diesem sah man nicht viel, aber ich merkte, dass sie das nervös machte, denn sie fing an mir ihren Füßen zu wackeln.
Ich trat einen Schritt näher an sie ran und raunte verheißungsvoll: „Soll ich es dir zeigen?" Mir gefiel ich verblüfftes Schweigen und so trat ich grinsend einen Schritt zurück. Sie brauchte einen Moment um sich zu fangen, aber dann machte sich Wut in ihrem Gesicht breit. „Du... Du..." Sie zeigte mit dem Finger auf mich. „Ich?", wollte ich lachend wissen. „Du bist unmöglich. Einfach unausstehlich. Wie kannst du es wagen?"
„Was wagen?", fragte ich scheinheilig. Ihr fiel in diesem Moment wohl auf, dass sie vollkomen überreagiert hatte, denn beschämt sah sie zu Seite und entschloss sich dann wohl mich zu ignorieren, denn mit festen Schritten ging sie in das Klassenzimmer zurück und begann in ihrer Tasche zu wühlen.
„Was suchst du da?" „Mein Handy", knurrte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Ich kam ein paar Schritte näher und sah ihr interessiert dabei zu. „Hast du vergessen, dass der Lehrer das mitgenommen hat? Arbeit und so?"
Die Luft schien aus dem Mädchen zu weichen und sie setzte sich erschöpft auf einen Stuhl. Ich konnte mir nur schwer ein Lachen verkneifen, was sie bemerkte und mich aggressiv musterte. „Was grinst du denn so, du Vogel. Falls es dir nicht aufgefallen ist, wir setzten eingesperrt in dem Keller der Schule, in welcher sowieso gerade niemand mehr ist ohne Verbindung zu Außenwelt. Und das Einzige, was du machst ist blöd zu grinsen? Argh..."
Sie fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Irgendwie tat sie mir auch leid, also versuchte ich sie irgendwie zu trösten. „Der Lehrer wird noch kommen, wenn erneuert, dass er uns vergessen hat,..." Ich ließ eine kurze Pause, weil ich ihren Namen erfahren wollte.
„Juna.", seufzte sie. „Sehr erfreut edle Juna. Ich bin Elias Theo Garcia, aber das weißt du vermutlich schon." Grinsend hielt ich ihr meine Hand hin, die sie jedoch, giftig funkelnd, ignorierten. „Mich freut es nicht."
„Komm schon. Wenn uns der Lehrer nicht vermisst, werden deine Eltern sich sicher Sorgen um dich machen" Meine Eltern würden das nicht, sie waren es gewohnt, dass ich manchmal nicht nach Hause kam, aber ihre sicher schon.
„Nope. Niemand wird mich vermissen" Jo, dann mussten wir wohl warten, bis jemand hierher kam, was frühestens morgen früh sein würde. Na dann auf eine gute Nacht.
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Walking a Storm
Fiksi RemajaJuna Sophie Davis liebt ihren besten Freund! Dachte sie zumindest, denn als sie mit dem Beliebtesten, Drogen dealenden, nervigsten und arrogantesten Jungen der Schule eingesperrt wird ändert sich schlagartig die Lage und zu ihrem Leidwesen auch ihre...