Kapitel 193

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POV Julian

Der Mannschaftsabend war im vollen Gange und es war unglaublich schön, mal wieder mit dem gesamten Team zusammen zu sitzen und über die dümmsten Dinge zu lachen. Kai beteiligte sich nicht ganz so aktiv an den Gesprächen, da diesen der ganze Tumult scheinbar müde machte. Also strich ich behutsam seinen Oberschenkel, während sein Kopf auf meiner Schulter ruhte und seine Hand auf seinem Bauch lag. „Möchtest du nach Hause?", flüsterte ich meinen Mann sanft zu und blickte zu ihm. „Nein...alles gut...", „hey wir sind schon lange hier, also macht das bestimmt nichts", „ich hab dich lange nicht mehr so glücklich gesehen...", damit starrte ich ihn an, was dieser mit einem kurzen Lächeln erwiderte und dann recht traurig wieder weg sah. „Jungs? Entschuldigt uns. Ich möchte kurz mit Kai reden", warf ich in den Raum, ehe ich den jüngeren mit auf Toilette zog.

„Was gibt es denn Jule?", „was meinst du damit? Dass ich lange nicht mehr so glücklich aussah?", „naja...du hast lange nicht mehr so viel gelacht...", „da ist noch mehr, oder Engel?", seufzend sah der genannte etwas zu Boden und druckste etwas rum. „Naja...ich habe das Gefühl, dass ich dich nicht mehr glücklich machen kann...dass du gerade deine Gefühle für mich verlierst...und dass du uns vielleicht verlässt...", damit fiel sein Blick auf seinen Bauch und anschließend wieder zu mir. Ich brachte kein Wort raus. Seine Worte hallten in meinem Kopf und ich merkte, wie meine Augen anfingen zu brennen. „Ich wollte dich nicht verletzen Jule...tut mir leid...ich ruiniere wieder alles...", „nein...nein das tust du nicht", seine Hände nehmend, schüttelte ich den Kopf. „Du ruinierst gar nichts. Ich bin froh darüber, dass du so ehrlich bist, bevor ich irgendwas ruiniert hätte", nun verlor auch mein gegenüber einige Tränen. „Es tut mir leid, wenn ich dir dieses Gefühl gegeben habe. Du und unsere Kinder macht mich zum glücklichsten Mann der Welt und nie würde ich es übers Herz bekommen, euch alleine zu lassen, weshalb ich das auch nie tun würde", seine Wange streichelnd, redete ich weiterhin positiv auf ihn ein, um ihn zu beruhigen. Denn jegliche Unruhe oder Stress konnte er jetzt nicht gebrauchen, ich setzte ihn also auf einen kleinen Hocker und achtete auf seine Atmung.

„Tut mir leid...es sind momentan so viele Zweifel in mir...und letztens habe ich einen Artikel über Sölzer und mich gesehen...dann kam alles wieder hoch...", schluchzte der braunhaarige und rieb sich durch das Gesicht. „Was stand drinnen?", „jetzt wird spekuliert, ob mir alles in Wahrheit Spaß gemacht hätte...und dass ich mich noch heimlich mit ihm treffen würde...", „du darfst darauf nicht hören, nichts was dieser Mann gemacht hat, ist deine Schuld. Der Schuldige ist dieser Mann und kein anderer. Die suchen nur etwas, um Aufmerksamkeit zu bekommen", eindringlich sah ich den Schwangeren an, der weinend nickte und versuchte sich zu beruhigen. „Wie lange belastet dich das schon?", „ein paar...Wochen...oder Monate...", „ach Kai...", stieß ich leicht verzweifelt aus und sah ihn ebenfalls so an. „Ich weiß, du redest nicht gerne über deine Gefühle...aber das ist so wichtig, wichtig für dich und wichtig für mich...für deine Familie. Du sollst daran nicht kaputt gehen...", geduldig rief ich meinem Ehemann dies nochmal ins Gedächtnis...

POV Julian

Die nächsten Wochen machten wir uns zusammen eine schöne Zeit, ich unternahm mit Kai und meinem Sohn viele verschiedene Sachen, bis der zuerst genannte in der 30. Schwangerschaftswoche angekommen war. Dieser bettelte mich gerade an, mit ihm Schwangerschaftsyoga zu machen, was mich nur grinsen lies. „Bitte Jule...", schmollte der braunhaarige und legte meine Hand auf seinen großen Bauch. „Okay Engel, ich mache ja schon mit", lächelte ich, lies Jannik von meinem Schoß runter und stand auf. „Papa, Papi?", fragte der kleine verwundert nach, tapste uns hinterher und quengelte ein bisschen. „Hey mein kleiner, Papi und ich machen jetzt Sport", antwortete ich dem kleinen, als er sich zu uns auf den Boden setzte. „Ohhh ich auch", rief der blauäugige und legte sich auf den Boden. Lachend rieb ich seinen Bauch und blickte dann wieder zu meinem Ehemann, welcher scheinbar gerade Übungswehen hatte. Die hatte er seit ungefähr 2 Wochen, doch waren glücklicherweise nicht sehr stark.

„Geht es bei dir, Schatz?", „Ja Jule...alles gut. Brauche nur kurz", als es scheinbar wieder vorbei war, richtete Kai sich ein wenig auf und begann mit den Übungen. Zuerst beobachtete ich ihn ein wenig, ehe ich ebenfalls mitmachte und unser Sohn uns beide auslachte. „Scheiße", kam es später von dem 23 jährigen, welcher sich aufrichtete und an sich runter sah. „Ist es die Fruchtblase??", fragte ich panisch, löste mich auch aus meiner Yogastellung und sah zu ihm. „Nein...nein ist es nicht...", ein Blick auf seinen Schritt zeigte mir, dass dieser nass war, doch es war weder Blut noch Fruchtwasser. „Was ist das Engel?", „ich denke...Urin...", der jüngere schämte sich sichtlich, lief rot an und ging mit schnellen Schritten nach oben. „Papi?", fragte das Ebenbild aus Kai und mir nochmals verwirrt nach und sah mich mit seinen großen Kulleraugen an. „Der kommt gleich wieder, kleiner. Papi braucht kurz Zeit", lächelte ich den kleinen an und setzte mich wieder zu ihm. Einige Minuten später kam Kai wieder runter, hatte nun eine neue Hose an und war auch ziemlich verweint. „Hey mein Schatz, ist doch nicht so schlimm. Der Arzt sagte doch, dass im letzten Drittel der Schwangerschaft Blasenschwächen auftreten können", „Es ist so peinlich...", „das braucht es dir nicht sein. Ich bin doch dein Mann", damit legte ich meinen Arm um seinen Körper und zog ihn ein Stück an mich.

„Dein Körper leistet da gerade etwas großartiges und das sollte man wirklich berücksichtigen. Solange es dir keine gesundheitlichen Probleme macht, ist doch alles gut", lächelnd nickte der große braunhaarige, kuschelte sich an mich und strich seinem Sohn durch seine Haare. „Diese Übungswehen machen mich auch fertig...", „wenn du zu starke Schmerzen hast oder dich unwohl fühlst, können wir auch gerne zum Arzt fahren. Du musst es mir nur sagen", „nein Jule...die Schmerzen sind gar nicht so schlimm und ich brauche nur Jannik und dich, um das durchzuhalten...und vielleicht auch von Jannis, wenn du dich um mich kümmern musst", grinste mein gegenüber, worauf ich leicht auflachte. „Das machen wir liebend gerne", sagte ich, während ich ihm durch seine Haare kraulte...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt