Kapitel 1: Flug

248 11 2
                                    

Welche Ruhe doch der Wald ausstrahlte.. Die großen Eichen schluckten das Sonnenlicht und die Blätter raschelten leise im sanften Wind. Eine leichte Gänsehaut überkam sie, doch das störte sie nicht im geringsten. Eher im Gegenteil, es beruhigte ihre gedankenkreise.


Ein lautes hämmern riss Diaval aus ihrem Traum, dieser wunderbare Traum im Wald. Dort konnte sie niemand störe, außer natürlich sie wachte auf durch nervendes hämmern. „Diaval, ihre Mutter verlangt nach euch.", hörte sie eine Wache energisch rufen. Na sowas, ihre Mutter hatte Interesse an ihr. Das ist ja was ganz neues.... Augen verdrehend begab sie sich aus dem Bett und warf sich schnell eines der eisblauen Uniformen über. Auch wenn sie Thron Erbin war, durfte sie nicht dem Befehl ihrer Mutter wiedersprechen. Das leben als Tochter von Königin Ravenna war nicht einfach, um genau zu seiner glich es der Hölle. Diaval rannte aus ihrem Zimmer und band sich ihre weißen Haare noch auf dem Weg zu einem strammen Zopf. In der Eingangshalle angekommen, sah sie riesige Kisten stehen und als sie genauer hinsah, sah sie ihre gesamten Sachen in diesen verpackt.

Etwas verwundert lief sie weiter in den Thronsaal. Ravenna saß wie immer stolz auf ihrem Thron und würdigte ihre Tochter nur mit abwertenden Blicken. Vor dem Thron angekommen kniete Diaval, wie jeder andere unter Ravennas Herrschaft. Sie rührte sich nicht, wartete, dass ihre Mutter sie entweder aufstehen ließ oder sonst irgendeinen Befehl gab. Mit den Jahren hatte sie sich an die Herzlosigkeit ihrer Mutter gewöhnt, schließlich war sie ungewollt gewesen und mehr ein Unfall, wie es Ravenna oft genug beschrieben hatte. „Du wirst in ungefähr einer halben Stunde abgeholt. Deine Sachen sind bereits gepackt.", sprach Ravenna gelangweilt zu ihrer Tochter. Diaval nickte, wissend, dass sie auf eine Schule für Gut und Böse geschickt wurde, um dort zu lernen den Platz ihrer Mutter einzunehmen. Es entstand eine eisige Stille im Thronsaal. Ravenna blickte auf ihre Tochter mit nicht weniger als ekel, sie sah ihrer Halbschwester Snow White zu ähnlich. Dieser Idiot von König hatte beschissen starke Gene und noch immer war es Ravenna eher unklar wie sie durch ihn schwanger werden konnte. Sie empfand rein gar nichts für ihre Tochter, war sie doch nur ein Dorn in ihrem Auge gewesen und dennoch. Ravenna hatte nie in Betracht gezogen Diaval einfach zu töten, irgendetwas hatte sie davon abgehalten. „Wegtreten.", befahl sie nach einiger Zeit.

Diaval erhob sich ohne den Blick zu heben und begab sich in die Eingangshalle, in der sich ihre Besitztümer stapelten. Sie setzte sich auf die Treppe und wartete. Leise schritte kamen die Treppe herunter, Diaval ignorierte diese. Wer sollte sich schon freiwillig in ihre Gesellschaft begeben. Dieser jemand setzte sich wortlos neben sie und Diaval riskierte nun doch einen Blick. Es war ihre Halbschwester, welche ihren täglichen Freigang im Schloss hatte. Sie hatte nie verstanden warum ihre Mutter Snow White wegsperrte, hinterfragte es aber nie. Dennoch hatte Snow White irgendwie diese eine stunde Freigang im schloss, jeden tag. Etwas anderes von der Logik ihrer Mutter, was Diaval nicht verstand. „Hab gehört du verlässt uns.", es war mehr Tatsache als eine frage. Diaval nickte nur stumm, was sollte sie sich jetzt noch um ihre Halbschwester kümmern, hat sie sonst auch nie getan. Auch wenn Snow White oft ihre Gesellschaft gesucht hatte und wenn es nur das gemeinsame stille lesen in der Schlossbibliothek gewesen war. Diaval verblieb still und Snow White wurde von einer der wachen abgeholt. Mittlerweile wehrte sie sich nicht mehr, es war fasst unmöglich den aberhunderten von wachen zu entwischen. „M'lady, es ist soweit.", sprach einer der Wachen Diaval vorsichtig an. Sie erhob sich von der Treppe und begab sich in den Schlosshof. Der Himmel färbte sich blutrot und aus den Wolken schoss ein riesiger, untoter Vogel. Diaval wusste bereits um die doch eher gewöhnungsbedürftigen Abholer, weswegen sie nur darauf wartete, dass er sie ergriff. Ohne jegliche Form von angst oder Freude warf sie einen letzten blick auf das schloss, in dem sie aufwuchs, bevor sie im Wolkenmeer verschwand und der Nachthimmel wieder seine dunkelblaue Farbe einnahm. Ravenna hatte die Abholung ihrer Tochter beobachtet und war in Gedanken versunken. Auch wenn sie kaum Empathie für Diaval hielt, fragte sie sich ob sie in der schule für Gut und Böse zurechtkommen würde. Sie zuckte mit den schultern, das war nun nicht mehr ihr Problem. Gerade als Ravenna sich erneut setzten wollte, kam einer ihrer wachen in den Thronsaal gestürmt. „Mein Königin, Snow White ist geflüchtet."

ElektrisiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt