"Also?", fragte Lessos energisch als sie Diaval in ihr Büro geschliffen hatte. Die junge Hexe hielt sich noch ein wenig den Kopf, welcher vom Aufprall schmerzte, zögerte mit der Antwort auf Lessos Frage. Lesso starrte sie an, ihr Blick genervt und gewohnt streng. Diaval hingegen sah aus wie ein Häufchen Elend. Die Augen mit dunklen Ringen verziert, die Haare glichen eher Stroh als Seide, ihre eigentlich schon helle Hautfarbe war noch blasser. "Was wollen Sie? Ich bin elendig müde und es ist außerdem Wochenende.", murrte Diaval schon fast zynisch und gähnte. Ihr war es egal was sie eben gesehen hatte, was sie geträumt hatte, alles war egal. Solange sie endlich in ihr Bett zurückkriechen konnte. "Du willst mir also erzählen, dass du aus Langeweile bewusstlos geworden bist?", Lesso verschränkte ihre Arme, musterte Diavals Erscheinung, sah die Erschöpfung. Auf ihre Frage bekam die Dekanin keine Antwort. Stille breitete sich zwischen den beiden aus. Lesso konnte sich keinen Reim daraus machen von dem was sie über Diaval wusste. Dieses Mädchen war viel zu verschlossen. Nach einer guten viertel Stunde seufzte Lesso entnervt. "Hör zu. Ich habe nicht die Geduld. Spuck's endlich aus. Was ist in dem Bad passiert?!", ihre Geduld war maximal strapaziert von ihrer Schülerin. Diaval rollte mit den Augen. "Bin gestolpert und hingeklatscht. Passiert halt.", log sie, verschränkte ebenfalls die Arme. Lesso schnaubte, griff etwas härter in ihren eigenen Arm um nicht die Kontrolle zu verlieren. "So dämlich bist du nicht. Hort würde ich das ja zutrauen. Aber nicht dir, Diaval. Warum sagst du mir nicht was wirklich passiert ist? Ich kann dir helfen.", sprach sie gezwungen beherrscht. Diaval sah auf den Holzboden von Lessos Büro. Sie würde sich nicht freiwillig Lesso öffnen, auf gar keinen Fall. Als Diaval erneut nicht antwortete, ging Lesso ein paar Schritte auf Diaval zu, welche nicht zurückschrack. Lesso musste daraufhin etwas schmunzeln, die Sturheit war also immernoch vorhanden. Die rothaarige trat erneut dichter, nutzte ihre körperliche Größe um Diaval irgendwie einzuschüchtern aber vergebens. Diaval bewegte sich keinen Millimeter nach hinten. "Weißt du... Irgendwie erinnert mich deine Sturheit an jemanden. Und nein ich meine nicht deine Mutter. Ich spreche von einer Schülerin, die so ungefähr 15 Jahre vor dir an dieser Schule war. Auch ihr Wille musste erst gebrochen werden, doch heute ist sie... sagen wir recht bekannt unter den Schurken dieser Welt.", diese Worte, so sanft gesprochen und doch mit Stärke, ließen Diaval aufblicken. Als sie sah, wie nah Lady Lesso ihr gegenüber stand, schluckte sie nun doch. So groß hatte die Schülerin sie nicht mehr in Erinnerung gehabt. Zumindest nicht nach der Eröffnungszeremonie. Lesso sah die Änderung in Diavals Augen, sah dass sie nun doch ein wenig von ihr eingeschüchtert war. Die Dekanin musste grinsen. "Wir sehen uns zum Training am Montag. Du kannst jetzt gehen. Es sei denn, du möchtest mir noch etwas sagen.", Lesso trat zurück, ging langsam wieder zu ihrem schwarzen Schreibtisch, welcher in der Mitte des Büros von zwei silbernen Drachen gehalten wurde. Diaval beobachtete sie dabei, überlegte für einen Moment und nur für einen Hauch einer Sekunde wollte sie Lesso von dem Mann im roten Mantel erzählen. Doch dieser Gedanke verschwand so schnell wie er kam. "Nein, nichts.", sagte sie hingegen leise, hielt sich an ihren eigenen Oberarmen fest. Lesso entließ Diaval daraufhin. Die Schülerin schlurfte zurück zu ihrem Schlafsaal, gähnte ein paar Mal auf dem Weg dorthin. Sie bog um eine der Ecken, als Professor Sader ihr auf einmal gegenüber stand. Er verhinderte gerade noch so den Zusammenprall mit Diaval. "Oh, Diaval. Entschuldige, ich hab nicht damit gerechnet dass Schüler um diese Uhrzeit schon wach sind am Samstagmorgen.", er lächelte sie gewohnt freundlich an. "Wo kommst du denn her? Morgenspaziergang? Vom Innenhof vielleicht?", fragte er heiter nach. "Nein, Lessos Büro.", antwortete Diaval stumpf, auch wenn sie Sader mochte, war ihr im Moment nur nach schlafen und nichts anderem - schon gar nicht Gesprächen. Sader seufzte, sagte aber nichts mehr dazu. "Du siehst müde aus. Komm, ich bringe dich zu deinem Schlafsaal. Welcher ist deiner?", bot Sader freundlich an, eine beruhigende Hand ruhte nun auf Diavals Schulter. "222.", presste Diaval hervor. Zusammen mit Sader ging sie weiter in Richtung ihres Schlafsaals, schweigend. Sader hatte sehr wohl erkannt, wie schlecht es Diaval körperlich ging und hatte beschlossen ein Wort mit Lesso darüber zu reden. Kaum war er sicher, dass Diaval in ihrem Zimmer gut angekommen war, setzte Sader seinen Weg zu Lessos Büro fort.
Er klopfte in üblicher freundlicher Manier and die schwere Eichentür. "Eintreten", kam es gedämpft aus dem Büro. Lesso sah von ihren Unterlagen auf und als sie Sader sah, lächelte sie ein wenig. Von den nicht zu ertragenen Immern, war ihr Sader immer noch am liebsten. Er war nicht so übertrieben... Immer eben. "Sader, was treibt dich hier her?", fragte sie und legte ihre Feder zur Seite. Sader trat lächelnd ein, gab ihr ein paar Unterlagen der Schule für Gut, welche Lesso zur Abstimmung der Schulen monatlich erhielt. "Ah, danke dir.", sie nahm die Unterlagen und legte sie vorerst zur Seite. "Diaval kam mir entgegen.", sagte Sader beiläufig. Lessos Aufmerksamkeit änderte sich nun komplett auf Sader, ihr Lächeln war verschwunden. Sader fuhr fort: "Lady Lesso, Sie haben schon gesehen wie erschöpft das Mädchen ist, oder?", fragte Sader höflich wie eh und je. Lesso nickte nur stumm, rieb sich die Stirn. "Das habe ich." "Und was unternehmen Sie dagegen? Das Mädchen wird noch aufgrund von Erschöpfung umkippen. Isst sie? Schläft sie genug? Hat sie-", Lesso unterbrach Saders Fragerei mit einem Schlag auf ihren Tisch. "Sader, unterstellst du mir, mich nicht um meine Schüler zu kümmern?!", sagte sie etwas lauter. Wenn die dekanin etwas nicht leiden konnte, waren es an sie gerichtete Vorwürfe. Sader seufzte, blieb aber ruhig. "Ich mache mir nur Sorgen um Diaval. Sie ist so talentiert und klug. Es wäre zu bedauern wenn sie...", Sader brach ab. Lesso seufzte ebenfalls. "Ich weiß. Ich werde nochmal mit ihr sprechen, wenn sich das beruhigt. Einverstanden?", bot Lesso ihrem Professor für Geschichte an. Sader nickte und verabschiedete sich daraufhin.
Lesso sah aus dem Fenster, in Gedanken verschwunden. Sie wusste, dass wenn Diaval körperlich und psychisch sich nicht erholen würde, dass der Kontrollverlust von ihr vermutlich Besitz ergreifen würde. Und bei einer derartigen Blutslinie war dies definitiv ein gefährliches Unterfangen. Gerade weil Diaval noch so jung ist. Lesso grübelte über die nächste Trainingseinheit am Montagmorgen. Wie konnte sie Diavals Kräfte hervorrufen? Nach einer Weile überlegen, kam ihr eine Idee. Sie öffnete eine der unteren Schubladen in ihrem Schrank. Dort lagen Handschellen sowie ein rotes Tuch drinne. Lesso griff nach dem Tuch, hielt es in ihren Händen als auch sie ein paar Erinnerungen einholten. Sie atmete tief ein und aus. Es wäre immerhin ein Weg...
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Ein neues Kapitel, nach Ewigkeiten. Ich hoffe es gefällt!
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Elektrisiert
RomanceRavenna ist nun wirklich eine mächtige Hexe und wer hätte gedacht, dass sie jemals eine Nachfahrin haben würde... Und diese in ihren Augen nun wirklich mehr al eine Versagerin ist. Dennoch soll Diaval die Schule für Gut und Böse besuchen, um irgendw...