Sie ließ ihren Bären satteln. Das was sie eben beobachtet hatte, musste sie ihr sagen. Sie musste handeln, ihre Schwester würde ihr nicht vergeben, wenn sie es verschweigen würde. Sie trieb ihren Bären in Richtung Süden, ins Land ihrer Schwester. Von schneeweißen Feldern ritt sie in schwarze Wälder und tote Ebenen. Die Kräfte ihrer Schwester waren schon immer totbringend gewesen, aber es erschrak sie oft wie stark die Ältere wirklich war. Das gesamte Land, welches unter ihrer Herrschaft lag, war am sterben. Jeder noch so kleine Versuch der Natur erneut zu erwachen, wurde sofort vergiftet.
Sie ritt in den dunklen Wald, bedeckte sofort Mund und Nase, damit sie nicht die Dämpfe einatmet, welcher der Wald von sich gab. Diese Art von Jagd war in ihren Augen einfach nur feige, aber was kümmerte sie sich um einen jagenden Wald. Es gab jetzt durchaus wichtigeres. Ein paar Kratzer mehr an den Armen ritt sie aus dem Wald hinaus. Ihr Bär schnaufte vor Anstrengungen, dennoch trieb sie ihn weiter in Richtung des schwarzen Schlosses. Es lag ruhig und dunkel am Rande des Meeres, beinahe bedrohlich erstreckten sich die Türme umso näher sie ritt. Schon von Weitem wurde sie gesehen, ein weißer silberner Fleck blieb schließlich in dieser dunklen Einöde nicht unbeachtet. Die Tore waren für sie geöffnet und sie bremste den Bären im Innenhof ab. Sie sprang aus dem Sattel, klopfte den Nacken ihres Bären und nickte ihm dankend zu. Ein Stallbursche kam ihr entgegen gelaufen, sichtlich ängstlich gegenüber ihres weißen Bären.
"Kümmere dich um ihn. Ich werde dich entlohnen.", sprach sie ruhig aber bestimmend zu dem Jungen von nicht einmal 12 Jahren. Der Junge nickte schnell und ging dann vorsichtig auf den Eisbären zu, welcher sich vor Erschöpfung hingelegt hatte. Sie ging derweil in Richtung Eingang, welcher sofort geöffnet wurde und den riesigen Thronsaal offenbarte. Schnellen Schrittes ging sie hinein, hinauf zum Thron ihrer Schwester und in den hinteren Bereich, von dem sie wusste, dass es der Zufluchtsort der Älteren war. Sie stoppte kurz am Eingang, sah ihre Schwester vor den bodenlangen Fenstern stehen, sichtlich in Gedanken.
"Ravenna.", sprach sie ihre ältere Schwester an, welche leicht den Kopf zu ihr drehte. "Was machst du hier Freya?", antwortete angesprochene ohne jegliche Form von Begrüßung. Freya wusste, dass das nicht untypisch für sie war und ignorierte es deshalb. Wissend, dass sie nun näher treten durfte, nahm sie den Rock ihres Kleides etwas hoch und ging die wenigen Treppen des Raumes hinunter. Möglichst weit weg vom Feuer, kam sie neben Ravenna zum Stehen. "Ich habe etwas beobachtet. Etwas, was sich deiner betrifft.", fing Freya an zu erklären. Ravenna zog eine Augenbraue hoch und drehte sich nun komplett zu ihrer jüngeren Schwester. Freya war etwas geschockt, seit wann glänzte die Haut ihrer Schwester nicht mehr? Seit wann waren ihre Haare nicht mehr wie gewebtes Gold? Und seit wann alterte ihre Schwester?
"Verschwende nicht meine Zeit, Freya. Sprich.", der Befehl kam kalt wie eh und je. Also fuhr Freya mit ihrer Erklärung fort.
"Diaval ist in Gefahr. Ich habe sie während ihres Trainings in der Schule für Böse beobachtet. Sie schlug sich sehr gut, davon mal abgesehen. Allerdings sackte sie nach dem Training völlig entkräftet zusammen, nicht etwa aus Anstrengung, nein. Ihre Augen waren nach hinten verdreht und sie blutete aus beiden Ohren. Etwas hat Besitz von ihr ergriffen oder versucht es zumindest.", Freya wartete auf eine Reaktion ihrer Schwester, welche noch mehr Kälte enthielt als zuvor. "Und was genau soll ich mit dieser Information?" Freya hatte nie verstanden, warum Ravenna ihre Tochter so sehr ablehnte. Hatte sie selbst nicht einmal gesagt, dass sie wahre Liebe wollte? Nun ein Kind konnte ihr das geben, ein Mann nicht. "Ravenna sie ist deine Tochter!", fuhr sie die blonde Magierin an. "Ich weiß das, denkst du sie interessiert mich? Ich habe weitaus wichtigere Dinge im Moment zu tun.", damit drehte sich Ravenna um und verließ den Saal. Freya war wütend, die Arroganz ihrer Schwester war mal wieder auf höchstem Niveau.Sie schüttelte den Kopf und fasste den Entschluss, den Platz ihrer Schwester einzunehmen. Sie pfiff und unten im Innenhof regte sich ihr Eisbär, welcher in Richtung Ausgang lief und wieder zurück in den Norden. Freya hingegen blickte in Richtung Sonne und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, hatte sie die Gestalt ihrer Eule angenommen. Wenn Ravenna sich nicht um ihre Tochter scherte, dann würde sie selbst zu ihr fliegen. Mit wenigen Flügelschlägen war sie über den Wolken und peilte die Schule für Gut und Böse an, unwissend, dass Ravenna ihren Spiegel bereits genutzt hatte um zu ihrer Tochter zu gelangen.
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Elektrisiert
RomanceRavenna ist nun wirklich eine mächtige Hexe und wer hätte gedacht, dass sie jemals eine Nachfahrin haben würde... Und diese in ihren Augen nun wirklich mehr al eine Versagerin ist. Dennoch soll Diaval die Schule für Gut und Böse besuchen, um irgendw...