Kapitel 7: Ein normaler Tag?

470 11 0
                                    

„Dieser Tag fühlt sich normal an." 

Als wir drinnen waren, saß sich Herr Kim hin und sagte zu mir, dass ich mir alles aussuchen sollte, was ich wollte. 

Natürlich tat ich das nicht. Das wäre zu unverschämt. Wieso soll er alles für mich besorgen? 

Ich ging zur Damenabteilung. Dort gab es überall tolle Sachen. Ich achtete aber schon auf den Preis. 

„Dieses Kleid ist aber schön.", sagte ich. Als ich es aber in die Hand nahm, sah ich, dass das Kleid 250.000 Won kostete. Das war natürlich viel zu teuer. 

Ich ging weiter. Aber ich fand irgendwie nichts. 

Dann kam Herr Kim plötzlich von hinten und holte neben mir eine Hose. 

„Hier. Wenn du unauffällig sein möchtest, muss du dich deiner Umgebung anpassen.", sagte er zu mir und hielt eine schwarze Hose in der Hand. 

Ich nahm sie, obwohl ich nicht so gerne schwarz trug. Aber was hätte ich sonst machen sollen? 

Dann brachte er mir einen weißen Kragenpullover und einen schwarzen Mantel. Dazu schwarze Sneaker. Ich hatte jetzt fast den selben Style wie Herr Kim. Das nervte mich. 

Dann gingen wir langsam zur Kasse. Wow. Er musste recht viel für mich bezahlen. Mehr als für das Kleid, was ich mir nicht holte. Ich schämte mich etwas. 

„Geh schon mal ins Auto.", sagte Herr Kim zu mir. 

Ich nickte und stieg schon mal ins Auto ein. 

Er brauchte länger als ich dachte. Wieso dauerte es so lange? 

Dann kam er mit den Tüten in seinen Händen. Er trug die Tüten nach hinten zum Kofferraum und legte sie dort rein. Dann stieg er ein und wir fuhren los. 

Aber wir fuhren an sein Haus vorbei. 

„Herr Kim?" 

Er gab mir keine Antwort. 

„Herr Kim?" 

Er antwortete mir wieder nicht. 

Nach ungefähr 30 Minuten fuhr er rechts ran und parkte. 

„Dort ist ein Klamottenladen. Geh dort rein und zieh dich in einer der Umkleidekabinen um. Hinten im Kofferraum sind die Tüten. Nimm die zwei Tüten, die rechts stehen. Rühre aber nicht die Tüte an, die links steht.", sagte Herr Kim zu mir. Dabei schaute er mich wieder nicht an. 

Ich stieg also aus und öffnete den Kofferraum. Wieso durfte ich die Tüte links nicht berühren? 

Aber ich hielt mich an dem, was Herr Kim mir sagte und nahm die beiden Tüten, die rechts standen. Dann lief ich schnell zu dem Klamottenladen und zog mich in einer der Umkleidekabinen um. Als ich fertig war, ging ich zurück zum Auto. Herr Kim stand schon draußen. Als ich zu ihn hinging, drehte er sich um und starrte mich an. Das machte mich nervös, also fragte ich ihn, was wir hier eigentlich machten. 

„Lass uns spazieren gehen. Ich gehe gerne Abends spazieren. Da ich dich zuhause nicht alleine lassen kann, muss du also mitkommen.", sagte er zu mir, währenddessen er mich wieder nicht anschaute. 

„Okay. Ich mag es auch Abends spazieren zu gehen." 

Er schaute mich verwundert an. Dann lief er los. 

„Warte doch!", rief ich ihm hinterher. 

Als ich ihn wieder eingeholt habe, liefen wir neben einander. Aber mit Platz zwischen uns. 

„Weißt du, ich mag Vollmond. Vor allem, wenn der Himmel klar ist. Der Mond strahlt dann so schön, dass einem sogar manchmal der Weg beleuchtet wird. Ich mag die Dunkelheit nämlich nicht so. Sie ist angsteinflössend.", sagte ich zu Herrn Kim. Ich wollte nciht, dass es die ganze Zeit so still blieb. 

„Ich mag die Dunkelheit. Man kann sich darin verstecken und all seine Probleme und vor allem die Vergangenheit.", antwortete mir Herr Kim. 

Wow. Er hat mir diesmal geantwortet. Das passiert auch nicht immer. 

„Wieso die Vergangenheit. Sie ist längst geschehen. Du kannst sie nicht mehr ändern. Aber du kannst aus ihr lernen und die Sachen, die in der Vergangenheit geschehen sind, abschließen. Flüchte nicht vor der Vergangenheit und verstecke sie auch nicht. Du musste sie nun mal akzeptieren." 

„Es ist leichter gesagt als getan.", sagte Herr Kim und schaute dabei nach oben. 

Irgendwie war er anders in diesem Moment. Er war so nachdenklich. 

Plötzlich kam ein Kind angerannt. Es war ein kleines Mädchen. Es zog an Herrn Kims Hose. Herr Kim schaute nach unten. 

Ich ging zu dem Mädchen und bückte mich zu ihr. 

„Was ist denn los, Kleines. Wo sind deine Eltern?" 

Sie zeigte nach hinten. Dort standen ein Mann und eine Frau. 

„Wieso gehst du nicht wieder zu ihnen?", fragte ich sie. 

„Ich wollte das ihrem Mann schenken." 

Was meinte sie? Mein Mann? 

„Oh nein, Kleines. Er ist nicht mein Mann." 

Ich schaute nach rechts zu Herrn Kim. Aber er war wie versteinert. Er zog an seinem Hemd am Kragen, um es etwas aufzulockern. Er fing an zu schwitzen. Was war bloß los mit ihm? 

„D-die, die Blume...", stotterte Herr Kim und starrte dabei die Blume an, die das Mädchen in ihrer Hand hielt. 

Ich schaute auf die Blume. 

„Herr Kim, was ist denn los?" 

„Die Blume, bring sie bitte weg!", fing Herr Kim an lauter zu werden. 

Was ist bloß los mit ihm? 

„Hey Kleines, kannst du die Blume bitte weg bringen? Schenk es lieber deinen Eltern, er ist anscheinend allergisch gegen Blumen." 

„Hab ich ihm weh getan?", fragte das Mädchen mit Tränen in den Augen. 

„Nein. Das ist nicht deine Schuld. Du konntest nichts dafür. Und jetzt geh brav zu deinen Eltern." 

Das Mädchen ging zu ihren Eltern und gab ihnen die Blume. 

Ich schaute zu Herrn Kim. Er saß mit seinen Knien auf dem Boden. Er starrte in die Leere. Dabei lief ihm eine Träne seine Wange herunter. 

𝗠𝘆 𝗺𝗮𝗳𝗶𝗮 𝗯𝗼𝘀𝘀 || 𝗧𝗮𝗲𝗵𝘆𝘂𝗻𝗴Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt