Kapitel 8: Seine Geschichte

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„Was ist bloß los mit Herrn Kim?" 

Ich bückte mich zu Herrn Kim. 

„Herr Kim, geht es dir gut?" 

Er antwortete mir nicht. 

„Mama?" 

Was? Was hat jetzt seine Mutter damit zu tun? 

„Herr Kim, wachen Sie bitte auf.", ich rüttelte ihn. 

„Huh?" 

Er kam wieder zu sich. 

Er stand auf und wusch sich die Träne vom Gesicht. 

„Wollen wir zu dir nachhause?", fragte ich ihn, da er nicht so aussah, als ob es ihm gut gehen würde. 

„Ja." 

Wir stiegen ins Auto ein und fuhren los. Während der ganzen Fahrt redete keiner von uns beiden. Ich schaute ab und zum mal nach links zu Herrn Kim. Er sah ziemlich traurig aus. Aber warum? Was hatte die Blume ihm angetan? 

Als wir ankamen, gingen wir rein. Er musste aber noch mal kurz nach draußen, um die Tüte aus dem Kofferraum zu holen. Er sagte, dass ich in der Zeit mich bettfertig machen sollte im Badezimmer. 

Also ging ich ins Badezimmer. Dort putzte ich mir meine Zähne. Wir aßen nämlich auf dem Weg schon etwas. Dann zog ich mir meinen Schlafanzug an. Als ich fertig war, ging ich wieder ins Zimmer. Dort stand Herr Kim schon. Er war auch schon umgezogen. 

„Komm mal, y/n." 

Ich ging zu ihm. Was wollte er bloß von mir? 

„Was ist?", fragte ich ihn genervt. 

Er drehte sich um und gab mir die Tüte in die Hand. Die, die ich nicht berühren durfte. 

„Das ist für dich. Du wolltest es anscheinend unbedingt." 

Ich nahm die Tüte und schaute rein. 

Es war das Kleid, was ich haben wollte. 

„Aber-" 

„Der Preis ist mir egal. Hauptsache du bist glücklich.", sagte er und ging ins Bett. Dabei verdeckte er sein Gesicht, sodass ich es nicht sehen konnte. 

Das Kleid war wunderhübsch. Es war ein weißes, langes Kleid. 

„Danke." 

„Gerne." 

Schon wieder antwortete er mir. Mein Herz pochte wieder schneller und ich merkte, wie ich rot wurde. 

Ich ging zum Bett und wollte die Bettsachen holen, damit ich wieder auf dem Boden schlafen konnte. 

Doch dann hielt er meine Hand fest. 

„Nicht. Du schläfst hier. Ich schlafe auf dem Boden." 

Ich wollte irgendwie nicht, dass er geht. Aber es wäre das richtige, wenn er auf dem Boden schläft. Immerhin hat er mich immer noch entführt. Und er gibt niemals eine Erklärung für irgendetwas. 

„Okay." 

Ich legte mich ins Bett und Herr Kim stand auf, um seine Bettsachen zu holen und sich auf den Boden hinzulegen. 

Doch dann... 

Nahm ich seinen Handgelenk. 

„Nicht... Sie können ausnahmsweise wieder hier schlafen." 

Er schaute mich verwundert an. Dann legte er sich wieder hin. Er drehte sich aber mit dem Rücken zu mir um. Dabei hielt er wieder viel Abstand von mir. 

„Herr Kim?" 

„Nenn mich Taehyung.", sagte er auf einmal. „Du musst mich nicht so ansprechen. 

Ich wurde schon wieder rot. Zum Glück konnte er mich nicht sehen. 

„Wollen Sie mich auch nur benutzen und mich danach umbringen?", fragte ich ihn einfach so. Ich wollte es unbedingt wissen. 

„Nein. Und das hatte ich auch nie vor. Niemals. Deshalb rettete ich dich auch bei der ersten Begegnung. Ich bekam mit, dass die anderen Mafias dich benutzen wollen und danach umbringen wollen. Ich musste einschreiten. Also verfolgte ich dich. Doch dann verlor ich dich aus den Augen. Ich rannte, um dich zu suchen. Und dann fand ich dich. Aber du hattest anscheinend auch Angst vor mir. Damit du in Sicherheit bist, habe ich dich mitgenommen zu mir. Ich wollte dich beschützen. Und das will ich immer noch." 

Mein Herz pochte immer noch ganz schnell. 

„Ist-ist das die Wahrheit?" 

„Ja." 

„Danke." 

„Du musst mir nicht danken. Wenn alles wieder in Ordnung ist, bringe ich dich persönlich wieder zu dir nachhause." 

Ich wollte das aber irgendwie nicht. Ich wollte bei ihm bleiben. Das konnte ich ihm aber nicht sagen. Vielleicht ist es aber auch besser, wenn wir danach getrennte Wege gehen. Er ist illegal unterwegs und ich Legal. 

„Und was war eigentlich heute mit der Blume los?" 

Er blieb kurz still. 

„Ich-", ich spürte, wie er leicht anfing zu zittern. 

„Wenn du es mir nicht sagen willst, dann brauchst du das nicht." 

„Doch! Ich will es dir sagen. Ich habe es bis jetzt noch niemandem gesagt." 

Er versuchte sich zu beruhigen. Dann fing er an zu erzählen: 

„Es geht hier um meine Mutter. Mein Vater war auch ein Mafiaboss. Er war aber ganz anders als ich. Er war emotionslos und handelte immer rational. Wenn ihm etwas nicht passte, machte er es sich passend. Wenn eine Person ihn nervte, beseitigte er ihn einfach. Die einzige Person, die mir Aufmerksamkeit schenkte und mit Emotionen und Zuneigung zeigte, war meine Mutter. Eines Tages kam ich von der Schule wieder. Ich ging zu unserer Villa. Als ich das Gartentor öffnete, sah ich, wie meine Mutter auf dem Rasen lag. Mein Vater stand vor ihr. Er hielt ein Messer in der Hand.-" 

Er fing an zu weinen. 

Ich nahm meine Hand und legte sich rauf seinen Arm. 

„Ich hörte nur wie meine Mutter ihn um Verzeihung bat. Sie schrie. Aber er schaute sie kalt an. Ohne jegliche Emotionen. Dann fing er an zu lachen. Er meinte, dass er sie gar nicht liebte. Er benutzte sie nur, um einen Sohn als Nachfolger zu bekommen. Meine Mutter fing an zu weinen. Dann nahm er das Messer und -" 

Er fing wieder an zu weinen. Ich hörte es leise, da er versuchte, es zu unterdrücken. 

„Ich rannte so schnell ich konnte zu ihr. Als ich bei ihr war, fing ich an zu weinen. Ich schrie. Aber niemand kam, um zu helfen. Ich bat darum, einen Krankenwagen zu rufen, aber keiner hörte auf mich. Mein Vater beobachtete mich. „Ab heute wirst du keine Emotionen mehr zeigen. Du wirst genauso kalt sein, wie ich.  Wie ein richtiger Mafiaboss.", sagte er und fing an zu lachen. Dann ging er. Einfach so. Meine Mutter hielt meine Hand fest. Ich werde niemals ihre letzten Worte vergessen: „Werde bitte niemals wie dein Vater. Ich werde dich immer lieben. Du wirst jemanden finden, die dich so akzeptiert, wie du bist. Lebe wohl" Ich versuchte die Blutung zu stoppen. Aber es war schon zu spät. Ich saß die ganze Zeit neben ihr und hielt ihre Hand fest. Sie war schon blass und ihre Hand kalt. Ich starrte einfach so in die Leere und dachte an sie. Ihre Lieblingsblumen, die sie immer zuhause stehen hatte, waren lilafarbige Astern. Ich holte ihr manchmal welche mit nach der Schule. Sie freute sich immer riesig darüber. An dem Tag hatte ich wieder diese Blumen für sie mitgebracht. Ich hatte keine Zeit mehr gehabt, ihr sie zu geben. Ich legte sie in ihre Hände. Dann kamen die Angestellten von meinem Vater und brachten ihre Leiche weg. Ich schrie. Ich wollte nicht, dass sie sie mir wegnahmen. Aber die anderen hielten mich fest. Drinnen stand mein Vater und lächelte mich an. Dieses böse Lachen... Ab da an zeigte ich keine Emotionen mehr. Ich sprach nur, wenn es unbedingt sein musste. Ich fühlte mich jeden Tag so leer. Bis ich dich fand. Du erleuchtetest mein Leben." 

Seine Geschichte... aber was? Ich? 

„Was meinst du mit mir?" 

Er drehte sich um. 

𝗠𝘆 𝗺𝗮𝗳𝗶𝗮 𝗯𝗼𝘀𝘀 || 𝗧𝗮𝗲𝗵𝘆𝘂𝗻𝗴Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt