Wie ein Blitz

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~~Wie ein Blitz~~

Als Esaila über die Lava gesprungen war, rannte sie auf eine kleine Lichtung. Die Wölfin war immer darauf bedacht, dass ihr kein Feind in den Rücken fiel. Ihre Geschwister, Ruki und Yen waren alle in unterschiedliche Richtungen davongesprungen, um kein leichtes Ziel für die Angreifer zu werden.

Sie wussten nicht genau, wer diese Wölfe waren und warum sie den Hinterhalt organisiert hatten, doch eines war gewiss: Sie wollten ihnen nichts Gutes.

Genau aus diesem Grund hieß es, besonders vorsichtig zu sein.

Esaila rannte gerade über die Wiese der Lichtung, als es plötzlich um sie herum dunkel wurde. Der Wald, der sich vor ihr aufgetan hatte, verschwand aus ihrem Blickfeld. Überall um sie herum wurde es tiefschwarz. Der Waldwölfin kam es so vor, als wäre sie in einen Abgrund gefallen. Die Geräusche waren ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt.

Panisch blieb Esaila stehen und blickte in die Dunkelheit. Sie hoffte, ein Licht erblicken zu können. Leider wurde ihre Hoffnung zerschlagen und die Dunkelheit wurde noch erdrückender.

Plötzlich erklang direkt neben ihr ein hämisches Lachen.

„Du bist gefangen, kleine Wölfin. Gefangen in deinem ganz persönlichen Albtraum", ertönte eine Stimme, die zu dem schaurigen Lachen gehören musste.

Esaila legte ihre Ohren an und schloss ihre Augen. Sie wollte die Worte nicht hören.

Erneut erklang das Lachen, das dieses Mal aus verschiedenen Richtungen zu kommen schien.

Aus einem Instinkt heraus, fing Esaila wieder an über die dunkle Lichtung zu rennen. Genau zur rechten Zeit. Beim Wegspringen spürte sie einen leichten Lufthauch genau da, wo zuvor noch ihr Kopf gewesen war. Daraufhin ertönte ein verärgertes Knurren und Esaila hörte das leise Trampeln von Pfoten auf Gras.

Erst da wurde sie sich ihres weichen Untergrundes und dem vertrauten Geruch von Gras und Laub bewusst. Aufgrund ihrer Panik hatte sie ihre Sinne vernachlässigt. Ihr wurde bewusst, dass sich nur ihre Umgebung verdunkelt hatte. Nach ein paar Schritten stolperte die Wölfin über eine Wurzel und landete unsanft auf dem Boden.

Bei dem Sturz hatte sie ihre Augen geschlossen. Als Esaila die vertrauten Geräusche des Waldes hörte, wagte sie ihre Augen wieder zu öffnen. Sie hatte Angst noch immer in der Dunkelheit und somit fast orientierungslos zu sein.

Zu ihrer Erleichterung war ihr Sichtfeld wieder komplett hergestellt. Esaila stand wieder auf und drehte sich zum Angreifer um. Erschrocken blieb sie stehen. Direkt vor ihr stand eine tiefschwarze Mauer aus wabernder Finsternis. Als sie den Blick darüber schweifen ließ, stellte sie fest, dass diese Finsternis die komplette Lichtung eingenommen hatte.

Wut stieg in ihr auf. Wut über ihre eigene Dummheit, dass sie so töricht gewesen war, ihr Element verlassen zu haben und auf eine offene Lichtung gerannt war. Wut über den anderen Wolf, der sie in einen erneuten Hinterhalt geführt und sie währenddessen all ihrer Sinne beraubt hatte.

Sie knurrte und sträubte ihr Fell. Das wird ihr nicht noch einmal passieren und ihrerseits den Wolf angreifen. Die Waldwölfin ging in Angriffsstellung und schloss ihre Augen. Sie sog den vertrauten Geruch ihrer Umgebung ein und konzentrierte sich auf einen Punkt in ihrem Körper: auf ihren Elementkern.

Jeder Elementwolf besaß einen Elementkern. Der Kern war kein Organ, wie das Herz oder die Leber, sondern viel mehr eine Flamme, die unmittelbar hinter dem Herzen lag. Für gewöhnlich war es nur ein kleines Flackern, doch sobald die Elementwölfe etwas mit ihrem Element bewirken wollten, flammte der Kern auf und durchströmte ihren Körper. Je nach Ausprägung der Kraft mal mehr und mal weniger.

Call of the shadows - Ruf der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt