Die Hoffnung stirbt als Letztes

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~~Die Hoffnung stirbt als Letztes~~

Kurz nachdem sich die fünf Wölfe in Bewegung gesetzt hatten, sprang Nyrona in den Fluss, der sich links von ihnen entlang schlängelte. Da sie ein Wasserwolf war, zieht sie es vor sich im Wasser fortzubewegen. Yen bemerkte bereits bei der Vorstellung, dass Nyronas Pfoten Schwimmhäute besaßen, die sich wohl eher für die Bewegung im Wasser eigneten als an Land. Er konnte sich gut vorstellen, dass Nyrona für eine längere Zeit ohne Wasser Schwierigkeiten bekommen könnte.

Trotz dieses Nachteils bemerkte Yen, dass Wasserwölfe nicht schwächer als andere Elementwölfe oder normale Wölfe waren. So können Wasserwölfe dank ihres Körperbaus und ihrer Flinkheit besser schwimmen. Auch das Element Wasser untersteht ihnen und, je nachdem, wie gut diese Fähigkeiten bei ihnen ausgeprägt waren, können sie das Wasser lenken und formen. Sanja hatte ihn dieses Wissen nach ihrer ersten gemeinsamen Jagd beigebracht. Damals war er über die plötzlich entstandenen Erdmauer von Kora sehr verwundert gewesen.

„Nyrona deine Elementkraft ist doch gut ausgeprägt, habe ich Recht?", fragte Yen die Wasserwölfin, die daraufhin bestätigend nickte.

„Kannst du mir ein paar deiner Fähigkeiten demonstrieren? Ich habe nämlich noch nie einen Wasserwolf mit seinem Element gesehen. Alle Wölfe, denen ich bisher begegnet bin, waren zum größten Teil normale oder Erd- und Feuerwölfe."

Da musste Nyrona lachen. „Ich kann dir eines sagen: Du wirst einen Wasserwolf schon früh genug in Aktion sehen. Jetzt haben wir auf alle Fälle keine Zeit, dass wir dir unsere Kunststücke vorzeigen, da wir schon längst zu unserem Rudel hätten zurückkehren müssen", sagte die Wasserwölfin und tauchte kurz unter Wasser um einen Ast auszuweichen.

„Aber so viel kann ich dir sagen", setzte Nyrona an, „Wasserwölfe heißen nicht umsonst Wasserwölfe. Ich bin eine begabte Schwimmerin und das wirkt sich auch auf meine anderen Fähigkeiten aus."

Yen verstand und stellte keine weiteren Fragen über Nyronas Fähigkeiten. Doch nun betrachtete er die anderen drei Wölfe, die neben ihm rannten. Im Großen und Ganzen hatten alle einen normalen Körperbau wie er selbst. Das Einzige, was bei ihnen anders war, als bei Yen, waren ihre Schweife.

Nuriks Schweif bestand aus knisternden Flammen, die nur so vor Hitze strotzten. Der Schweif von Sikona dagegen bestand aus knirschenden und klirrenden Eiszapfen, die Kälte ausstrahlten. Esailas war im Vergleich zu Nuriks und Sikonas Schweifen eher harmlos. Dennoch fiel dieser Yen sofort auf, da er anstatt Fell aus langen Grashalmen bestand, die struppig und geschmeidig herabhingen.

Als Yen dies und viele andere Unterschiede bemerkte, wollte er über seinen recht harmlosen Körper nicht nachdenken. Die Tatsache, dass er kein Element besahs ließ ihn in diesem Moment traurig stimmen. Nach kurzer Zeit schüttelte er die trüben Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart.

„Esaila, Nurik und Sikona. Könnt ihr mir kurz verraten, was eure Elemente für Vorteile und Nachteile mit sich bringen? Bei Wasserwölfen ist das ja leichter, doch bei euch kann ich keinen Nachteil erkennen."

Die angesprochenen Wölfe wurden langsamer und gesellten sich zu ihm.

„Das können wir dir gern solange erzählen, bis wir beim Rudel ankommen. Ich fange am besten an", begann Esaila zu sprechen.

„Wie du ja weißt bin ich eine Waldwölfin und Wald ist die Abstammung von Erde. Im Wald fühle ich mich sicherer, als auf den großen Steppen. Dies ist schon mal ein Unterschied zu meinen Verwandten, den Erdwölfe. Zudem kann ich nicht, wie sie, die Erde bewegen. Meinem Element unterliegen die Pflanzen, wo die Erdwölfe an ihre Grenzen stoßen. Einer meiner wichtigsten Eigenschaften ist die, dass ich die Pflanzen verstehe. Ich weis, wie es ihnen geht, was sie gespürt haben und vieles mehr."

Call of the shadows - Ruf der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt