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Schon sehr früh am morgen verlasse ich das Haus und lasse meine Klassenkameraden zurück. Herr Bo kommt mit einem jungen Mann bereits auf mich zu. „Das ist er?" Herr Bo nickt. „Gut. Können sie uns ins Heim teleportieren?" Der Kollege der Frau von gestern packt mich grob am Arm. Panisch versuche ich das er mich loslässt, doch dadurch wird sein griff noch fester. Hilfesuchend sehe ich zu meinem Klassenlehrer. „Lassen sie den Jungen los! Sie wissen doch das er Berührungsprobleme hat", sagt Herr Bo mit unterdrückter Wut. „Nein, bringen sie uns jetzt hier weg", fordert der Mann. Herrn Bo bleibt nichts anderes übrig als dies zu tun. Im Heim ist es kalt und still. Die Kinder laufen ohne lachen durch die Flure und haben den Kopf immer gesenkt. Es ist so trostlos und lieblos. Ich will zurück! Der Mann zerrt mich durch die Flure. Vor einer Tür hält er an und schubst mich hinein. „Das ist dein neues Zimmer. Sei brav und wir sehen uns nicht dazu gezwungen etwas zu machen." Die Tür schließt sich und ich höre, wie er weggeht. Schluckend sehe ich mich um. Mein Zimmer ist lediglich eine kleine Kammer. Ein schmales Bett, ein kleiner Schrank und das Fensterbrett wurde als Schreibtisch umfunktioniert. Ich lege meinen Rucksack auf mein Bett und setze mich dann aufs Fensterbrett. Wieso nur werde ich immer allein gelassen? Warum bin ich von niemandem die erste Wahl? Bin ich so schrecklich? Ich bin es einfach nicht wert. Zu viele Fehler und Makel haften an mir. Weihnachten verging. Ich war im Heim, keine Familie wollte einen 15-jährigen Jungen mit Berührungsproblemen und einer angeknacksten Psyche haben. Ab und zu wurden Kinder adoptiert oder abgegeben. Mir war es egal. Früh bis spät trieb ich mich in der Stadt herum. Meistens beobachtete ich von einem Dach aus, die UA. Das Heim war nur eine Stunde entfernt von der Schule. Den Heimarbeitern war es egal. Ab und zu machte ich Botengänge für Dealer, einfach um meine Langeweile zu vertreiben. Nach und nach jedoch rutschte ich ab. Ich sammelte Informationen, verkaufte diese und kümmerte mich nicht darum, wenn es streng geheime Infos waren. Hauptsache das Geld stimmte. Das Geld jedoch behielt ich nicht, sondern spendete es anonym an Kindergärten oder andere Kinderheime, von welchen ich wusste, das sie es fürs richtige einsetzen. 

MhA x male OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt