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Albus ließ die Haustür hinter sich ins Schloss fallen, nachdem er Gellert nur flüchtiger als sonst verabschiedet hatte. Es war Abend; normalerweise hätte er nun Essen gemacht, doch wie es sich herausstellte, hatte Aberforth das schon für ihn erledigt. Die kleine Ziege schnupperte interessiert an den Möbeln und ging auf ihren wackligen Beinen ein paar Schritte vorwärts.

„Da bist du ja." Aberforths Stimme glich einem Messerschnitt. Mit seinen verengten Augen musterte er Albus bitterböse.

„Ich habe euch jemanden mitgebracht." Behutsam führte Albus die Ziege in die Küche, woraufhin Ariana sofort von ihrem Stuhl aufsprang und zu ihm eilte. „Gefällt sie dir?"

„Oh ja!" Ihre kleinen Kinderaugen leuchteten, als sie vorsichtig über den Kopf des Tieres streichelte. „Danke, Albus!"

„Du musst ihr noch einen Namen geben", erklärte er. Mittlerweile lugte auch Aberforth hervor, um das Spektakel zu beobachten.

„Hm...", überlegte Ariana. „Emma. Ich nenne sie Emma."

Aberforth erhob sich. „Dann willst du doch Emma nun sicherlich das Haus zeigen, oder?" Er drängte Ariana unterschwellig dazu, den Raum zu verlassen.

„Stimmt!" Ariana nahm die Leine der Ziege in die Hand und zog sie langsam mit sich. „Sonst verläuft sie sich noch." Mit leichten Schritten verließ sie die Küche, Emmas Hufgeklapper erklang dumpf auf dem Holzboden.

„Ich nehme an, du willst mir etwas sagen." Albus lehnte sich an die Tischkannte und beobachtete seinen Bruder.

„Warum zum Teufel hast du Gellert Ariana vorgestellt?!"

Es traf Albus wie einen Schlag in die Magengrube. Sie musste ihm während seiner Abwesenheit davon erzählt haben. „Weil sie es wollte."

„Trotzdem! Was wäre, wenn sie einen Anfall gehabt hätte? Wenn Gellert sie verletzt hätte?" Aufgebracht funkelte Aberforth ihn an.

„Gellert würde niemals-", begann Albus, doch dann fiel ihm ihr Gespräch vom Nachmittag ein. Wie töricht war es doch gewesen, ihm Ariana mit diesem Vorwissen auszusetzen? Was wäre geschehen, wenn er etwas Gefährliches getan hätte?

Aber es war nichts passiert.

„Sie haben es beide gut aufgenommen", sagte er also stattdessen.

„Das ist unser Glück!", donnerte Aberforth und ballte die Hände zu Fäusten. „Wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hätte-"

„Dann hättest du mir das nie verziehen, ich weiß, das hast du auch schon bei Elphias gesagt."

„Nein", murmelte Aberforth. „Dann hätte ich ihn eigenhändig umgebracht."

Sofort ging Albus in eine defensive Stellung. Eins war klar: Aberforth würde alles für Ariana tun. Alles. Manchmal, in Momenten wie diesen, fiel ihm auf, wie ähnlich sein Bruder seinem Vater doch war, und das nicht nur vom Aussehen her.

„Mir ist dieser Grindelwald nicht geheuer", redete Aberforth weiter und schritt langsam vor dem Kamin auf und ab. „Angefangen bei seinen Augen."

„Was ist denn mit seinen Augen?"

„Die sind gruselig. Er ist gruselig. Ich finde, du solltest Abstand von ihm halten, Albus."

Nun reichte es ihm und er stieß sich vom Tisch weg. „Du sagst mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe, kleiner Bruder! Vergiss nicht, dass ich das Oberhaupt der Familie bin und die Entscheidungsgewalt somit bei mir liegt. Du kannst unsere Eltern nicht ersetzen, egal wie sehr du es versuchst."

Er sah einen traurigen Schimmer in Aberforths dunklen Augen, dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab und verschwand in seinem Zimmer. 

Dunkelste Kunst (Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt