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Es hatte Arianas Tod gebraucht, damit Albus Dumbledore die wahre Natur von Gellert Grindelwald verstand.

Als sie Arianas Leiche sahen, verschwand Gellert augenblicklich, ohne ein einziges Wort zu verlieren. Für die Tage, nein, Wochen danach fehlten Albus jegliche Erinnerung. Er hatte sie zum Großteil in seinem Zimmer verbracht, sprach nicht, aß sehr wenig und starrte fast die ganze Zeit an die Decke.

Er wusste nicht, wie es Aberfoth erging. Sie betraten nie denselben Raum zur selben Zeit, und wenn sie es doch taten, ignorierten sie sich.

Es hatte lange gebraucht, bis Albus weinte. Aber nach dem ersten Mal tat er es jede Nacht.

Er weinte um Ariana, um Gellert, um sich selbst und wie töricht er doch gewesen war.
Es war alles seine Schuld gewesen. Er hatte dieses Leben zerstört. Er hatte Ariana zerstört, Aberforth zerstört und vielleicht auch Gellert.

Und sich selber.

Am Tag von Arianas Beerdigung erschienen außer ihm und Aberforth nur zwei weitere Personen. Miss Bagshot und Elphias. Albus sprach kein Wort mit beiden. Als sie gegangen waren, verweilte er mit Aberforth noch eine Weile vor dem Grab.

Aberforth schlug ihm ins Gesicht und brach seine Nase.

Albus war nicht weggezuckt. Er hatte es verdient.

Wenn er nachts nicht weinte, dachte er oft darüber nach, wessen Fluch Ariana getroffen hatte. Er hoffte inständig, dass es nicht sein eigener gewesen war. Doch am Ende spielte es sowieso keine Rolle. Ariana war tot und würde nie wieder zurückkommen.

Albus konnte sich nicht dazu bringen, weiter nach den Heiligtümern des Todes zu suchen, obwohl er dadurch seine Mutter und Ariana zurückholen könnte.

Nein, eigentlich war das eine Lüge. Man konnte die Toten nicht als Lebende zurückholen. Den zweiten Bruder hatte es in den Suizid getrieben. Vielleicht war es also gut, dass Albus von den Heiligtümern des Todes abließ.

Er war mehrmals kurz davor gewesen, das Märchenbuch von Beedle dem Barden zu verbrennen. Aber es war ein Buch und er konnte es einfach nicht über sich bringen. Stattdessen bewahrte er es auf - vielleicht würde es irgendjemandem irgendwann noch einmal behilflich sein.

Albus versuchte, Gellert aus seinen Gedanken zu verbannen, was nicht klappte. Er kannte zwar jene Zauber, welche es ihm ermöglichen würden, doch als er tatsächlich mehrmals kurz davor war, sein Gedächtnis zu löschen, entschied er sich anders.

Diese Erinnerungen gehörten zu ihm. Sie machten ihn aus und waren wichtig. Sie zu verdrängen, würde ein fataler Fehler sein. Außerdem käme es Selbstverleumdung gleich.

Und genau das tat Albus nicht. Er stand zu allem, was in diesem verheerenden Sommer geschehen war. Er leugnete nichts, weder die Liebe, welche zwischen ihm und Gellert existierte, noch die Idee einer großen Revolution.

Einmal fragte ihn jemand, ob es ein Fehler gewesen sei, sich in Gellert Grindelwald zu verlieben. Albus antwortete selbstbestimmt: „Nein, das ist es nicht. Denn wenn eines nie ein Fehler ist, dann jemanden zu lieben."

In diesen zwei Monaten hatte Albus viel über Liebe gelernt und er würde keine Sekunde ungeschehen machen wollen.

Außer Arianas Tod.

Albus konnte nicht länger in dem Haus bleiben, mit welchem er so viele schmerzhafte Erinnerungen verband. Er musste fort. Und der einzige Ort, der für alle immer ein Zuhause sein würde, war Hogwarts. 

Dunkelste Kunst (Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt