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Fast einhundert Jahre später, als Albus schon lange kein junger Zauberer mehr war, schaute ihm eines Nachts ein kleiner Junge entgegen, der wie gespannt vor einem großen Spiegel in einem leeren Klassenzimmer saß. Dieser Junge war nun schon mindestens zum dritten Mal in Folge hier.

„Sir, Professor Dumbledore? Darf ich Sie etwas fragen?", fragte er vorsichtig, die Hand fest um einen silbrig schimmernden Umhang geklammert.

„Nun hast du ja deine Frage schon gestellt", sagte Albus lächelnd. „Du darfst mich aber noch etwas fragen."

„Was sehen Sie, wenn Sie in den Spiegel schauen?"

„Ich?" Albus hob kaum merklich eine Augenbraue und blickte auf den Boden. „Ich sehe mich dastehen, ein Paar dicke Wollsocken in der Hand haltend."

Der Junge starrte ihn an und für einen Moment glaubte Albus, er würde erkennen, dass er gelogen hatte.

„Man kann nie genug Socken haben", sagte Albus. Er konnte dem Kind, welches sowieso so viel Leid in seinem Leben ertragen hatte und noch ertragen musste, nicht erzählen, dass er sich selbst neben den Personen sah, die er am meisten geliebt und am stärksten verletzt hatte. „Wieder einmal ist ein Weihnachtsfest vergangen, ohne dass ich ein einziges Paar Socken bekommen habe. Die Leute meinen dauernd, sie müssten mir Bücher schenken."

In Hogwarts fand Albus wieder zu sich und erinnerte sich daran, dass es auch ein Leben außerhalb von Trauer und Sehnsucht gab. Er wurde Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und schärfte seinen Schülerinnen und Schülern eindringlich ein, sich von ihnen so gut es ging fernzuhalten.

Aberforth zog ebenfalls aus, nachdem er seinen Abschluss gemacht hatte. Er nahm Emma mit sich und ging in das rein von Hexen und Zauberern bewohnte Dorf Hogsmeade nahe dem Schloss. Nur die wenigsten wussten, dass er, nun der Inhaber einer Schenke namens Eberkopf, mit dem späteren Schulleiter von Hogwarts verwandt war.

Gellert Grindelwald schaffte es, immer mehr Leute um sich herumzuscharren. Gelegentlich tauchte sein Name im Tagespropheten mit irgendwelchen Skandalen auf. Einige Jahre später kamen sogar Auroren aus den Vereinigten Staaten auf Albus zu und baten ihn, gegen den Schwarzmagier vorzugehen, er wäre schließlich einer der begabtesten Zauberer der Welt und könnte am ehesten etwas gegen Grindelwald ausrichten.

Ich kann nicht, hatte er immer geantwortet. Obwohl er es gerne getan hätte. Albus wollte Gellert stoppen. Doch er wusste nicht, ob es nur der Blutpakt war, der ihn daran hinderte.

Man sagt, Sie und Grindelwald standen sich nah wie Brüder, hatte ein Auror zu ihm gesagt und ihn erwartend angeblickt.

Albus hatte nur gelächelt und an jenen Sommer 1899 zurückgedacht. Oh, wir standen uns näher als Brüder.

Dunkelste Kunst (Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt