Später wurde Albus einmal von einer Schülerin gefragt, was denn sein Irrwicht sei. Albus tat diese Frage mit einem Lächeln ab und antwortete, dass er Maikäfer schon immer sehr furchteinflößend fand.
Sein Irrwicht war jedoch dieser Abend.
„Aberforth!" Das blanke Entsetzen spiegelte sich in Albus' Augen und er fühlte sich wie ein Kartenhaus, welches in sich zusammenbrach. Was tat Gellert da? Warum folterte er seinen Bruder? Und es war beinahe so, als wäre es Albus, der sich anstelle von Aberforth vor Schmerzen krümmte.
„Bist du verrückt?!" Es hatte keinen Sinn, einen Fluch auf Gellert zu feuern; schließlich trug er den Blutpakt, welcher es ihnen unmöglich machte, sich gegenseitig zu bekämpfen. Stattdessen tat Albus etwas, was er nie für möglich gehalten hatte. Er, der körperliche Gewalt in jeglicher Form ablehnte, rammte Gellert.
Das ließ diesen für einige Momente so verwirrt zurück, dass er von Aberforth abgelenkt wurde.
Schnell rappelte er sich auf und feuerte auch schon den nächsten Fluch zurück. „Stupor!"
Gellert duckte sich. Im Schrank hinter ihm explodierte ein Teller in Millionen Scherben.
„Hört auf!", rief Albus verzweifelt und blickte sich panisch um. Sie sollten voneinander ablassen, verdammt nochmal, das alles würde in einer riesigen Katastrophe enden. Doch er konnte nichts gegen Gellert ausrichten, sondern Aberforth nur beschützen. „Protego!"
„Komm schon, Al", meinte Gellert freundlich, als er sah, wie Albus sich vor seinen Bruder stellte. „Lass das."
„Du hast ihn angegriffen", sagte Albus fassungslos und versuchte, nicht in Tränen auszubrechen. Wie sehr konnte man sich nur in einer Person täuschen? Oder wie sehr konnte man ihre wahre Natur ignorieren und sie sich in Gedanken nach den eigenen Idealen formen?
„Albus, ich will und kann nicht gegen dich kämpfen. Nimm den Zauberstab herunter." Was für eine Ironie Gellerts Worte waren, während er doch selber seinen Zauberstab fest umklammerte und leicht zitterte.
„Aber ich kann es!" Ruckartig beugte Aberforth sich über Albus' Schutzschild. „Flagrante!"
„Mucus ad Nauseam!"
Irgendwann wusste Albus nicht mehr, wie lange Aberforth und Gellert sich in der Küche duellierten. Bald waren sämtliche Schränke gesprengt und überall lagen Splitter und Scherben auf dem Boden, an welchen sie sich ständig verletzten, wenn sie es nicht sowieso schon waren. Das einzige, was er tun konnte, war beide zu beschützen. Er wollte keinen Kampf.
Er liebte Gellert und er liebte Aberforth, wenn auch anders. Er konnte es nicht ertragen, die beiden so zu sehen und wollte sie am liebsten auseinander reißen. Aber er konnte nicht gegen Gellert vorgehen und wusste nicht, wie lange Aberforth noch gegen ihn standhielt.Egal wie oft Albus Gellert anflehte, endlich aufzuhören, es nützte nichts. Er ließ nicht locker und Albus befürchtete, dass er ebenfalls nicht davor zurückschrak, ihm endgültig den Gar auszumachen.
Vorbei waren die idyllischen Sommertage, an welchen sie ihre Jugend und ihre Liebe auskosteten. Vorbei war der Drang nach einer Revolution, der Wunsch nach einem größeren Wohl. Vorbei war alles binnen weniger Sekunden, als hätte es nie existiert.
Was blieb, war nur Schutt und Asche.
Mittlerweile hatte Aberforth es geschafft, sich aus der Küche zu retten und kauerte nun hinter der Kommode im Hausflur, als würde er nur den richtigen Moment abwarten, um zu fliehen. Auch ihm schien bewusst zu sein, dass er keine Chance gegen Gellert hatte.
„Bombarda!", war das einzige, was die Brüder hörten, nachdem das Haus von einer mächtigen Explosion erschüttert wurde, die Tür in tausend Stücke zerfiel und ein verbrannter Geruch sich über sie legte.
Niemand bemerkte das Mädchen, was die ängstlich die Treppe herunterkam.
Niemand bemerkte Ariana.
Albus übte einen kläglichen Versuch, einen Entwaffnungszauber auf Gellert zu legen, während er weiterhin seinen Schutzzauber aufrecht erhielt. Vielleicht war die Kraft des Blutpaktes nicht so stark, wie anfangs gedacht.
Aberforth schaute hinter der Kommode hervor und feuerte einen Ganzkörperfluch auf Gellert ab, der ihn jedoch verfehlte.
Bis heute wusste Albus nicht, was Gellert getan hatte. Ob er es gewagt hatte, den Todesfluch auszusprechen. Er sagte kein Wort, als der rote Strahl aus seinem Zauberstab hervordrang.
In Albus' Erinnerung hatte keiner der drei Zaubersprüche Ariana getroffen. Niemand bemerkte sie. Keiner dieser Flüche war für sie bestimmt gewesen. Und doch wurde sie von einem getroffen, wenn nicht sogar von allen.
„Mutter!"
Der schrille Schrei des Mädchens war das letzte, was sie an jenem Abend hörten. Dann sackte sie in sich zusammen und rührte sich nicht mehr.
Sie würde es nie wieder tun.
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Dunkelste Kunst (Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald)
Fiksi PenggemarSommer 1899. Das neunzehnte Jahrhundert neigt sich dem Ende und der junge Albus Dumbledore ist voller Motivation, eine Weltreise mit seinem Freund Elphias zu starten. Doch der unerwartete Tod seiner Mutter am Vorabend der Abreise wirft die Pläne des...