Meine Augen waren noch geschlossen, aber ich hörte etwas poltern. Widerwillig öffnete ich sie und richtete mich auf. Die anderen schliefen noch tief und fest. Ich sah mich um, auf der Suche nach dem Übeltäter, der mich aus dem Schlaf gerissen hatte. Da entdeckte ich ihn hinter den Kisten in einer Ecke. Ohne zu zögern, sprang ich kreischend aus dem Raum, was die anderen aufweckte. Sie fragten besorgt, was los sei, und ich zeigte nur stumm auf die Ecke. Das Monster rannte plötzlich zu den anderen, und auch Shibuki stürmte kreischend auf mich zu. Noah und die anderen versuchten, das Tier zu fangen, und als sie es schließlich hatten, brachten sie es zu uns.
„Vor diesem kleinen, süßen Wesen hattet ihr wirklich Angst?" fragte Karube und hielt die Ratte hoch.
Ja, es war eine Ratte, aber dennoch hatte ich schreien müssen. Sie brachten das Tier hinaus und kehrten zu uns zurück. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um Chotas Wunde. Vorsichtig entfernte ich den Verband und desinfizierte die Verletzung erneut. Seine Schreie waren nicht mehr so durchdringend wie am Tag zuvor. Ich trug die Salbe auf und verband die Wunde wieder. Chota bedankte sich mehrfach, und dann gesellten wir uns zu den anderen, die bereits das Frühstück vorbereitet hatten.
Nach dem Essen tauschten wir noch einige Geschichten aus, bis ich zu Noah sagte: „Wir sollten bald wieder los, um das nächste Spiel zu spielen."
„Ja, okay. Lass uns in einer Stunde aufbrechen," antwortete Noah.
„Wir kommen mit!" riefen Karube und Arisu gleichzeitig.
Eine Stunde später, nachdem wir gelacht und uns ausgetauscht hatten, machten wir uns auf den Weg. Chota verabschiedete sich von uns und bat uns, bald wiederzukommen. Shibuki hingegen war das völlig egal.
Wir liefen durch die leeren Straßen Tokios auf der Suche nach einem neuen Spiel. Es wurde bereits dunkler, als wir endlich eines fanden. Es befand sich in einem großen Wohnhaus. Drinnen nahmen wir uns von einem Tisch die bereitliegenden Handys und ließen die Gesichtserkennung laufen. Noah und ich lehnten uns an eine Wand und beobachteten die anderen Spieler. Es waren schon sieben weitere da: ein großer, muskulöser Mann, der wie ein Soldat wirkte; ein schmaler Typ mit zerzausten Haaren und einem Tuch auf dem Kopf; ein junger Bursche mit einer Kappe, der sichtlich verunsichert auf Arisu zuging. Karube meinte, dass wir keinen Anfänger bräuchten.
Zwei arrogante Mädchen lästerten über die anderen Spieler, während eine ältere Frau mit langen, zerzausten Haaren schweigend neben ihnen stand. An der Wand lehnte ein Junge in einer weißen Jacke, der Musik hörte und etwas an einer Steckdose befestigt hatte. Schließlich kamen noch zwei weitere Spieler: ein Mann in einem Hut, der wie ein Magier gekleidet war, und ein sportlich aussehendes Mädchen mit kurzen Haaren.
Plötzlich erklang die mechanische Stimme der Handys: „Gesichtserkennung abgeschlossen."
„Spiel: Jäger und Gejagte. Anzahl Spieler: 13. Schwierigkeitsgrad: Pik 5. Regeln: Entkomme dem Jäger. Ziel: Finde und berühre das Objekt, das sich in einem der Räume des Gebäudes befindet, bevor die Zeit abläuft. Ansonsten explodieren drei Zeitbomben. Zeit: 20 Minuten. Viel Erfolg!"
Alle begannen sich sofort zu bewegen. Noah und ich trennten uns, genauso wie Arisu und Karube. Ich suchte alleine nach dem Raum. Es war ein Pik-Spiel, also ging es um Stärke und Kondition. Genau in diesem Moment hörte ich Schritte hinter mir und bemerkte den Jäger, der eine Waffe auf mich richtete. Panik ergriff mich, und ich rannte die Treppen hoch. Der Jäger verfolgte mich dicht auf den Fersen. Oben fand ich die beiden arroganten Mädchen, doch sie lagen tot in einer Blutlache. „Der Jäger ist im fünften Stock, hinter mir her!" rief ich in mein Handy.
Der Jäger stürmte die Treppen hinauf, während ich auf die Mauer sprang und zurück in den fünften Stock sprang. Noah kam gerade zu mir, erleichtert, dass mir nichts passiert war. Gemeinsam gingen wir hinunter und trafen auf Arisu und Karube, die gerade den Jungen mit der Kappe, Tatta, retteten. Wir stellten uns alle einander vor. Es blieben nur noch zehn Minuten, und bereits vier Menschen waren tot.
Während die anderen weiterhin das Objekt suchten, fand ich einen Raum, der mir verdächtig vorkam. Plötzlich trat der Junge mit der weißen Jacke, der seine Kapuze jetzt abgenommen hatte, neben mich. Ich erkannte ihn sofort aus meinem Traum: Schulterlanges, weiß-graues Haar und ein vertrauenswürdiges Lächeln.
„Du bist also auch darauf gekommen. Warum starrst du mich so an? Habe ich was im Gesicht?" fragte er belustigt.
Erst da bemerkte ich, wie intensiv ich ihn angestarrt hatte. Errötend schaute ich weg. „Oh, Entschuldigung, ich wollte nicht starren. Ja, ich bin darauf gekommen."
Er lachte leise. „Wie heißt du?" fragte ich.
„Shuntaro Chishiya. Und du?"
„Y/N Nakamura."
Gerade als ich den Raum betreten wollte, sprang ein zweiter Jäger aus einer Ecke und schlug auf mich ein. Ich hatte keine Zeit zu reagieren und fiel zu Boden. Doch Chishiya setzte ihm einen Stromschlag, der den Jäger zu Boden schickte. Er half mir auf, und gemeinsam drückten wir das Objekt.
„Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt gewonnen und somit die Pik 5 Karte erspielt."
Noah, Karube und Arisu stürmten zu uns, aber in diesem Moment explodierte der Kopf der älteren Frau, und ihr Blut spritzte auf mich. Noah zog mich sofort aus dem Raum und setzte mich an die Wand. Er wischte mir das Blut grob aus dem Gesicht, aber ich stand unter Schock. Mein Atem ging schwer, mein Körper zitterte unkontrolliert, und Tränen rannen meine Wangen hinunter, während ich leer gegen die Wand starrte. Die Szene wiederholte sich immer wieder in meinem Kopf, und mein Herz raste.
Mir wurde übel, und ich sprang auf, um mich über die Mauer zu übergeben. Erschöpft rutschte ich zurück an die Wand. Noah wusste genau, was los war – ich hatte eine Panikattacke. Er versuchte mich zu beruhigen, aber nichts half. Die anderen sahen mich besorgt an, unfähig zu handeln. Chishiya trat neben mich und sagte ruhig: „Atme tief ein und aus."
Er nahm meine Hand in seine, und die Wärme seiner Berührung und die Sanftheit seiner Augen beruhigten mich allmählich. Es ging mir besser, und wir verließen das Gebäude. Tatta bot uns an, mit zum Beach zu kommen, aber wir lehnten ab. Er erklärte uns, wie wir dorthin gelangen könnten, bevor sich unsere Wege trennten.
Noah und ich gingen zurück zu Chota und Shibuki, aber ich legte mich sofort hin. Die anderen redeten noch lange, aber meine Gedanken kreisten nur um Chishiya, den Jungen aus meinem Traum, der mich beruhigt hatte. Schließlich fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
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Ich bin besessen von dir
FanfictionAls du eines Tages in dem vollkommen leergefegten Tokio stehst mit deinem Bruder und weit und breit keine Menschen seele ist wird euch kurz bevor deinem ersten spiel bewusst was los war. Ihr seit ein naturtalent darin gewesen all eure Spiele zu übe...