Ich wachte mit einem Schrei und einem Ruck auf, komplett schweißgebadet. Ich suchte nach Noah, doch er war nirgendwo im Raum zu sehen. Vor der Tür hörte ich ein Poltern, und meine Angst stieg an. Die Tür wurde aufgerissen, aber zum Glück war es nur Noah, der völlig außer Atem in der Tür stand. Er musste, als er meinen Schrei gehört hatte, zu mir gerannt sein. Langsam kam er zu mir und setzte sich neben mich. Er nahm mich in den Arm, und ich spürte, wie mir etwas Warmes die Wange hinunterrollte. Ich weinte, aber warum weinte ich gerade jetzt? Jede Träne, die aus mir kam, wurde schwerer und schwerer.
„Noah?" fragte ich ihn.
„Ja, Y/N?"
„Ich hatte so eine Angst, dass du auch verschwunden bist, so wie all die anderen Menschen!" sagte ich schwer atmend zu Noah.
„Y/N, ich werde dich niemals verlassen, versprochen. Ich bin immer für dich da und werde dich niemals im Stich lassen." antwortete mein großer Bruder, und er hatte recht.Er war schon immer für mich da gewesen. Er beschützte mich immer. Als ich gemobbt wurde, hatte er jeden verdroschen, auch wenn er dafür suspendiert wurde und zu Hause von unseren Eltern großen Ärger bekam. Sie meinten, aus ihm würde nichts anderes als ein Schläger werden, aber sie wussten nicht, dass er es für mich tat. Er munterte mich immer auf und ließ mich in meiner Depression nie allein oder aus den Augen. Er war es, der mich fand, als ich Suizid begehen wollte. Er war nicht nur ein Bruder für mich, er war für mich wie ein Seelenverwandter, mit dem Unterschied, dass er auch noch mein Bruder war. Ich liebte meinen Bruder und wollte ihn niemals verlieren oder jemand anderem überlassen.
„Ich will zurück in unsere Welt, zu unserer Familie und zu Dana. Was soll sie denn ohne mich machen?" sagte ich völlig verheult zu Noah.
„Wir kommen gemeinsam nach Hause, versprochen. Und ich glaube, es ist eh besser, dass Dana nicht hier ist, sie ist doch so ein riesiger Tollpatsch." sagte Noah und schmunzelte. Ich musste leicht lachen, er hatte auf eine gewisse Weise recht. Mein Magen knurrte lange und laut, bis Noah meinte, das sei ja nicht zum Aushalten, und uns Dosenessen warm machte.Nach dem Essen machte Noah einen Vorschlag: „Lass uns ins Einkaufszentrum gehen und uns saubere und bessere Kleidung holen." Er hatte recht, unsere Kleidung war von oben bis unten dreckig wegen dem Spiel gestern.
„Warum nicht? Wir können ja mal genießen, ohne die ganzen Menschen in den Läden zu shoppen, und unsere Schulkleidung ist in so einer Welt auch nicht gerade optimal." stimmte ich Noah zu. „Wir holen dir auch eine neue Jacke, die geht ja echt nicht mehr." sagte ich noch zu Noah, bevor wir losgehen wollten.
„Vergiss es! Das ist meine Lieblingsjacke." sagte er etwas bedrückt und wütend. Die Jacke war ein Geschenk von unserem Vater an Noah kurz vor seinem Tod.Er liebte die Jacke wie sein eigenes Leben – mit meinem zusammen, und das muss schon was heißen. Ich konnte ihn verstehen. Wir gingen die leeren Straßen von Tokio entlang. Überall standen verlassene Autos kreuz und quer herum, auf den Straßen lag viel Müll, und wenn der Wind wehte, schleuderte er ihn wild umher. Man konnte sehen, wie sich die Natur die Stadt zurückholte und die Tiere wiederkamen. Die Stadt war so leise, keine Menschenseele außer Noah und mir auf den Straßen. Wir kamen im Einkaufszentrum an und gingen in die ersten Läden.
Es wirkte schon gespenstisch. Ich suchte nach einer schwarzen Cargohose, einem Rock mit Taschen an der Seite, einem schwarzen langärmeligen Rollkragen-T-Shirt, das bauchfrei war, einem schwarzen Top mit Taschen, das ebenfalls bauchfrei war, schwarzen Boots, Ketten, die ich an meine Hose hängen konnte, und einem Gürtel. Mein Bruder suchte nach einer normalen schwarzen Jogginghose und Hoodies. Wir zogen uns direkt um und ließen unsere alten Sachen in der Kabine liegen. Ich zog die schwarze Cargohose an, dazu die Boots und das bauchfreie Top. Ich schnallte den Gürtel um und befestigte eine Kette daran. (Siehe Bild oben) Ich band meine langen Haare zu einem hohen Zopf und ging aus der Kabine heraus.
Ich sagte zu Noah, dass wir zu einem Waffenladen gehen müssten, und er stimmte mir zu. Wir wussten genau, wo einer war, da unser Vater einen Freund hatte, dem der Laden gehörte. Als wir nach zehn Minuten Fußweg dort ankamen, ging ich zu den Pistolen. Ich nahm eine KelTec P15 und ein Messer; außerdem durfte die Munition nicht fehlen. Ich besorgte mir einen taktischen Pistolenholster und eine Brusttasche, die gut zu meinem Outfit passte. Mein Bruder nahm sich eine Taurus G3X Pistole und ein Sturmgewehr vom Modell TAQ-56, da es extrem gut für den Fernkampf geeignet ist. Wir wussten genau, wie all diese Waffen funktionierten, da unser Vater uns schon früh damit vertraut gemacht hatte und wir es nebenbei als Hobby betrieben.
Wir machten uns langsam auf den Weg zurück zu unserer Unterkunft. Als die Stadt fast wieder in Dunkelheit gehüllt war, schauten wir aus den wunderschön großen Fenstern unserer Unterkunft hinaus und genossen die Zeit zusammen. Wir packten alles, was wir geholt hatten, aus und machten uns Ramen.
„Wir bekommen unsere Zeit zum Leben – also unser Visum – ja durch die Spiele, die wir gewinnen, richtig?" begann Noah in einem ruhigen Ton.
„Ja, durch die Karten, die den Schwierigkeitsgrad des Spiels anzeigen." antwortete ich ihm.
„Lass uns mehrere Spiele hintereinander spielen, um so mehr Tage auf unser Visum zu laden, und wenn wir genug haben, suchen wir einen Weg aus dieser Welt. Denn ich glaube, dass wir das überleben werden, versprochen." sagte Noah noch abschließend.„Einverstanden, dann lass uns morgen direkt ein Spiel spielen!" sagte ich noch zu Noah, der sich bereits gemütlich hingelegt hatte, um zu schlafen.
„Gute Nacht, Y/N."
„Gute Nacht, Noah." Damit legte sich Noah schlafen. Ich schaute noch ein wenig in die Ferne von Tokio. Der Himmel war klar, und man konnte sehen, wie dunkel er war, aber die Sterne, die ich seit langer Zeit mal wieder sah, erleuchteten mein geliebtes Tokio. Den jungen Mann mit den schulterlangen Haaren und dem süßen, schiefen Lächeln aus meinem Traum hatte ich den ganzen Tag über ausgeblendet, doch jetzt fing ich an, mich zu fragen, wer er wohl war.„Wer bist du nur?" sagte ich leise und fragend in die Nacht hinein. Meine Augen wurden immer schwerer, bis ich mich entschloss, leise und langsam in meinen Schlafsack zu kriechen, ohne Noah aufzuwecken. Ich schloss meine Augen, nachdem ich mich eingemummelt hatte, und schlief langsam ein.
DU LIEST GERADE
Ich bin besessen von dir
FanficAls du eines Tages in dem vollkommen leergefegten Tokio stehst mit deinem Bruder und weit und breit keine Menschen seele ist wird euch kurz bevor deinem ersten spiel bewusst was los war. Ihr seit ein naturtalent darin gewesen all eure Spiele zu übe...