BILLY HARGROVES HÄNDE UMGRIFFEN SEIN LENKRAD SO FEST, dass seine Knöchel weiß hervorstanden. Der Innenraum seines Autos war komplett still, bis auf sein schweres Atmen und das aggressive Hämmern seines Herzens. Die Straßen von Hawkins waren menschenleer, denn kaum eine Seele würde um diese Uhrzeit noch umherwandeln.
Eine stumme Träne entfloh Billys Augenwinkel und vermischte sich mit dem getrockneten Blut, welches auf der Haut seines Gesichtes klebte.
Der Teenager zog scharf die Luft ein, während er seinen Arm hob, um die Träne wegzuwischen, als ein stechender Schmerz durch seine Rippengegend schoss. Kurz wurde ihm schwindelig, denn das Adrenalin ließ so langsam nach. Kleine Erinnerungsfetzen spielten sich auf Dauerschleife vor Billys geistigem Auge immer wieder ab - Schreie, Fäuste, Blut. Schmerzen. So starke Schmerzen.
Er fuhr für eine halbe Ewigkeit einfach nur durch die Gegend. Der geborene Kalifornier hielt bei der High School, danach bei einer Tankstelle, bevor er zu dem Diner fuhr, in dem die Teenager von Hawkins abhingen. Doch sobald er den Motor seines dunkelblauen Camaros abstellte und das Einzige, was noch zu hören war, das Ticken des abkühlenden Autos war, wurden die Gedanken des Jungen unerträglich.
Billy dachte an Jennifer, das Mädchen, welches er liebte. Er musste sich an die letzten Wochen zurückerinnern, und was alles passiert war. Wieviel Scheiße er gebaut hatte. Wieviel Scheiße sie gebaut hatte. Doch eine bestimmte Erinnerung drängte sich immer und immer wieder in den Vordergrund - seine Hand um ihren Hals und der Ausdruck in ihrem Gesicht, nachdem ihr Kopf mit dem kalten Metall des Spindes kollidierte. So viel Angst, Fassungslosigkeit, Verwirrung. Sie hatte ihn genauso angesehen, wie Billy seinen Vater ansah, wenn er ausrastete.
Jennifer hatte ihn angesehen, als würde sie ihn nicht mehr wiedererkennen.
Billy hasste sich selbst dafür, zu der Person geworden zu sein, die er am meisten auf dieser Welt verachtete. Er ekelte sich vor sich selbst dafür, jemals diese Art von Panik in dem Mädchen hervorgerufen zu haben. Er wusste nicht, wie er seine Taten jemals wieder gutmachen würde. Und er hatte verdammte Angst, dass Jennifer ihm diese Taten niemals verzeihen könnte.
Aber er würde es verstehen. Er würde jede Entscheidung verstehen und akzeptieren, die die Brünette treffen würde. Sie hatte in letzter Zeit viele Fehler gemacht und Billys Vertrauen missbraucht, doch wenn der Junge vollkommen ehrlich mit sich selbst wäre, könnte er Jennifer niemals böse sein.
Der Billy von vor ein paar Monaten dagegen hätte so etwas niemals mitgemacht. Geschweige denn wäre er mit der Teenagerin mehr als bloß eine Bettgeschichte eingegangen. Der Kalifornier war nichts für etwas Festes. Er ging keine Beziehungen ein. Er war, um ehrlich zu sein, die meiste Zeit schlichtweg ein Arschloch zu den Mädchen, mit denen er was anfing. Er blieb nie bis zum nächsten Morgen und lehnte generell alles an Körperkontakt ab, was nicht rein sexueller Natur war. Kuscheln, Küsschen, Händchenhalten - von alldem hielt Billy nichts.
Bis diese gewisse Brünette auftauchte und sein Leben komplett auf den Kopf stellte.
Sie war das Erste, woran der Junge dachte, wenn er morgens aufwachte und das Letzte, wenn er nachts einschlief. Er erwischte sich im Laufe des Tages immer wieder dabei, wie er unwillkürlich lächeln musste, weil er sich an etwas erinnerte, was das Mädchen gesagt oder getan hatte. Er freute sich zum ersten Mal im Leben zur Schule zu gehen, weil er wusste, dass sie dort sein würde. Er war glücklicher. Er war so viel glücklicher, seitdem sie in sein Leben getreten war.
Umso mehr tat es deshalb weh, dass die Teenagerin einem willkürlichen Gerücht mehr Glauben schenkte, als dem Jungen selbst.
Doch auf irgendeine absurde Art und Weise konnte er sie auch verstehen. Sie hatte in ihren jungen Jahren bereits so viel Leid erleben müssen. So viel Schmerz, Trauer, Betrug. Sie war vorsichtig geworden - sie hatte diese Mauer um sich herum aufgebaut. Diese perfekte Fassade, welche Menschen nur genau das sehen ließ, was sie bereit war zu zeigen. Die Teenagerin hatte so hart gearbeitet, um diese Fassade aufrecht zu erhalten, weshalb sie niemanden auch bloß einen minimalen Riss in diese Mauer schlagen lassen würde. Auch nicht Billy.
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JENNIFER'S BODY [BILLY HARGROVE]
FanfictionJENNIFER'S BODY ❝I HAD ALL AND THEN MOST OF YOU, SOME AND NOW NONE OF YOU.❞ Jennifer Cort hat scheinbar alles - eine glückliche Familie, viele Freunde und Geld. Sie bringt immer gute Noten nach Hause und zählt zu den beliebtesten Kindern an der High...