27

747 22 15
                                    

„HATTEST DU GESTERN SPAß?", BRACH FRANKIE CORT DIE STILLE, die an dem Frühstückstisch der Familie herrschte. Michael war, wie jeden Morgen, in seine Zeitung vertieft, während Jennifer mit ihrer Gabel in dem Rührei herumstocherte, welches Maria frisch für sie gekocht hatte. Die Brünette hob ihren Blick und zuckte ihre Schultern, bevor sie sich wieder mit ihrem Essen beschäftigte. Sie hoffte ihre Mutter würde ihre geschwollenen und roten Augen nicht bemerken, aber aus genau diesem Grund hatte sie sich an diesem Samstagmorgen extra viel Mühe mit ihrem Outfit und ihren Haaren gegeben, weil sie wusste, dass Frankie darauf viel Wert legte.

„Die Leute waren nett", antwortete die Teenagerin, woraufhin ein Lächeln auf den Lippen ihrer Mutter erschien. Die Frau tupfte sich mit ihrer Serviette die Mundwinkel ab und schaute ihre älteste Tochter dann verschwörerisch an.

„Tate Lancaster war auch nett, findest du nicht?", säuselte Frankie und wackelte mit ihren perfekt gezupften Augenbrauen. „Ihr beiden scheint euch ganz schön gut verstanden zu haben."

Jennifer wusste nicht, ob sie lachen oder sich im Kreis übergeben sollte, bei dem Versuch ihrer Mutter ihre Tochter mit einem Millionärssohn zu verkuppeln. Doch sie empfing jede Chance um Frankie etwas zu ärgern mit offenen Armen.

„Ich glaub' er ist schwul", posaunte die Brünette mit einem neutralen Ausdruck auf ihrem Gesicht heraus und beobachtete, wie der Kopf ihrer Mutter herumriss, als Reaktion auf die Sticheleien ihrer Tochter. „Also so richtig. Die Art von schwul, bei der ich nackt vor ihm stehen könnte und es würde sich nichts regen, wenn du weißt was ich meine." Sie hasste sich innerlich immer noch dafür zu wissen, dass diese Aussage nicht der Wahrheit entsprach.

„Jennifer!", keuchte Frankie entsetzt und schaute ihre Tochter aus empörten Augen an. Die Mutter schaute nun auch ihren Ehemann an, der ein amüsiertes Grinsen auf seinen Lippen hatte, während sein Blick aber noch auf die Zeitung gerichtet war. 

„Robert und du scheint euch auch ganz gut verstanden zu haben", erwiderte Michael Cort, mit dem selben, unveränderten Lächeln auf den Lippen. Jennifers Blick wechselte zwischen ihren Eltern hin und her, da sie nicht wirklich deuten konnte, was ihr Vater mit dieser Aussage meinte.

„Hast du mitbekommen, dass seine Tochter in Princeton angenommen wurde?", wechselte Frankie geschickt das Thema, doch Jennifer entging das kurze Aufblitzen von so etwas wie Scham in den Augen ihrer Mutter nicht. „Dabei wollte sie doch so gerne nach Harvard."

„Die Arme muss jetzt nach Princeton statt nach Harvard", Jennifer Stimme triefte vor Sarkasmus und sie verdrehte kaum merklich ihre Augen, bevor sie ihre Mutter wieder anschaute. „Wie soll sie damit nur leben?"

„Ihre Großeltern haben sich in Harvard kennengelernt, ihre Eltern haben dort gemeinsam studiert", erklärte Frankie. „Es ist schon fast eine Familientradition. Natürlich ist das ein Niederschlag für sie, Jennifer."

Jennifer seufzte bloß tief, und schob sich widerwillig eine Gabel Rührei in den Mund, was sie direkt wieder bereute. Sie hatte keinen Appetit und der Geschmack ließ ihr übel werden. Seit Tagen hatte sie nicht wirklich etwas herunterbekommen und hatte das Essen, welches Maria ihr gemacht hatte ständig diskret wegschmeißen müssen, bevor die geborene Spanierin etwas davon mitbekommen würde.

„Und wie läuft es bei deinem kleinen Freund mit den Bewerbungen?", fragte Frankie dann nach einigen Momenten der Stille am Esstisch der Familie, in der man nur das Knistern der Zeitung ihres Vaters und das gelegentliche Klimpern von Geschirr wahrnehmen konnte. „Wie war sein Name doch gleich? Blake? Bob?"

„Bist du eigentlich wirklich so ignorant, oder tust du nur so?", mit einem lauten Geräusch ließ Jennifer die Gabel auf ihren Teller fallen, nachdem sie das triumphierende Grinsen auf den Lippen ihrer Mutter erkennen konnte und blickte Frankie direkt in die Augen. „Was hast du davon?"

JENNIFER'S BODY [BILLY HARGROVE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt