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JENNIFER BEOBACHTETE IHREN MAGENINHALT DABEI, wie er mit einem Betätigen der Toilettenspülung den Abfluss heruntergespült wurde. Sie hievte sich mit Mühe wieder in eine stehende Position und wischte sich über den Mund, bevor sie zum Waschbecken stolperte. Ihre Hände umgriffen das kalte Porzellan und halfen ihr gleichzeitig dabei, ihr Gleichgewicht zu halten. Das kalte Wasser auf ihrer Haut fühlte sich angenehm an und lenkte das Mädchen für einen Moment von ihren rasenden Gedanken ab.

Ihr Spiegelbild ließ die Brünette erschrecken. Ihr komplettes Augen-Make-Up war verschmiert und schwarze Schlieren von Mascara liefen ihre geröteten Wangen entlang. Grob wischte sie sich über ihre erwärmte Haut und wischte die Spuren ihres emotionalen Zusammenbruchs somit weg. Jennifer nahm die gedämpften Stimmen ihrer Mitschüler vor der Tür des Badezimmers wahr.

Mit zitternden Fingern griff das Mädchen in ihre Handtasche und fand ihren Lipgloss, welchen sie sich im Spiegel nachzog. Augenblicklich stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen. Frustriert setzte sie von ihren Lippen ab und schmiss die kleine Tube wieder zurück in ihre Tasche. Jennifer umgriff wieder das Waschbecken, als wäre es eine Art von Stütze für sie, bevor sie tief ein- und wieder ausatmete, um zu verhindern, dass die Tränen einen Weg aus ihren Augen fanden.

Die Szene, die sich vor ein paar Minuten in einem der freien Schlafzimmer in Tommy H's Haus abgespielt hatte, lief auf Dauerschleife vor Jennifers geistigem Auge und ließ ihr sofort wieder schlecht werden. Sie war so unglaublich sauer auf sich selbst. Sauer über den Fakt, dass sie so dumm war, und wieder auf Justins hinterlistige Spielchen reingefallen war. Sauer, dass sie wieder mit ihm geschlafen hatte und ihm somit genau das gegeben hatte, was er wollte. Aber am allermeisten hasste sie sich für den Fakt, dass sie Billy nicht vertraut hatte und stattdessen auf die anderen gehört hatte.

Jennifer kannte ihn zwar erst seit einigen Monaten, doch sie würde lügen, wenn sie behaupten würde, dass der Junge in dieser kurzen Zeit nicht zu einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden war.

Er versteht sie und nimmt sie ernst. Er kennt sowohl ihre guten, als auch ihre schlechten Seiten. Er ist für sie da, wenn sie ihn brauchte - ohne Fragen. Er kennt ihre Familie und akzeptiert diese. Er behandelt sie nicht anders, nur weil sie Geld hat. In seinen Augen war sie nicht Jennifer Marie Cort, die wunderschöne, talentierte und intelligente Tochter von Frankie und Michael Cort, die gemeinsam eine der erfolgreichsten Kanzleien in den gesamten Vereinigten Staaten führten.

Nein, in seinen Augen war sie einfach nur Jen, die gerne auf Parties ging und stundenlang mit ihren Freunden tanzte. Jen, die immer noch für das Ballet brannte und sich mit ihrer Leidenschaft eine Karriere aufbauen möchte. Jen, welche auch mal auf ihre Designerklamotten und teuren Schminkprodukte verzichtete, und bloß in einem schlabbrigen T-Shirt gekleidet, mit einer überdimensional großen Schale Popcorn im Schoß einen Film schaute, während ihre Haare zu einem unordentlichen Knoten auf ihrem Kopf zusammengeknotet waren.

Und genau in diesen Momenten war Jennifer am meisten sie selbst. Und in diesen Momenten fiel ihr immer wieder auf, wie normal Billy sie fühlen ließ. Es war in diesen Momenten, in denen das Mädchen merkte, wie sehr sie den Jungen liebte.

„Hey beeil dich man, ich muss pissen!", bei dem Ertönen der Stimme hinter der geschlossenen Türe des Badezimmers, gepaart mit dem gleichzeitigen Klopfen, schreckte Jennifer aus ihren Gedanken hoch. Schnell sammelte die Brünette sich und rieb sich die Tränen von den Wangen. Erneutes, aggressives Klopfen ertönte an der Tür, woraufhin die Teenagerin laut seufzte und zur Tür tapste.

„Komm mal runter", murmelte Jennifer genervt unter ihrem Atmen, bevor sie die Tür aufschloss und von einem Jungen begrüßt wurde, dessen Namen sie vergessen hatte. Er jedoch schien die Brünette direkt zu erkennen, denn sein Gesicht hellte augenblicklich auf, woraufhin er sie mit sich ins Badezimmer zog und die Tür hinter den beiden zuzog. In ihrem emotionalen und betrunkenen Zustand war sie viel zu schwach, um Widerstand zu leisten.

JENNIFER'S BODY [BILLY HARGROVE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt