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August 2017
"You know you really love someone, when you don't hate them for breaking your heart." – Kim Taehyung


"Hobi, warst du denn damals dabei, als das Rudel gegründet wurde?", versuchte ich mich neugierig an das Thema heranzuwagen. Ich kannte die Antwort schon, wusste aber nicht, wie ich es sonst ansprechen sollte.

Dieser sah mich stirnrunzelnd an.
"Natürlich nicht."
Diese Antwort überraschte mich nicht, aber ich wünschte trotzdem, dass sie anders ausgefallen wäre. "Wieso nicht?"

Hobi hatte noch immer diesen nachdenklichen Ausdruck auf seinem Gesicht. Er sah mich an, als wäre ich das Alien, als das ich gerne mal betitelt wurde.
"Als Beta hat man dabei nichts verloren, das weißt du doch."
"Hm", brummte ich nur leicht melancholisch vor mich hin. Viel zu deutlich sah ich hier einmal mehr, wo mein neuer Platz im Rudel der Hyungs sein würde. Von Gleichberechtigung war keine Spur zu sehen, auch wenn sie in einigen Dingen schon recht tolerant waren. Das war alles mein Verdienst, hatte ich lange immer und immer wieder in die gleiche Kerbe geschlagen, bis sie nachgaben und meine Eigenheiten ignorierten.

"Ich durfte damals dabei sein."
Hobi drückte mich nur fester an sich heran. "Tae, als Beta stehen wir in der Mitte. Wir vermitteln. Wir sind zwar fast überall dabei und auch meistens umgänglich, aber bei den Dingen, die zwischen Alpha und Omega passieren, da haben wir nicht so viel verloren. Das ist eine ganz andere Welt."
Jimin und Jungkooks Wölfe hatte ich immer nur bis zu einem gewissen Grad verstanden. Hobi war greifbarer für mich, als würden wir auf der gleichen Buchseite lesen und nicht auf unterschiedlichen. Was aber nicht hieß, dass ich überall herausgehalten werden wollte, wenn es um die anderen Wolfsgeschlechter ging.

"Ich seh das alles anders, Hyung."
"Ich weiß."

Hobi drehte sich auf die Seite, sodass er mich besser ansehen konnte. Wir lagen im Gästenest, abgesondert von allen anderen.
Yoongi-hyung befand sich in seiner Rut. Ich hatte keine Lust momentan bei ihm zu sein und mich deswegen abgesondert. Er würde wahrscheinlich nur die Kontrolle verlieren, wenn ein ungebundener Wolf jetzt in seiner Nähe war. Ihn einfach übergehen, ihm die Verbindung zwischen uns aufzudrücken, wenn er nicht klar denken konnte, das wollte ich nicht. Man musste es sich ja nicht gleich auf Anhieb mit dem neuen Rudel verscherzen.
Sein reicher Geruch nach Kaffee drang aber sogar in das Gästenest zu uns und machte es mir schwer, nicht zu ihm zu eilen und für ihn da zu sein.

Noch immer war mein Wolf am Trauern über den Verlust meines alten Rudels. Wann immer ich Jimin und Jungkook sah oder gar roch, schwappte eine Welle der Depression über mich, die ich kaum zügeln konnte. Sogar den Fans war schon aufgefallen, dass ich nicht mehr so glücklich wie sonst war.
Reifer, nannten sie es. Ich betitelte es einfach nur mit unglücklich.
Ich war noch nicht soweit, dem Rudel von Yoongi-hyung beizutreten und wir alle wussten es.

Ich fragte mich schon, was Army zu den nächsten Liedern sagen würde, die wir herausbrachten und vor nicht allzu langer Zeit aufgenommen hatten.
Lie und Stigma zeugten nur davon, wie unglücklich wir momentan als Gruppe und als Individuen waren. Hoffentlich gab es keinen allzu großen Aufschrei in der Fanbase.

Holt mich aus dieser Hölle. Gebt mir mein Lachen wieder.

Es ist nur das Herz, das jeden Tag schmerzt. Tiefer, tiefer, die Wunde wird größer.

"Tae, jedes Rudel ist anders."
"Ich weiß", ich fuhr mir mit meiner Zunge über meine Lippen, eine meiner furchtbaren Angewohnheiten, "aber du weißt, dass ich meine Freiheiten und Wertschätzung brauche."
"Die bekommst du auch! Ich werde schon dafür sorgen."

Vermutlich ertrug er meinen traurigen Geruch nicht mehr, der selbst mir stark in der Nase brannte. Er rückte näher zu mir heran und fing an, mich ganz langsam und behutsam mit seinem Geruch zu markieren. Manchmal spürte er ganz genau, was ich brauchte. Vermutlich weil sein Wolf dem meinem so ähnlich war.

My ordinary Beta lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt