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März 2018
"Forget what hurt you but never forget what it taught you" –Kim Taehyung


Die Reats meines alten Rudels waren einfach nur furchtbar, es gab kein anderes Wort, um sie zu beschreiben.
Es war die vierte Reat, die sie nun schon ohne mich verbrachten und jede dauerte länger, war anstrengender als die vorherige. Sogar den Fans war bei Preisverleihungen schon aufgefallen, wie müde wir wirken, wie schwer es Jimin und Jungkook fiel, die Töne zu halten. Der traurige Höhepunkt war die Preisverleihung im letzten Monat gewesen. Jimin hatte sich seine schlechte Leistung sehr zu Herzen genommen, dass Army seinetwegen besorgt war und doch konnten wir nichts daran ändern.

Ich hörte sie, am sechsten Tag. Wir alle hörten sie und beschlossen doch es zu größten Teilen zu ignorieren.
Ich selbst war mittlerweile an einem Punkt angelangt, an denen ich zumindest außerhalb dieser Zeit wieder halbwegs vernünftig mit ihnen umgehen, reden konnte, ohne dass einer von uns sofort in Tränen ausbrach, weil wir uns so sehr gegenseitig vermissten und doch nicht gut taten.

Das zumindest sah ich mittlerweile.
Egal wie sehr ich sie liebte, es war eine Liebe, die mehr zerstörte als schuf, mehr nahm als gab und letztendlich alles unter sich beerdigen würde.

Ich war endlich soweit. Yoongi-hyung würde mich bald in sein Rudel holen.
Vielleicht ginge es dann auch Jimin und Jungkook besser. Wenn ich nicht mehr frei verfügbar war, konnten auch sie vielleicht endlich mit dem Kapitel "wir-wollen-Tae-doch-wieder-in-unserem-Rudel-haben" abschließen.
Ich hoffte es so sehr für sie.

Gerade lag ich auf der Couch, mein Handy in der Hand und lauschte den Geräuschen aus meinem alten Nest.
Nicht eine Nacht hatte ich dort seit dem verhängnisvollen Tag verbracht, als ich das letzte Mal aus dem Rudel geschmissen wurde. Lediglich meinen Schrank hatte ich ausgeräumt, beobachtet von Jimins klugen Augen, die mich traurig dabei anblinzelten. Ihm passte diese Tatsache ebensowenig, dass wir wohl nie mehr in einem Rudel sein würden, wie mir.

"Wir müssen doch etwas für die beiden tun können", flüsterte ich in das stille Wohnzimmer, mehr zu mir selbst, aber auch um mir Rat von den anderen zu holen, die sich ebenso schweigsam hier versammelt hatten.

Die Reat ging schon viel zu lange. Es war kaum zum Aushalten.

Hobi seufzte neben mir. "Ich wüsste nicht was. Ich habe versucht Ihnen zu helfen, aber sie ignorieren mich vollkommen."

"Das gleiche ist mir auch passiert", holte mir Seokjin-hyung wieder ins Gedächtnis und ich seufzte geschlagen.

Sie brauchten mich. Jimin kam meinetwegen nicht zur Ruhe, wir alle wussten es.

Sechs Tage war eine viel zu lange Zeit, doppelt so lang, wie eine Heat üblicherweise dauerte.
Ich wollte es nicht. Mein Wolf in mir hatte endlich mit diesem Kapitel in unserem Leben abgeschlossen. Aber wenn es keine andere Möglichkeit gab, um den beiden zu helfen, dann musste ich wohl-

"Kim Taehyung, Schlag dir das aus dem Kopf."
Yoongi-hyungs Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern, dennoch drang sie so kraftvoll zu mir, als hätte er geschrien.

Sämtliche Augenpaare lagen plötzlich auf mir, sahen mich prüfend an. Ich war lediglich zu einem überraschten Blinzeln in der Lage, hatte immer gedacht, dass ich nicht ganz so einfach zu lesen war. Offensichtlich ein Irrtum.

"Ich..."
"Nein", diesmal sprach er lauter, "es gibt nicht das Geringste, das du tun kannst."
Ich sah das komplett anders. Natürlich konnte ich helfen. Die Spirale, die mich aber stetig abwärts zog, würde dann wieder in Gang gesetzt werden.

Ich ließ das Telefon neben mir auf den Tisch fallen.
"Ich wünschte, ich könnte etwas für sie tun."

Es herrschte drückendes Schweigen zwischen uns.
"Das wünschen wir uns alle."
Auch an Namjoon war diese Zeit nicht einfach vorbei gegangen. Immer wieder musste er sich vor unserer Agentur rechtfertigen, wieso wir unseren Mist noch immer nicht richtig geklärt hatten und so langsam kam er in Erklärungsnot.

My ordinary Beta lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt