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Schnaufend lassen wir uns beide auf den eisigen Waldboden fallen. Obwohl mich Neteyam einige Meter hinter sich hergeschleppt hat, bin ich außer Atem. Scheint wohl so, als ob sich mein Avatar-Körper immer noch nicht gänzlich regeneriert hat. Vielleicht sollte ich einfach ein wenig mehr trainieren?
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ  "Schau dir das hier an.", reißt mich Neteyam aus meinen Gedanken und deutet auf die vereiste Waldfläche. 
Verdammt, hier scheint das Eis noch nicht geschmolzen zu sein. Wäre auch zu schön gewesen, wenn einfach alles so sein könnte, wie früher.

Nachdem er mir aufgeholfen hat, stapfen Neteyam und ich an der Felskante entlang, bis wir auf ein mir vertrautes Gebiet stoßen. Alle noch so tropischen Pflanzen sind zwar von einer dicken Schneedecke eingepackt, reizen aber dennoch meine Erinnerungen.
Noch während ich angestrengt darüber nachdenke, was mir wohl dieses unangenehme Déjà-Vu zu sagen hat, führt Neteyam mich zu einer schwarzen Waldstelle hin, die inmitten der dunklen Fläche eine Steinfigur emporhebt.  

Mir verschlägt es endgültig die Sprache.
Das bin ich.
Ich korrigiere - das war ich.

Ich renne, so schnell mich meine Beine nur tragen können und lasse Neteyam dabei alleine zurück. 
Ich denke an gar nichts.
Ich renne einfach.

Früher hätte ich wahrscheinlich vor diesen schwarz-verfärbten Pflanzen Halt gemacht, weil sie mir Angst machen. 
Weil sie Gefahr bedeuten.
Weil sie mich an die Albträume erinnern, die mich jede Nacht so schrecklich plagen.
Weil sie Zeichen dafür sind, dass ich mein altes Ich ablegen musste.

Mir strömt ein nur allzu bekannter Duft entgegen. Alles, was ich jetzt noch wahrnehmen kann, ist dieser stechende Geruch von Motoröl, der mich im Headquarter der Himmelsmenschen tagtäglich begleitet hat.
Es reizt mich. Es reizt meine Gedanken, meine Augen.
Doch ich bin es satt, Tränenflüssigkeit zu verschwenden und ich bin es ebenfalls satt, ängstlich davonzulaufen.

Meine beiden zitternden Hände wandern langsam zum kohleschwarzen Stein hin.
Sie streicheln meine versteinerte Wange und ich spüre spitzes, unebenes Gestein unter ihnen. Der Stein ist kalt, kälter noch, als der verschneite Waldboden.
Ich lege meinen Kopf schief und betrachte mich - allzeit bemüht, meine stechenden Tränen zurückzuhalten.
"Du fehlst mir. Du hast mir Halt gegeben.", hauche ich mir zu.
Ohne zu zögern schließe ich mich selbst in die Arme und drücke das kalte Ich so fest an meine Brust, wie mir nur möglich. Dabei entflieht mir ein sanftes Lächeln.

ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ  "Du hast sie gespürt, nicht wahr?", fragt er mich und legt mir mitfühlend seine Hand auf die Schulter.
Ich nicke nur, ohne aufzuschauen. Tagelang und nächtelang habe ich mich damit geplagt, herauszufinden, wer ich wirklich bin. Etwas in mir drin hat mir permanent zugeflüstert, dass ich noch längst nicht mit meinem alten Leben, so wie ich es kannte, abgeschlossen habe.

ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ  "Hey.", meint er sanft zu mir. "Du musst sie loslassen. Das warst nicht wirklich du, das haben unsere Feinde erschaffen. Sie haben dich zu ihresgleichen erzogen."
"Ich weiß. Aber das fällt mir so unglaublich schwer." 
Betrübt lehne ich mich an mein versteinertes Ich und blicke in den Himmel hoch. Oh Eywa, wenn du mir doch helfen könntest.
Sag mir doch, was du von mir möchtest.
Sag mir, was meine Aufgabe hier ist. 

Der stechende Motoröl-Duft zieht erneut in meine Nase und ich verziehe angewidert mein Gesicht. Bilde ich mir das etwa ein? Ist das so ein Flashback, der mich in alte Zeiten versetzt? Fragend blicke ich zu Neteyam auf, der mir allerdings längst nicht mehr seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Er steht wie angewurzelt da, seine Ohren bewegen sich wie wild hin und her. Auch seine herumhuschenden Blicke deuten darauf hin, dass er etwas wittert.
Das ist kein gutes Zeichen.

Da ertönt plötzlich lauter Krach. Erschrocken reiße ich meine Augen auf und erkenne das seltsam geformte Zeppelin, das mir für meinen Geschmack ein wenig zu bekannt vorkommt. Das persönliche Luftschiff des Colonels...
Ein kräftiger Windstoß lässt meine schwarzen Haare umherwehen und bläst mir eine Menge Schneegestöber ins Gesicht. Gequält kneife ich meine Augen zusammen und versuche zu erkennen, wer sich da aus dem riesigen Zeppelin herabseilt.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ  "Lauf y/n. Lauf!", höre ich nur noch von ihm, während er sich hinter der nächstbesten Pflanze duckt und seinen Bogen hervorholt. 

Der eisige Sturm, der aufkommt, peitscht mir weiterhin ins Gesicht. Ich rühre mich allerdings keinen einzigen Meter - ich denke nicht einmal daran, von der Stelle zu weichen. Ich bin es leid, ständig auf der Flucht zu sein.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ  "кä ηєтσ ⁽⁼ᴴᵃᵘ ˢᶜʰᵒⁿ ᵃᵇ⁾!", befiehlt er mir und ich höre ihn laut fluchen.
Dennoch bleibe ich unbeirrt stehen und halte mir die Hand vors Gesicht, um wenigstens durch die Fingerschlitze etwas entdecken zu können. 

Zu spät.
Da fasst mir schon jemand an die Schulter.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ  "ωιуα ⁽⁼ⱽᵉʳᵈᵃᵐᵐᵗ⁾, pass auf!", höre ich nur noch, dann packt er mich am rechten Arm und stößt mich mit aller Kraft nach hinten.
Ein erschütterndes Kreischen verlässt meinen Hals und ich versuche mich sofort wieder aufzurichten, nachdem ich auf dem vereisten Gras gelandet bin.
Doch bevor ich überhaupt reagieren kann, muss ich mit Entsetzen ansehen, wie ein Na'vi-Soldat Neteyam von hinten packt und seinen Arm sofort um dessen Hals schlingt.

Ein lauter Kriegsschrei ertönt.
Die Stimme würde ich immer und überall erkennen: Es ist kein anderer, als Lo'ak.
Und er hat Ao'nung im Schlepptau. 

ᴸᵒᵃᵏ  "тѕαнєу ⁽⁼ ᴼʰ ˢᶜʰᵉ!ˢˢᵉ⁾!", höre ich ihn fluchen. 
Entschlossen rapple ich mich wieder auf und renne den beiden Irren augenblicklich hinterher. Ohne überhaupt mit einer Wimper zu zucken haben sie sich an Neteyam und seinen Entführer gehängt und versuchen wie wild, ihn loszureißen. 
"Ao'nung, fang!", brülle ich dem kämpfenden Metkayina entgegen und will ihm gerade mein selbst geschnitztes Taschenmesser entgegenwerfen, da werde ich von hinten gewaltsam in die Mangel genommen. 

Unkontrolliert trete und schlage ich um mich, doch der Soldat hat mich längst im Griff und lässt sich von seinen Kollegen hoch in den Himmel seilen. 
ˢᵒˡᵈᵃᵗ ¹  "Endlich haben wir dich, du verrückte Wilde."
"Verdammt nochmal, Finger weg!", schnappe ich empört und winde mich in seinem Griff.
Auf einmal presst er seine linke Hand auf meinen Mund, sodass ich nur noch nuscheln kann. 

ˢᵒˡᵈᵃᵗ ¹  "Sieh, was du angerichtet hast.", flüstert er mir ins linke Ohr und deutet auf das Waldstück und den Strand. Alles ist komplett vereist - bis auf ein kleines Waldstückchen und ein Teil vom tiefblauen Ozean.
ˢᵒˡᵈᵃᵗ ¹  "Das kommt davon, wenn man nicht gehorcht. Und jetzt hör auf so rumzuzappeln."

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
Panik macht sich bei mir breit und ich spüre, wie ich immer weniger Sauerstoffzufuhr bekomme. Dieser elendige Idiot lässt einfach nicht von mir ab. Aus der Ferne glaube ich Lo'aks wilde Schreie zu hören.
ᴸᵒᵃᵏ  "Lass sie gehen!", brüllt er uns entgegen, doch bewirkt nur ein verächtliches Schnauben vom Soldaten. Als dieser kurz abgelenkt ist, beiße ich ihm in die Finger und er zieht seine Hand erschrocken zurück.

"Hast du ihn nicht gehört, hm? Finger. Weg. Lass los!", fauche ich ihm drohend entgegen und wie von Geisterhand gesteuert reiße ich meine Arme in den Himmel, gefolgt vom spritzenden Meereswasser, dass plötzlich zu uns nach oben schießt.
Ich vernehme nur einen dumpfen Schrei seinerseits, dann lässt er mich einfach fallen. ✘




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ପଓ¸¸.•*¨*•Aloha Freunde der Sonne, 
nur noch zwei nette Kapitelchen, bis ihr explizite Endkapitel zu Neteyam oder Lo'ak erhaltet. Ich habe ganz süße Ideen und freue mich schon voll, sie umzusetzen ;)

Neben meiner Ao'nung Fankfiktion werde ich zusätzlich noch eine Lo'ak Fanfiktion anfangen, die ihr schon bald lesen könnt. 

Frohe Ostern btw, falls ihr Ostern feiert!
  /)/)
 ( ˶•༝•)
୭( づ✿

𝔦𝔠𝔢 𝔠𝔬𝔩𝔡 ⟜ Neteyam / Lo'ak FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt