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Von Sekunde zu Sekunde scheint Neteyam weiter aufzutauen. Bald schon spüre ich, wie sein Körper sich wieder anspannt und seine Muskeln reaktiviert werden. Er fängt erneut an zu zittern - diesmal allerdings nicht als unbewusste Körperreaktion, sondern um sich wieder frei bewegen zu können.
Ich atme erleichtert auf, als er seine Augen aufschlägt."Ma Eywa! Danke, oh große Mutter!", flüstere ich, unendlich dankbar, mit Blick Richtung Himmel gerichtet.
Die Wolken, die vorhin urplötzlich aufgezogen waren, verschwinden so langsam und die Sonne erscheint zwischen den Büschen und Blättern. Die leichten Sonnenstrahlen kitzeln ihn weiter wach, bis er dann endlich seinen ersten, tiefen Atemzug tätigt.
Seine graue Körperfarbe fließt langsam in das gewohnte Dunkelblau über und erweckt wieder den Anschein, als stecke noch Leben in ihm - was man von mir nicht gerade behaupten kann...Ich bin immer noch krankhaft blass und auch meine dunkle Haarfarbe hat sich nicht im geringsten verändert. Meine Körpertemperatur ist so niedrig, dass ich mich nicht einmal traue, Neteyam an die Stirn zu fassen. Ich möchte sein Immunsystem nicht unnötig herausfordern, also nehme ich vorerst Abstand ein.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "G-Geht es dir gut?", ächzt er und versucht sich keuchend aufzurichten.
Das ist allen Ernstes die erste Frage, die er stellt, nachdem er fast das heilige Licht Eywas erblickt hat? Fassungslos von seiner Selbstlosigkeit schüttle ich meinen Kopf und muss mir eine neue Träne verkneifen.
Es war so knapp.
So unglaublich knapp."Neteyam, bleib liegen."
Schwer atmend stützt er sich mit seinen steifen Armen auf und ignoriert meine Forderung gekonnt. Mit etwas Kraft schafft er es, sich auf eine Seite zu drehen.
Ich kann seinen zerkratzten Rücken erkennen und es macht sich ein unwohles Gefühl in meiner Magengegend breit.
"Bleib liegen.", versuche ich mein Glück erneut.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Sonst was? Schickst du mich wieder schlafen?", fragt er herausfordernd.
"Neteyam, es tut mir so leid. Das war nicht meine Absicht. Du hättest mich zurücklassen sollen, ich hab's dir doch gesagt.", sprudelt es nur so aus mir heraus.Gerade, als ich abermals dabei bin, in Selbstmitleid zu versinken, unterbricht er meinen Gedankengang.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Komm zu mir. Ich möchte dich sehen." Das klang nun keinesfalls wie eine Bitte, eher wie eine Forderung.
Vorsichtig erhebe ich mich und begebe mich auf seine Seite. Als er meine knirschenden Schritte durch den Schnee vernimmt, hebt er seinen Kopf ein Stück. Seine bernsteinfarbenen Augen treffen meine.Ein Zeit lang herrscht unangenehme Stille, dann ergreife ich endlich das Wort.
"Halte durch, ich kriege dich wieder heil. Ich kümmere mich um dich, versprochen."
Er wirft mir einen mitleidigen Blick zu und hustet ein wenig. Vorsichtig rücke ich ein Stück näher an ihn heran, um ihn besser nach Verletzungen abchecken zu können.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Wenn du dich nicht bald um dich selbst kümmerst, sind wir verloren."
Ich hebe irritiert meinen Kopf. Meine langen, schwarzen Haare fallen mir dabei ins Gesicht.
Wortlos streckt er seine Hand nach mir aus und streicht die paar Haarsträhnen aus meinem Gesicht.ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Weißt du, 𝒽𝑜𝓃𝒶 ⁽⁼ ᴴᵘᵉᵇˢᶜʰᵉ⁾, das ist dein eigener Kampf. Nur du kannst ihn beenden. Ich habe keine Ahnung, was da am Seelenbaum vorgefallen ist oder was seit deiner Ankunft bei uns in dir vorgeht. Aber es zerstört dich. Und somit zerstört es uns."
Ich nicke schweigend und ergreife seine eiskalte Hand, die noch an meiner Wange verweilt. Gedankenverloren streichle ich sie in meinem Schoß und denke über seine Worte nach. Er hat recht. Aber ich befinde mich derzeit in einem endlosen Labyrinth und alle Auswege, die ich versuche aufzufinden, laufen ins Nichts. Weglaufen bringt nichts, ich brauche eine andere Strategie.Neteyam scheint allerdings nicht zufrieden mit meinem Schweigen zu sein. Es ist ihm nicht Antwort genug.
Nicht einmal annährend.ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Komm schon, rede mit mir. Sag mir, was dich bedrückt."
Als er meinen prüfenden Blick bemerkt, richtet er sich komplett auf und setzt sich entschlossen hin - begleitet von ein paar Ächzern. Erschrocken rücke ich ein Stück zu ihm hin, um ihm zu helfen, doch er lehnt ab.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Mir geht es besser, sorge dich nicht um mich. Lenk nicht ab.", versichert er mir ernst und bewegt - als Beweis - seine vier Finger in meinen Händen."In letzter Zeit fühle ich mich so anders. Ich habe keine Ahnung, wer ich eigentlich bin.", fange ich an und nehme ein aufmunterndes Nicken von Neteyam wahr, also fahre ich fort. "Ich fühle mich nicht angenommen - weder von den Na'vi, noch von mir selbst. Respekt habe ich erst erfahren dürfen, als ihr gepeilt habt, dass ich wohl etwas 'Besonderes' bin. Schönen Dank auch. Und als dann auch noch Lo'ak..."
Ich stocke kurz.
Halt, das geht Neteyam gar nichts an.ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Was hat dieser ѕкχαωηg ⁽⁼ ᴵᵈⁱᵒᵗ⁾ wieder angestellt?"
Prüfend schaut er mich an. Seine spitzen Ohren verraten volle Aufmerksamkeit.
"Da möchte ich nicht drüber reden.", gebe ich betrübt zu verstehen und wende meinen Blick von ihm ab.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Wenn mein eigener Bruder Schuld an dieser ganzen Sache hier war, möchte ich das aber gerne wissen.", entgegnet er mir und legt den Kopf schief.
"Es ist nicht seine Schuld, er darf ja tun und lassen was er will. Vielleicht habe ich mir einfach zu viele Hoffnungen gemacht. Metkayina-Mädchen sehen umwerfend aus, ich kann das nachvollziehen.", nehme ich ihn gleich in Schutz.Seine Ohren spitzen sich erneut.
Er scheint zu überlegen.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Darum ging es also die ganze Zeit?"
Ich fühle mich ein wenig schlecht, ihm unter diesen Umständen von meiner Vernarrtheit in seinen eigenen Bruder zu erzählen. Schließlich bedeutet auch er mir sehr viel, also versuche ich, mich zu erklären.
"Weißt du, er hat mich wahrgenommen so wie ich bin und ich habe mich bei ihm wirklich besonders gefühlt. Ich dachte, vielleicht wäre ich ja endlich einmal die erste Wahl von irgendjemandem. Jemandem, der nur mich in dieser Masse sieht."Stille.
Ich spüre, wie sich sein Blick sänftigt und er nach den passenden Worten sucht.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Ich sehe dich.", flüstert er dann mit sanfter, aber klarer Stimme.Bevor ich seine warmen Worte überhaupt verarbeiten kann, verschließt er die Finger seiner rechten Hand (die noch in meinem Schoß lag) mit meinen Fingern. Mit dieser Hand zieht er mich anschließend zu sich heran, sodass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als der Bewegung fügsam nachzugeben.
Als ich kontrolliert zu ihm nach vorne kippe, empfangen mich seine noch kalten, aber weichen Hände längst. Behutsam hat er sie seitlich auf meinen Taillenbereich gelegt und stützt mich ab. Vor lauter Aufregung habe ich mich zusätzlich an seinen Schultern abgestützt.Mein Herz bleibt für kurze Zeit stehen.
So eine Art Körperkontakt habe ich bisher nie spüren dürfen. Mir wird ganz warm um die Stelle, die von seinen Händen berührt wird.
Ich schaue verdutzt zu ihm herunter und nehme sofort seinen durchdringenden Blick wahr. Wie Nadelstiche piksen seine bernsteinfarbenen Augen in meine eisblauen und fesseln mich regelrecht.ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Ich sehe dich, y/n.", wiederholt er seine Worte hartnäckig und fängt an, mich langsam und sachte herabzusenken, sodass ich gänzlich auf seinem Schoß Platz finde. Meine Hände gleiten unsicher von seinen starken Schultern zu seinen Oberarmen, als ich mich nicht mehr abzustützen brauche. Zu meinem Erstaunen sind sowohl seine Arme, als auch seine Oberschenkel alles andere als eiskalt.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Du brauchst jetzt nichts zu sagen, 𝒽𝑜𝓃𝒶 ⁽⁼ ᴴᵘᵉᵇˢᶜʰᵉ⁾.", kommentiert er mein Schweigen amüsiert, während er eine Hand von meiner Taille hebt und mir damit zart durchs pechschwarze Haar streicht.
ᴺᵉᵗᵉʸᵃᵐ "Ich kann dich auch so verstehen."
Gänsehaut macht sich auf meinem ganzen Körper breit. ✘
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𝔦𝔠𝔢 𝔠𝔬𝔩𝔡 ⟜ Neteyam / Lo'ak Fanfiktion
أدب الهواة˗ˏˋ 𝒁𝒘𝒆𝒊 𝑜𝑝𝑡𝑖𝑜𝑛𝑎𝑙𝑒 𝐸𝑛𝑑𝑒𝑛 ˎˊ˗ «Feindin der Na'vi und jetzt sieh dich an.», höhnt Neteyam weiter und macht erneut eine ungestörte Rundum-Analyse von mir. «Blau wie der Ozean und bereits einen waschechten Na'vi auf dir, du machs...