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Kaltes Nass umgibt mich.
Ich sinke tiefer und tiefer - die zerrende Schwerkraft befördert mich bis an den Grund des Ozeans und ich wehre mich nicht dagegen. Es fühlte sich alles so richtig an.
Das Wasser, wie es mir gehorchte.
Wie es meiner Handbewegung, ja jede meiner Fingerspitzen folgte.
Wie es mich aus den Fängen der Himmelsmenschen riss. 

Lo'ak hatte recht. Das Wasser ist immer und überall. Es umgibt uns, ist in uns, begleitet uns von Geburt bis zum Tod. 
Noch nie habe ich es geschafft, Wasser derartig zu kontrollieren. Wie hätte ich das auch tun sollen, wenn alles, was ich anfasse, gefriert? Wenn alles um mich herum kalt wird und mir beinahe meine Liebsten raubt?

Ich schließe zufrieden die Augen und lasse mich von den Unterwasserwellen umhertragen. Ohne überhaupt einen weiteren Finger rühren zu müssen, stoßen mich die Wasserwalzen in kreisförmigen Bewegungen wieder an die Wasseroberfläche zurück.
Dabei kann ich förmlich spüren, wie sich meine aufgestaute, pure Energie im Wasser freisetzt und entladen wieder in mich zurückströmt.
So befreit habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt...

ᴸᵒᵃᵏ  "Y/n! Y/n, hier her!", höre ich ihn von weitem rufen.
Mit einem leichten Schwimmzug bringe ich das unruhige Meer dazu, mich zu Lo'ak und Ao'nung zu befördern. Bei den beiden angekommen, blicke ich hektisch über und unter Wasser umher - finde aber keinen Neteyam. 
Mir läuft es kalt den Rücken herunter. 
ᴬᵒⁿᵘⁿᵍ  "Wir konnten ihn nicht losreißen. Der verdammte Soldat hätte ihn sonst umgebracht.", erklärt mir Ao'nung, schwer schnaufend.
Ich höre ihm gar nicht richtig zu. Mein Herz pocht laut, ich höre den Puls immer noch in meinen Ohren und fahre meine erfolglose Suche nach Neteyams Körper fort. 

Kurz darauf werde ich allerdings unvorsichtig an den Armen gepackt und über Wasser gezogen. Keuchend und völlig durch den Wind drehe ich mich zu Lo'ak um, der meinen Arm immer noch fest in seiner linken Hand hält. 
"Lass mich verdammt nochmal los!", fauche ich ihn wild an und meine Blicke schwenken erneut hektisch über den unruhigen, dunklen Ozean. Unbeirrt krallt sich Lo'ak nur noch fester in meinen Arm und zieht mich so nah an ihn ran, wie ihm nur möglich.

ᴸᵒᵃᵏ  "Y/n.", versucht er es ein weiteres Mal, greift grob nach meinem Kinn und lenkt meinen Blick zu ihm hin. "Hey, hör mir zu. Neteyam ist nicht hier."
"Wieso habt ihr ihn nicht da rausgeholt, hm?", schieße ich zurück und fasse ihm ums Handgelenk, damit ich mich aus seinem groben Griff befreien kann. Lo'ak wirft mir daraufhin nur einen mitleidigen Blick zu. 
ᴬᵒⁿᵘⁿᵍ  "Hey, ruhig. Ihm geht es bisher gut, er lebt noch.", mischt sich nun auch der prollige Metkayina-Junge ein, der mir sowieso schon seit Anfang tierisch auf die Nerven geht. 

"Oh Eywa!", rufe ich hoch zum Himmel und kneife gequält meine Augen zusammen. Wie konnte das alles nur passieren?
Wenn ich Neteyam nicht so geschwächt hätte, wäre er jetzt bestimmt hier bei mir.
Wenn ich gar nicht erst auf diese verfluchte Insel gekommen wäre, hätte ich nicht so ein riesiges Unheil anrichten können...
Wäre doch alles beim Alten geblieben. 

Ich habe es mit eigenen Augen gesehen: Das gesamte Metkayina-Dorf... eingefroren in tiefstem Eis. Selbst der Ozean ist um die Insel herum zugefroren - alles nur meinetwegen. Weil ich mich nicht unter Kontrolle habe. 
Weil ich wohl immer noch nicht gelernt habe, mit meiner Bestimmung umzugehen. Aber wie sollte ich denn auch, wenn ich nicht einmal weiß, wozu ich eigentlich bestimmt wurde? 

Ich spüre erneut, wie sich jemand meinen Arm krallt und mich zu sich zurück an die Wasseroberfläche zieht.
ᴸᵒᵃᵏ  "Jetzt sauf uns bloß nicht ab.", kommentiert er mein Abtauchen kalt und gibt Ao'nung ein kleines Zeichen.
ᴬᵒⁿᵘⁿᵍ  "Alles klar. Lass uns zurückkehren."
Er nickt Lo'ak zu und taucht vor uns ins tiefe Nass.

"Nichts da!", entgegne ich völlig perplex. "Wir werden ihn da rausholen, ist doch klar."
ᴸᵒᵃᵏ  "Nichts ist klar, y/n. Ob du's glaubst oder nicht, aber wir haben gerade schlimmere Sorgen.", widerspricht er stur und tauscht dann ein paar frustrierte Blicke mit Ao'nung aus. Ungläubig starre ich die beiden an und schüttle den Kopf. Schlimmere Sorgen? Was ist denn bitte schlimmer, als Neteyams Entführung?

ᴬᵒⁿᵘⁿᵍ  "Das ganze Dorf befindet sich in einer Notsituation. Du bist die einzige, die das noch irgendwie geradebiegen kann, bevor wir alle qualvoll verenden.", versucht er mir zu erklären, während er und Lo'ak sich jeweils einen Arm von mir schnappen und über ihre Schultern legen. 
ᴬᵒⁿᵘⁿᵍ  "Sieh es dir erst einmal selbst an, bevor du weiterredest.", meint er nur und taucht zusammen mit Lo'ak unter.

➟➠ 20 Minuten Zeitsprung➟➠

Beim Metkayina-Dorf angekommen, trifft mich der Schlag.
Die gesamte Insel ist komplett von einer schweren, dicken Eisdecke bedeckt - lediglich ein paar Löcher im Ozean und der Sammelplatz der Metkayina sind verschont geblieben. Ich reibe mir meine Augen so fest, wie mir nur möglich - jedoch ohne Erfolg. Das Elend, was ich hier sehe, ist tatsächlich die blanke Wahrheit.
Meine Realität.

ᵀˢⁱʳᵉʸᵃ  "Oh Eywa. Y/n! Y/n, geht's dir gut?", ruft sie besorgt, während sie bereits auf uns drei zukommt. Sie wirkt blasser denn je, ihre türkise Haut erscheint mir eher gräulich.
"Oh Tsireya. Es tut mir so leid, von ganzem Herzen.", versichere ich mit gesenktem Blick und Tränen in den Augen. 
Am liebsten hätte ich sie ganz doll umarmt, um sie wieder aufzutauen. Allerdings ist meine Körpertemperatur weiterhin so niedrig, dass ich ihren Erfrier-Prozess wahrscheinlich nur weiter beschleunigt hätte. An die Sache mit Lo'ak und ihr denke ich gar nicht mehr. Ich möchte einfach nur, dass es allen hier gut geht und sie nicht wegen mir leiden müssen. 

"Ich bringe das wieder in Ordnung.", versichere ich nun auch dem gesamten Metkayina-Clan, der mir am Gemeinschaftsfeuer dunkle Blicke zuwirft und herumtuschelt. 
ᵁⁿᵏⁿᵒʷⁿ  "Das werden wir, ganz bestimmt.", höre ich eine fremde Stimme, die direkt aus dem Feuer zu kommen scheint. Erschrocken weichen alle Metkayina vom großen Feuer zurück und starren mich ungläubig an.
Auch ich bin äußerst verwirrt, trete aber keinen einzigen Schritt zurück.

"Bist... bist du nicht der Na'vi mit diesen Voodoo-Portalen?", frage ich vorsichtig, während ich ins flackernde Feuer starre und versuche, die Na'vi-ähnlichen Umrisse zu interpretieren.
"Ich erkenne deine Stimme, Fremder. Zeige dich.", füge ich bestimmt hinzu und staune nicht schlecht, als sich meine Vermutung als richtig erweist. Der Fremde tritt prompt aus dem Feuer heraus und kommt ein paar Schritte auf mich zu.

ᵁⁿᵏⁿᵒʷⁿ  "Ja.", erwidert dieser leicht lächelnd, während er ein paar nicht-erloschene Flammen auf seiner blassen Haut wegklopft. "Genau der bin ich." 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 15, 2023 ⏰

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𝔦𝔠𝔢 𝔠𝔬𝔩𝔡 ⟜ Neteyam / Lo'ak FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt