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Ich betrete einen neuen Raum, der sich als eine Art Kristallwelt herausstellt. An jeder Ecke wachsen saphirblaue Kristalle - wir befinden uns mitten in einem Spiegelkabinett. Das Licht, dass von oben auf uns herabstrahlt, wird von jedem noch so winzigen Kristall reflektiert und bildet bunte Flächen.
Wie Fenster sehen sie aus. Fenster, die uns Einblicke in andere Welten verschaffen. Ich staune nicht schlecht: Die Reflektion, die direkt vor meinen Augen entsteht, spiegelt eine wüstenähnliche Landschaft wider. Es wirkt so, als bräuchte ich nur hineinzufassen, um an diesen verwunschenen Ort zu gelangen.
Ganz hypnotisiert von dem ganzen Lichterspiel betrachte ich, wie sich dort plötzlich eine Sandwand auftut und sich ein Sandsturm anbahnt. Inmitten des Chaos glaube ich einen Na'vi zu erkennen. Dieser hat allerdings sandbraune Haut, genauso wie der Unbekannte neben mir.ᵁⁿᵏⁿᵒʷⁿ "Großartig oder?", kommentiert der Unbekannte das Schauspiel und fasst mir von hinten auf die Schulter.
ᵁⁿᵏⁿᵒʷⁿ "Dich konnte ich auch beobachten, y/n. Das hat mich den ein oder anderen Abend echt gut unterhalten.", lacht er und winkt ab. "Aber mal ernsthaft. Du hast dich wirklich toll eingelebt, da kannst du stolz drauf sein."Ich drehe mich irritiert zu ihm hin.
"Wieso mich beobachtet?"
ᵁⁿᵏⁿᵒʷⁿ "Nun ja", fängt er an und kratzt sich verlegen am Kopf, Blick nun starr auf den Boden gerichtet. "Wir glaubten du wärst tot. Aber ich habe dich nie wirklich aufgegeben."
"Wir? Sprich doch nicht die ganze Zeit in Rätseln!", werfe ich ihm aufgebracht gegen den Kopf.Antworten. Ich brauche Antworten in meinem Leben - und zwar jetzt. Sofort.
Keine Zeit für solche Spielchen.ᵁⁿᵏⁿᵒʷⁿ "Schau doch.", antwortet er geduldig und zeigt auf die leuchtenden Spiegelbilder, die den ganzen Raum erfüllen. "Du gehörst zu ihnen allen. Du kannst dich nur nicht mehr daran erinnern."
Seine Worte ergeben einfach keinen Sinn in meinem Kopf. Wer glaubt er steht vor ihm? Werde ich vielleicht verwechselt?
Ich werfe ihm erneut einen verwirrten Blick zu und versuche, etwas aus seinen Augen herauszulesen - doch vergeblich. Sein starrer, fast schon unheimlich wirkender Blick durchbohrt mich regelrecht, sodass ein Schauder meinen Rücken herunterläuft.Im nächsten Moment, als ich den seltsamen Blickkontakt endlich breche, trifft mich der Schlag. Da sehe ich es scharf vor mir.
Die Lichter, die um die Wette tanzen, zeigen mir den Seelenbaum. Da, ganz im hinteren Eck erkenne ich mich selbst, wie ich schwebend im Wasser hänge, während meine Seele verbunden ist.
Jetzt verstehe ich immerhin, dass das alles kein Traum ist - höchstens eine Illusion.ᵁⁿᵏⁿᵒʷⁿ "Das bist du.", versichert mir jetzt auch der Unbekannte. Ich starre auf mein Ebenbild. Nach einiger Zeit äußert sich der Unbekannte ein weiteres Mal.
ᵁⁿᵏⁿᵒʷⁿ "Du weißt, du kannst jederzeit wiederkehren. Ich erwarte dich bereits."
Ich nicke geistesabwesend, während ich auf mich selbst fokussiert bin, obwohl ich nicht die leiseste Ahnung habe, was er von mir will oder wer er überhaupt ist.Da sehe ich es vor mir.
Lo'ak und Tsireya.
Nur wenige Meter von meinem Körper entfernt.
Eng umschlungen, sodass nicht einmal die dünnste Luft dazwischen passen würde. Ihre Haare tanzen umeinander. Ihre Hände ineinander verkreuzt. Ihre Lippen eng aufeinander gedrückt.Ich zeige keine Reaktion.
Lo'ak hebt eine Hand, um ihr durch die Haare zu fahren. Während sie sich weiter liebkosen, spüre ich langsam aber sicher, wie es in mir anfängt zu brodeln. Brodeln ist noch untertrieben, ich koche förmlich vor Wut.
Das scheint dem Unbekannten nicht unbemerkt geblieben zu sein und er nähert sich vorsichtig, um mich von der Reflektion wegzuziehen.ᵁⁿᵏⁿᵒʷⁿ "Ruhig. Bleib bitte ruhig. Tief ein- und ausatmen."
Tief ein- und ausatmen... So, wie Lo'ak es mir vorhin geduldig gezeigt hatte oder so, wie sie sich gerade gegenseitig inhalieren?! Wie sie sich beim Kuss fast verschlingen?
Ich reiße mich unsanft von dem Unbekannten los und füttere meine Wut nur noch weiter, indem ich die triste Reflektion weiter anstarre. Allmählich verschwimmt meine Sicht, eine Tränenschicht trübt mein Auge und ich kann nur noch erahnen, wie es mit den beiden weitergeht.
Dicke Tränen tropfen mir am Kinn herunter und ich kann gar nichts dagegen tun.Lo'ak ist mir in letzter Zeit so wichtig geworden, es tut mir einfach unglaublich weh ihn so mit Tsireya zu sehen. Mein Herz schmerzt. Die Schmetterlinge, die sonst so lebensfroh in meinem Bauch gehaust haben, werden nach und nach mit Giftpfeilen abgeschossen und trotzdem stiere ich weiter auf das Bild.
Mir ist egal, ob das eine Art Selbstgeißelung ist. Ich kann mein Blick nicht abwenden.Schwarz.
Plötzlich beginnt das Spiegelbild von außen nach innen zu verkrusten und pechschwarz zu werden.
Ich schrecke von dem Schauerspiel zurück.
Fassungslos muss ich beobachten, wie nun auch jedes andere Bild infiziert wird und sich das schwarze Etwas durch das Licht frisst. Meine Sicht wird immer schlechter, als nun auch die Reflektionen in der Ferne zu schwinden beginnen. Wie ein lebendiger Virus schleicht das Pechschwarze durch den Kristallraum und bedeckt die sonst so scheinenden Oberflächen vollständig.Ich nehme Schreie wahr. Schreie, die aus den Reflektionen zu mir in den Raum treten. Schreie, die ich von dem Unbekannten wahrnehme, der sich jammernd an den einst wunderschönen Kristallen festkrallt und selbst versteinert. Schreie, die ich selber hervorstoße.
Dumpfe, aber dennoch hörbare Schreie unter Wasser, die ich um mich wahrnehme.Meine wunden Augen schnellen auf und ich kann nur noch Kiri aus einem Augenwinkel erkennen, dann wird alles schwarz um mich herum. Diesmal allerdings wortwörtlich: Die Baumstelle, die mit meinem Zopf verbunden war, färbt sich von innen nach außen rabenschwarz.
Hektisch versuche ich, mich vom Baum loszureißen, um ihn nicht weiter zu verletzen. Kiri und die anderen ziehen und zerren gewaltvoll an mir herum, weichen aber entsetzt von mir, als das Schwarze nun auch Besitz von mir ergreift.Ich spüre es. Ich fühle es tief in mir, wie der ganze Groll und der Schmerz, der sich je in mir befunden hat, entweicht und jede Faser meines Körpers erfüllt. Bis in die Fingerspitzen sprießt es, ich meine es sogar in meinem Gesicht zu spüren.
Da sehe ich endlich, was die anderen so zu beunruhigen scheint. Meine Haare haben sich innerhalb weniger Sekunden von weiß nach schwarz gewandelt. Vollkommen entgeistert starre ich auf meine Finger, die sich vom Fingernagel her nach innen zum Handrücken schwärzlich verfärbt haben.Ein letztes Mal setze ich an, um mich vom Seelenbaum zu befreien und stoße mich mit meinen Händen kraftvoll ab.
Zu meinem Entsetzen kann ich just in diesem Moment spüren, wie das Wasser um meine Hand herum eiskalt gefriert. Die Eisblume, die soeben auf dem Ast entstanden ist, schießt in die Höhe und beginnt, neben dem schwarzen Virus auch den Baum komplett in Eis zu hüllen.Katastrophal.
Mit aufgerissenen Augen betrachte ich das Trauerspiel und ich merke langsam, wie ich der Ohnmacht nahe bin. Vollgepumpt mit purem Adrenalin schwimme ich nur noch auf die Wasseroberfläche zu.
Noch ein kleines Bisschen, dann kann ich auftauen. Dann ist der Spuk vorbei. Dann werde ich bestimmt aufwachen.Mein Kopf schnellt aus dem Wasser und ich hole geräuschvoll einen tiefen Atemzug.
Meine Lunge schmerzt, so als hätte ich zehn Messerstiche abgefangen.
Meine Hände brennen, als hätte ich sie ins Lagerfeuer gehalten.
Meine dunklen Gedanken schwirren mir nur so im Kopf herum.Als ich durchs unruhige Wasser erkenne, dass die anderen jeden Moment ebenfalls auftauchen werden, ergreife ich entschlossen die Flucht und schieße mit meinem Ilu durch den Ozean.
Weg, einfach nur weit weg von hier.
Ich möchte nachhause. ✘
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𝔦𝔠𝔢 𝔠𝔬𝔩𝔡 ⟜ Neteyam / Lo'ak Fanfiktion
Fanfic˗ˏˋ 𝒁𝒘𝒆𝒊 𝑜𝑝𝑡𝑖𝑜𝑛𝑎𝑙𝑒 𝐸𝑛𝑑𝑒𝑛 ˎˊ˗ «Feindin der Na'vi und jetzt sieh dich an.», höhnt Neteyam weiter und macht erneut eine ungestörte Rundum-Analyse von mir. «Blau wie der Ozean und bereits einen waschechten Na'vi auf dir, du machs...