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Es sind nun schon zwei Stunden vergangen und ich hocke immer noch in meiner Hütte. Nachdem ich mich von Lo'ak verabschiedet habe, bin ich sofort gerade aus auf meinen einzigen Zufluchtsort zugegangen, der mir noch bleibt. Während ich mir meine Haare erneut flechte, um nachher ansehnlich für meine erste Tauchstunde zu sein, blicke ich in mein wässriges Spiegelbild.
Ruhe.
Bis auf das Meeresrauschen sind keine weiteren Geräusche zu vernehmen.

Ich musste einfach mal wieder meine Ruhe haben nach all dem Chaos. Außerdem, und das war wohl der wichtigste Grund, musste ich alles revu passieren lassen, was Lo'ak bisher zu mir gesagt hat.
Dabei kreisen meine Gedanken natürlich primär um dieses eigenartige Funkeln meines Stirndiamanten, denn das ist mir bis jetzt noch nie aufgefallen. Hat das irgendetwas Wichtiges zu bedeuten? Ist das nicht vielleicht sogar ein Zeichen Eywas? Oder komme ich meiner 'Bestimmung' - was auch immer das sein mag - näher?
Schon wieder setzen mir diese Bauchweh-bereitenden Fragen zu, auf die niemand auch nur ansatzweise eine Antwort zu haben scheint.

Wenn ich aber mal ehrlich mit mir selbst bin, liegt diese Unwissenheit größtenteils an mir selbst. Soweit ich mich erinnern kann, war ich noch nie wirklich offen, was Veränderungen angeht. Alles, was mich in irgendeiner Weise aus dem hart erkämpften, seelischen Gleichgewicht bringt, meide ich.
Mein Kopf geht völlig blank. Mein Gewissen verdrängt alles - zumindest so gut wie's geht.

Ich könnte auch einfach ganz aufgeschlossen mit den Na'vi über meine Probleme reden. Schließlich wissen sie über's Na'vi-Sein so viel mehr bescheid als ich. Aber irgendetwas in mir blockt dieses Verlangen nach Verständnis und Kommunikation weiterhin ab.
Obwohl ich bisher so gute Fortschritte gemacht habe, fühle ich mich noch immer fremd hier. Ich werde doch immer eine Fremde bleiben. Die Fremde.
Und das meine ich nicht einmal gegenüber den Metkayina. Ich meine gegenüber mir selbst.

Bei diesen deprimierenden Gedankengängen werde ich immer und immer wieder von Lo'aks restlichen Worten, die rein gar nichts mit mir als mysteriöse Fkew Na'vi zu tun haben, unterbrochen. Wie kleine Bröckchen Brot, die man den Enten im Winter zu futtern in den Teich geworfen hat, wird meine Gedankenreise zwischendrin genährt von seinen anzüglichen Bemerkungen.
Sie haben etwas in mir bewirkt. Etwas, das ich bislang nicht wirklich in diesem Ausmaß gefühlt habe.
Ganz benommen beobachte ich die Bilder in meinem Kopf, die Lo'aks intensiven Augenkontakt und sein amüsiertes Gesicht aus meiner unteren Perspektive illustrieren.
Wie er mich angeschaut hat...
Wie er mir - so sanft und zart wie nur möglich - die Strähnen hinters Ohr gestrichen hat...
Ich glaube, wenn er sich noch weiter zu mir hinuntergelehnt und einen Kuss initiiert hätte, wäre ich komplett eingebrochen und hätte nachgegeben. Er hat mich nicht einmal zu berühren brauchen, seine Worte haben es bereits.

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir dieses unbeschreiblich wunderbare Gefühl nicht bekannt wäre. Als meine Verwandlung stattgefunden hat, war Neteyam derjenige, der mein Herz schneller schlagen ließ.
Ohne mich jetzt weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, würde ich sagen, dass alle Na'vi einfach auf besondere Art und Weise kommunizieren.
Sie scheinen genau zu wissen, was sie wie ausdrücken und machen müssen, um die erwünschte Reaktion des Gegenübers hervorzurufen. Dadurch, dass sie 'wilder' aufgewachsen sind, als Himmelsmenschen, wissen sie Körpersprache besser zu verstehen und zu interpretieren.
Lo'ak und Neteyam wissen beide, welche Knöpfe sie bei mir drücken müssen, um mich aus der Fassung zu bringen. Ich glaube, sie haben auch noch Spaß dabei.

Aber vor allem Lo'ak war mir vorhin so unfassbar nah... Ich hätte gar nicht anders gekonnt, als nachzugeben. Vielleicht ist daran auch mein neuer Körper schuld, der nun einmal Instinkte hat, die die Himmelsmenschen besser zu verdrängen wissen, als wir.

𝔦𝔠𝔢 𝔠𝔬𝔩𝔡 ⟜ Neteyam / Lo'ak FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt