Finjan schenkte ihr ein charmantes Lächeln, als sie ihm die Türe öffnete. Er trug eine dunkle Hose und ein weißes Seidenhemd, dessen Kragen mit zierlichen, goldenen Stickereien geschmückt war. Sein dunkles Haar schimmerte im Licht des Tagesanbruchs.
„Guten Morgen", grüßte er sie schmunzelnd. „Ich freue mich, dich zu sehen."
„Ich ebenso." Ihre Hand wanderte an ihren Nacken, als sie ihn verlegen anlächelte.
Er machte einen Schritt auf sie zu. Sein Blick blieb einen Moment an ihr hängen und seine Augen begannen zu funkeln. „Das Kleid steht dir. Du siehst wunderschön aus", flüsterte er und räusperte sich sogleich.
Ihre Wangen glühten. „Danke schön", antwortete sie leise und bemühte sich, nicht den Blick zu senken. „Du siehst auch gut aus." Sie biss sich auf die Zunge.
Leise lachte er. „Danke." Er neigte den Kopf und deutete auf die Straße. „Wollen wir uns langsam auf den Weg machen?"
Zögerlich nickte sie. Sie sah noch einmal zu ihrem Großvater, der ihr aufmunternd zulächelte, dann straffte sie ihre Schultern und blickte Finjan an. „Gerne."Ihr Magen kribbelte, als sie die Buchbinderei hinter sich ließen. Sie schlenderten die gepflasterte Straße entlang und ihre Schritte hallten von den steinernen Wänden der Häuser wider. Angespannt atmete sie durch.
„Bist du so aufgeregt?", flüsterte er und sah zu ihr hinüber. Seine Augen funkelten sanft im Licht des anbrechenden Tages, als er sie ansah.
Zitternd nickte sie. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr.
Seine Finger berührten ihre Hand – ganz vorsichtig.
Einen Moment lang zögerte sie, dann legte sie ihre Hand in seine. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als aufsah und seinem Blick begegnete.
Behutsam schloss er seine Finger um ihre. „Es gibt nichts, vor dem du dich fürchten müsstest", meinte er leise und schenkte ihr seinerseits ein Lächeln.
Sie atmete tief durch, aber das Herzpochen blieb stetig in ihren Ohren. „Ich weiß."
Stumm schmunzelte er und strich mit seinem Daumen über ihre Finger.Hand in Hand traten sie auf die Hauptstraße. Gelbe Blumengirlanden zierten die steinernen Fassaden, goldene Fahnen wehten aus geöffneten Fenstern, während die Sonne die Stadt in warmes Licht tauchte. Einige Gruppen füllten die gepflasterte Straße bereits. Die meisten trugen Kleider in hellen Farben – Gelb, Orange, Gold. Frauen mit langem Haar trugen aufwendige Frisuren, manche von ihnen auch noch Blumenkränze.
Ein sanfter Wind hauchte durch die Straße und spielte sanft mit den Blüten.Eine leise Melodie mischte sich zum Säuseln des Windes, ein leichtes Summen einer Flöte, das zu einem fröhlichen Trällern wurde. Ein süßer Blumenduft lag in der milden Morgenluft. Auf dem Teich in der Mitte der grünen Wiese im Stadtzentrum trieben unzählige gelbe Blüten, an den Bäumen hingen Girlanden mit Sonnen aus goldenem Stoff. Unter einem dieser Bäume stand ein junger Mann mit seiner Flöte, neben ihm eine Frau, die gerade eine größere mit einem hellen Tuch reinigte.
Auf der Wiese saßen schon Frauen und Männer in heller, meist gelber oder oranger Kleidung. Ihre Worte drangen als einziges Rauschen an Lejaras Ohren, immer wieder durchbrochen durch Lachen oder Rufe. Drei kleinere Kinder liefen zwischen ihnen hindurch, kichernd und glücklich quietschend. Ihnen folgte ein etwas älterer Junge, der seine Hand immer wieder nach ihnen ausstreckte und sie dann doch entkommen ließ.
Der Flötenspieler trällerte lauter, wurde wieder leise und langsamer.
Eine korpulente Frau näherte sich dem Festgelände, schwang dabei lachend ihre Hüfte, tanzte mehr als sie ging. Ihr folgten zwei weitere Frauen, die ihre Bewegungen grinsend nachahmten.Staunend betrachtete Lejara die Szenerie um sich herum. Die Farben waren kräftiger als sie sie in Erinnerung hatte, so viel lebendiger... Sie sah zu Finjan, der seine Bewunderung etwas besser verstecken konnte. Nur sein Blick erinnerte an ein kleines Kind, das in einem Laden voll mit den buntesten Süßigkeiten stand.
Belustigt lächelte sie.
Er drehte den Kopf und als sein Blick ihrem begegnete, hob er die Augenbrauen. „Was amüsiert dich denn so?"
„Die Art, wie du schaust." Sie biss sich auf die Unterlippe.
Er lachte leise, sie grinste.
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Die unglückliche Buchbinderin
RomantikLejara arbeitet in der Buchbinderei ihres Großvaters, erschafft Bücher aus Papier und Leder, auf dass sie die Zeiten überdauern. Das tut sie auch gerne. Doch dann kommt ein Fremder aus der fernen Hauptstadt und gibt sein Buch bei Lejara in Auftrag...