Kapitel 3

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Tief durchatmend betrachtete ich den hellblauen Himmel über uns, checkte hin und wieder den Stand der Sonne und benutzte meinen Rucksack wieder als Polster, dass ich mich nicht stundenlang gegen die harte Seitenwand des Pickups lehnen musste. Der Fahrtwind war angenehm kühl und so fühlte sich die heiße Sommersonne nicht so schrecklich erdrückend an, wie sie im Wald gewesen war und obwohl wir uns dort im Schatten aufgehalten hatten.

Die Sonne begann sich schon dem Horizont zu neigen und es würden nur noch wenige Stunden hell sein, bevor die Nacht hereinbrechen würde und es stockdunkel werden würde. Tief atmete ich durch, rieb mir über den Nacken und richtete meinen Blick wieder auf meine dreckigen Hände. Blut und Dreck hatte sich unter meinen etwas längeren Fingernägeln angesammelt und ich hoffte einfach, dass ich bald die Möglichkeit hatte diese zu scheiden und ordentlich zu säubern. Ich kratzte ein wenig ein meinem Handrücken das getrocknete Blut weg und starrte weiter auf meine Hände, versank aber währenddessen in Erinnerungen, zumindest für einen kurzen Moment.

Jetzt konnte ich es mir noch nicht leisten so abwesend zu sein. Ich kannte diese Leute nicht wirklich und auch wenn diese einen netten und normalen Eindruck machten und es zumindest so aussah, als würden sie ein gewisses Maß an gesundem Menschenverstand besitzen, konnte ich nicht so nachlässig meinen Schutzwall fallen lassen und hier vor mich hin träumen.

Mein Kopf schmerzte schon von dem ganzen Gedanken und Erinnerungsfetzen, die dort immer wieder aufs Neue abgespielt wurden, wie bei einer gesprungen Schallplatte.

Konzentriert auf meine Umwelt, strich ich mir über die Stirn, wischte die Schweißperlen weg, welche sich dort gebildet hatten und trotz dessen, dass es langsam dunkel wurde, war es immer noch ziemlich heißt, zu heiß für meinen Geschmack und es war gerade erst der Anfang des Sommers. Eins stand fest. Die Südstaaten würde ich über die heißen Monate meiden.

Erstaunlicherweise waren wir bis jetzt auf nicht mehr allzu viele Untote getroffen und meistens waren diese allein oder in winzigen Kleingruppen unterwegs gewesen und binnen wenigen Minuten konnten wir weiterfahren. Und vor allem waren diese Biester bereits ausgehungert und wandelten schon länger unter den Toten.

Ich runzelte meine Stirn, als wir an einem blauen Schild mit der Aufschrift „Wellcome to Kansas" vorbeifuhren. Waren wir so viel gelaufen? Waren Rose und ich wirklich so weit von der Ostküste entfernt gewesen? Wenn ich nun im Bundesstaat Kansas war, musste sie mich wirklich in Missouri aufgegabelt haben.

Aber naja, wir waren auch einen guten Monat, vielleicht auch ein wenig mehr unterwegs gewesen. Und da wunderte es mich auch nicht, dass ich so fertig und kaputt war. Geplant war für die Nacht nichts. Vielleicht würden wir durchfahren, vielleicht würden wir irgendwo anhalten und hier auf der Ladefläche oder im Wagen schlafen.

Und wenn wir viel Glück hatten, würden wir ein Haus mit Keller finden, in welchem wir die Nacht überbleiben würden, aber... würde ich da überhaupt schlafen können? Mit so vielen fremden Menschen um mich herum, eingesperrt in einem Raum? Die letzten Jahre hatte ich nur Personen um mich herum, denen ich mein Leben anvertraut hatte, aber nun? Ich wusste nicht, wie viel ich dieser Gruppe vertrauen konnte. Ich war kein Mitglied davon. Sie hatten mich bloß aufgegabelt.

Es war ruhig auf der Ladefläche, dieser Zehntausend schien auch nicht die gesprächigste Person zu sein und Doc schien mir eher jemand zu sein, der etwas tratschen würde, aber auch dieser hielt sich zurück. Wahrscheinlich um mich nicht zu verschrecken oder zu bedrängen.

Keine Ahnung wie viele Meilen wir schon gefahren waren, aber die Landschaft hatte sich drastisch verändert. Bis auf kleine ausgedorrte Büsche und Sträucher gab es nichts mehr am Straßenrand. Die Felder waren ausgedorrt, ausgetrocknet und sahen tot aus.

Kill Them All - Z NationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt