Kapitel 13

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Ich war bereits früh am Morgen wach. Noch vor allen anderen. Naja, bis auf die Person, die die Last auf sich nahm und Wache schob. Ich war sogar produktiv gewesen, hatte meine langen, wirren, dunkelbraunen Haar gekämmt und trotz eines unangenehmen Ziehens in der Seite zu einem hohen Zopf gebunden, hatte mich umgezogen und mit der Hilfe eines vergilbten und verdreckten Spiegels den Verband gewechselt und die Naht gesäubert.

Diesmal verlief die Heilung wesentlich schneller und ich tastete vorsichtig mit sauberen Fingern die Naht ab. Ich verzog leicht mein Gesicht und griff nach einer frischen, selbstklebenden Kompresse, klebte diese auf und strich einmal darüber, bevor ich mein Top senkte und es in meine lockere schwarze Hose steckte.

Ich legte meinen Waffengürtel um, checkte das Magazin meiner Handfeuerwaffe, kontrollierte einmal alle anderen Waffen und warf mir schließlich die schwarze Stoffjacke über, welche Roberta mir gestern mitgebracht hatte.

Heute ging es mir eindeutig besser als gestern noch, aber wahrscheinlich würde ich ziemlich schnell an meine Grenzen kommen. Ich atmete tief durch, richtete noch einmal meinen Zopf und sah dann noch Mals in den kleinen Spiegel. Immer noch hatte ich diese tiefen Ringe unter den Augen, meine Haut war blasser als sie es eigentlich sein sollte und meine Augenlider hingen. Ich sah müde und fertig aus.

Meine Schlüsselbeine stachen so stark heraus, dass es schon ungesund aussah und ich zog den Reißverschluss der Jacke hoch, sodass nichts von meinem Oberkörper zu sehen war. Wirklich praktisch war die Jacke nicht.

Sie hing über meine Hüfte und verdeckte somit meine Waffen. Ich musste mir noch etwas überlegen, wie ich das am besten lösen würde, aber vorerst würde ich mich eh zurückhalten müssen, was das Kämpfen anging.

Ich schnürte meine Stiefel zu, schnappte mir meinen Rucksack und sah noch einmal aus dem Fenster. Der Regen hatte aufgehört, nur noch die matschige Erde war aufgeweicht und die Schlaglöcher waren mit Wasser gefüllt.

Ich sah mir noch einmal den Raum an, bevor ich mich dazu entschloss diesen zu verlassen. Auf dem Flur kam mir Doc entgegen, welchen ich höllisch erschreckte.

„Scheiße! Victoria!", zischte er mich an, als er zusammenzuckte.

Ein kleines Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus und ich unterdrückte ein leises Kichern.

„Du kannst dich nachts nicht so anschleichen", sagte Doc und ich zuckte mit den Schultern.

„War keine Absicht", murmelte ich grinsend und sah weiter zu ihm.

„Mädchen, Mädchen", sagte er kopfschüttelnd zu sich selbst, was mich noch mehr zum Schmunzeln brachte. Ich war nicht davon ausgegangen, dass Doc so schreckhaft war. Aber er hatte wahrscheinlich mit allem gerechnet, nur nicht mit mir.

„Wie spät ist es eigentlich?", fragte ich Doc und dieser zog nur die Schultern hoch.

„Seh ich so aus, als hätte ich ne Uhr?", fragte er mich stattdessen und ich sah schmunzelnd zu der Treppe. Lange würde es nicht mehr dauern, bis auch der Rest aufstehen würde und wir endlich weiterziehen würden.

Ich musste raus aus diesem Haus. Ich würde es keine fucking Stunde länger hier aushalten. Diese verdrecken Wände ließen mich eingeengt fühlen. Doc lehnte gegen die Wand an der Treppe und sah zu mir. Ich stand ihm schließlich gegenüber an der anderen Wand und lehnte mich an diese, ließ meine Hände in meinen Jackentaschen verschwinden und sah mich ein wenig um. So wirklich hatte ich mir das Haus gar nicht angesehen, aber das war unwichtig. Heute würden wir sowieso abreisen, daher war es scheißegal, wie es hier aussah oder wo welcher Raum war.

„Wie geht's dir?", fragte Doc mich schließlich und unterbrach die Stille, die sich auf dem Flur ausgebreitet hatte.

„Weiß nicht, aber besser als gestern", murmelte ich als Antwort und atmete tief die abgestandene Luft des Flurs ein, bevor ich meinen Blick abwand und das Treppengeländer anstarrte, „Komm irgendwie immer noch nicht auf ihren Tod klar, aber Zehntausend hat mir etwas geholfen."

Kill Them All - Z NationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt