Kapitel 4

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Als wir am frühen Morgen, noch während der Morgendämmerung den Sturmkeller verließen, breitete sich vor uns eine Schneise der Verwüstung aus. Blut und Gedärme verzierte nun die Straße vor uns und auch unser Pickup hatte einige Kratzer im schwarzen Lack. Hier musste eine größere Herde gewütet haben, ein paar duzend Untote alleine richten nicht so einen Schaden an und als wir dort unten saßen, klang es auch eher nach hunderten Infizierten, die hier durchgezogen waren.

Wirklich erholsam war die Nacht nicht, auch wenn mir klar war, dass kein Untoter die verschlossene Tür des Sturmkellers öffnen konnte, schreckte ich jedes Mal auf, wenn ein Zombie dagegen stieß oder darauf fiel. Das Poltern hallte so unfassbar laut durch den Keller und die Holzbalken hatten gefährlich geknackt und geknarzt, dass es sich anhörte, als würden die Infizierten gleich durchbrechen und zu duzend in diesen Keller stürmen.

Seufzend sah ich die Straße entlang auf welcher sich vereinzelt noch Zombies tummelten, die nicht schnell genug waren um mit dem Rest mit zuhalten oder Nachzügler waren. Ich sah links von mir auf den Boden, als ich ein Röcheln hörte und atmete tief durch. Oder ihnen wurde der Unterkörper abgerissen und sie zogen sich über den Boden und waren deshalb noch hier.

Der Untote streckte seinen Arm nach mir aus, klapperte mit seinen freigelegten Zähnen und ich sah ihm für einige Sekunden in die zerfetzte und verweste Visage. Ich zog den Dolch, ging einige Schritte um den Untoten und drückte mit einem Bein gegen seine Wirbelsäule zwischen den Schulterblättern, sodass er den Oberkörper unten hielt und stach mit dem Dolch durch den Schädel, bevor ich das schmierige Blut und die Gehirnmasse an der Kleidung des Biestes von meinem Dolch strich und diesen wieder wegsteckte.

„So ein schöner Anblick", hörte ich Doc sagen und grinste unweigerlich bei seinem ironischem Unterton auf. Wenn das kein schöner Anblick war. Eine Straße voller Gedärme und Blut, während es hier bis zum Himmel nach fortgeschrittener Verwesung stank, dass nichts mehr diesen Gestank hätte toppen können.

Meine Mundwinkel hoben sich, als ich zu Addy blickte und sie zu mir. Sie war die ganze Nacht bei mir gewesen und hat immer wieder ein Gespräch angefangen. Es hat gut getan mit ihr zu reden.
„Hey, ist es schlimm für dich, wenn du weiterhin auf der Ladefläche mitfährst?", fragte sie mich, als sie sich zu mir stellte und ich schüttelte nur den Kopf. Nein, die Ladefläche war mir definitiv lieber, als in einem Auto voller Menschen zu sitzen, die seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten keine Dusche mehr gesehen hatten.

„Nein, alles gut. Ich sitz auf der Ladefläche", antwortete ich schließlich und lächelte sie weiter an. Sie war so unfassbar nett zu mir, obwohl sie mich nicht einmal kannte. Ich konnte mich so verdammt glücklich schätzen, auf diese Gruppe getroffen zu sein und nicht auf eine andere. Ich glaubte kaum, dass eine andere Gruppe mich jemals so herzlich aufgenommen hätte.

Addy, welche sich um mich kümmerte und Doc, der mir gestern seine Essensration gegeben hatte, obwohl er selbst Hunger gehabt haben musste. Diese Gruppe hatte mich wirklich gerettet.
„Mädels", hörten wir Doc und wir drehten unsere Köpfe synchron zu dem alten Mann, der bereits auf der Ladefläche saß.
„Komm, es geht weiter", sagte Addy und ich lächelte sie für einen kurzen Moment an, welches sie sofort erwiderte und ich stieg auf die Ladefläche, auf welcher Doc und Zehntausend bereits saßen. Mit den Beiden hatte ich noch nicht so viel geredet, aber was sollte ich schon großartig erzählen? Aber da fiel mir eine Sache ein.

Der Motor wurde gestartet, da fummelte ich meinen ganzen Hosentaschen meiner schwarzen Cargohose herum, bis ich das fand, wonach ich gesucht hatte. Addy hatte heute Nacht erwähnt, dass sie Cassandra in der Nähe von Philadelphia aufgegabelt hatten und somit war die Gruppe in einigen Städten der Ostküste vorbeigekommen.

Ich fand endlich das Bild und hielt es Doc hin.
„Habt ihr auf dem Weg bis hier her ihn irgendwo gesehen?", fragte ich und deutete mit meinem Zeigefinger auf meinen großen Bruder. Doc näherte sich dem Bild und nahm mir dieses schließlich aus der Hand. Einige Sekunden starrte er darauf, aber als er nur leicht den Kopf schüttelte, zerbrachen meine Hoffnungen, dass sie meinen Bruder irgendwo angetroffen hatten.

Kill Them All - Z NationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt