Kapitel 8

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Auch wenn ich hin und wieder ein wenig aufschreckte, vor allem wenn ein Untoter gegen die metallische Wand knallte, schaffte ich es dennoch einen einiger Maßen erholsamen Schlaf zu bekommen. Wenn man es Schlaf nennen konnte. Aber wer konnte heutzutage schon wirklich schlafen, ohne alle paar Minuten aufzuwachen und zu checken, ob sich etwas geändert hatte.

Die Präsenz von Zehntausend beruhigte mich ungemein. Er war so verdammt ruhig und schaffte es, dass ich binnen weniger Sekunden wieder einschlief, wenn ich einmal aufwachte. Immer wenn ich ein wenig wacher wurde und aus meiner ‚Tiefschlafphase' erwachte, spürte ich das Gewicht seiner Hände auf meinem Rücken und meinem Kopf, konnte wieder seinem regelmäßigen und ruhigen Herzschlag lauschen, der mich wieder in den Schlaf wiegte.

Ich war ihm verdammt dankbar. Ich hatte ihn vollgeheult und er hatte sich die Zeit genommen mir zuzuhören und hatte mich durch diesen Gefühlsausbruch begleitet. Er hätte mich schließlich auch ignorieren können.

Ein weiteres Mal öffnete ich meine Augen, spürte aber sofort wieder den Druck auf meinem Kopf und bewegte mich ein kleines Stückchen. Zehntausend rührte sich sofort und ich spürte, dass er den Kopf anhob.
„Alles gut?", fragte er mich leise und ich nickte nur leicht.
„Ja, bin nur aufgewacht", murmelte ich meine Antwort und machte es mir ein weiteres Mal gemütlicher. Er fing wieder an durch meine dunkelbraunen Haare zu kraulen und streichelte meine Wirbelsäule entlang meinen Rücken hinab.
„Dauert noch ein Weilchen, bis die weg sind", murmelte er leise und ich nickte leicht gegen seine Brust, schloss tief durchatmend meine Augen und machte es mir noch Mals gemütlicher auf ihm. Obwohl ich ihn nicht kannte, fühlte mich so geborgen, wie schon lange nicht mehr. Aber das betraf nicht nur ihn, auch Addy strahlte so etwas aus. Etwas, was ich schon lange nicht mehr verspürt hatte und schon lange, lange vermisste.

Ja, es würde noch ein Weilchen dauern, bis diese Biester weitergezogen waren. Schließlich war das die größte Herde, die ich je gesehen hatte. Wir waren am frühen Vormittag in dieser Stadt irgendwo in Nebraska angekommen, aber ich wusste nicht genau, wie spät es war. In diesem Metallsarg hatte ich das Zeitgefühl vollkommen verloren. Es könnten erst zwei Stunden vergangen sein, aber auch fünf oder zehn. Es konnte auch schon Nacht sein.

Dadurch, dass ich die meiste Zeit vor mich hin döste, konnte ich es wirklich nicht mehr einschätzen.

Das nächste Mal schreckte ich lauter hoch, als die metallische Türe aufgerissen wurde.
„Wie süß! Roberta schau dir das an", hörte ich Docs Stimme und kurz darauf fing der alte Mann schon an zu lachen, während ich mit zusammengezogenen Augenbrauen zu Zehntausend blickte, der unfassbar verpennt zu mir sah, bevor er seinen Blick an mir vorbeigleiten ließ und zu Doc sah.
„Na, da haben sich wohl zwei gefunden", scherzte der alte Mann und ich atmete laut durch. Ich war es nicht mehr gewohnt, dass Menschen Scherze machten, auch wenn ich es nicht persönlich nahm, war mir es unangenehm. Das war seine Art, das hatte ich schon bemerkt und ich würde mich wohl daran gewöhnen müssen, würde ich in dieser Gruppe bleiben wollen.

Ich krabbelte als erstes aus diesem Leichenfach und ließ mich auf den Boden fallen. Zehntausend reichte mir meine ganzen Waffen heraus, welche noch bei ihm lagen und ich steckte nacheinander alle meine verschiedenen Waffen an den Gürtel an meiner Hüfte.
„Ist die Herde weitergezogen?", fragte ich, um auch ein wenig vom Thema abzulenken. Roberta nickte nur und ich steckte meine Pistole weg, bevor ich einige Schritte zurücktrat, dass auch Zehntausend aus dem Leichenkühlfach klettern konnte, ohne mir dabei auf die Füße zu treten.

Mit einem dumpfen Knall landete er auf dem gekachelten Boden und ich rieb mir über die nackten Oberarme. Ich biss die Zähne aufeinander, als ich die zerfetzte Leiche des Typen sah oder besser gesagt, was noch von dem Leichnam übrig war. Denn vieles nicht. Bis auf das Skelett und vereinzelten Muskel- und Sehnensträngen, die noch an seinen Knochen hingen, war nichts von ihm übriggeblieben. Tief einatmend wand ich meinen Blick ab und sah zu Cassandra, welche nun als letzte aus ihrem Leichenfach stieg. Auch sie warf einen angewiderten Blich auf die Leiche, bevor wir alle unsere Blicke zu Murphy wandten, da dieser eine etwas größere Plastiktüte auf den Seziertisch stellte.

Kill Them All - Z NationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt