Kapitel 6

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Ein komisches Gefühl hatte sich in meinem Inneren ausgebreitete, welches sich wie Salzsäure durch mein Körper hindurchfraß. Mir war übel und müde zu gleich. Keine Ahnung ob das nun dem Alkohol geschuldet war, aber ich fühlte mich scheiße. Richtig scheiße.

Ich stand vor der Kneipe, hielt immer noch den Drink in der Hand und sah mich kurz einmal um, hielt mit einer Hand über die Augen, sodass ich nicht so sehr geblendet wurde. Ich hatte Bauchschmerzen, aber keine die aufgrund von körperlichen Problemen da waren, sondern welche die einen seelischen Auslöser hatten.

Ich hätte kotzen können, aber gleichzeitig konnte ich es nicht. Alle Gefühle, die ich verspürte, waren mir hier zu viel und ich hätte nichts lieber getan, als mich in irgendeine Ecke zu verkriechen und zu warten, dass es aufhörte.

Sogar das regelmäßige Schlagen meines Herzens war schmerzhaft und ich schluckte meinen nicht vorhandenen Speichel herunter.

Eilig machte ich mich auf den Weg zu Doc und erkannte ihn schon von weitem. Er lehnte an unserem Wagen und lächelte mich an, als ich auf ihn zukam. Ich zwang mich das Lächeln zu erwidern, aber ich wusste, dass es nicht ehrlich rüberkommen würde. Dazu war ich nicht in der Lage gerade.
„Danke, Mädchen", bedankte er sich und klopfte mir einmal auf die Schulter, schien aber meine derzeitige Stimmungsschwankung zu bemerken und sein Blick wurde augenblicklich sanfter.

Er nahm seine Hand von meiner Schulter, nahm gleichzeitig das Glas an sich und musterte mich weiterhin.
„Mädchen", sagte er schließlich und hatte den Kopf etwas schief gelegt. Was sollte er denn auch anderes zu mir sagen? Alles würde gut werden? Dass meine Schwester nicht gewollt hätte, dass ich mich hängen lasse und in ein depressives Loch fallen würde? Dass sie an einem besseren Ort wäre oder es nicht meine Schuld sei?

Er kannte mich nicht, genauso wenig, wie mich der Rest dieser Gruppe kannte. Er griff hinter sich in den Wagen und hielt mir eine aufgewärmte Wasserflasche hin.
„Trink erst einmal etwas, dann schauen wir was Zehntausend bei dem Schießwettbewerbt macht", sagte der alte Mann vor mir und schien zu versuchen mich von meinen eigenen Gedanken abzulenken, wofür ich eigentlich dankbar sein sollte.

Ich trank einige Schlucke, bevor ich die Wasserflasche fest verschloss und durch das offene Fenster in den Wagen warf. Doc deutete mir mit einer Kopfbewegung, dass ich ihm folgen sollte, aber ich hätte auch ohne seine Hilfe zu Zehntausend gefunden. Schließlich hätte ich bloß dem Lärm der Schüsse folgen müssen.

„Sind Addy und Mack auch hier?", fragte ich nach einigen Sekunden der Stille und sah zu Doc auf, der nur den Kopf schüttelte. Seufzend sah ich auf den staubtrockenen Boden vor mir. Ich strich mir über die strenghochgebundenen Haare und wischte mir so den Schweiß von der Stirn. Ich war heißes Wetter gewohnt, aber das war mir hier bereits einen Ticken zu warm und dabei kam ich sogar aus einem der Südstaaten, in welchen es durchaus sehr warm werden konnte und hatte auch meine komplette Kindheit in den Südstaaten verbracht. Aber mit Klimaanlange waren die Sommer definitiv besser auszuhalten.

„Aber die finden wir schon wieder. Der Wagen ist repariert und sobald Zehntausend den Preis gewonnen hat, verziehen wir uns", sagte Doc.
„Ach, konnte dir jemand mit dem Kühlerschlauch helfen?", fragte ich leise und hörte Doc auflachen, der auch noch zu grinsen begann.
„Jemand hatte den Schlüssel in einem anderen Pickup stecken lassen", fing Doc an und ich konnte mir vorstellen, was er mir nun erzählen wollte, „Und so ganz zufällig, konnte ich die Motorhaube öffnen und die Kühlerschläuche austauschen."

Das machte mich sogar in meinem jetzigen Zustand zum Auflachen. Das hätte ich niemals von dem alten Mann neben mir gedacht, aber an sich keine schlechte Idee.
„Das behalte ich mal für mich", nuschelte ich vor mich hin und brachte den alten Mann noch mehr zum Schmunzeln.

Kill Them All - Z NationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt