Caraid Mortair

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          „Das war genial." Ana blinzelte hoch in Kaïas verschwommenes Gesicht. Oder zumindest den Teil, den sie hinter der Maske sehen konnte. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie grinste.

Hinter ihr hoben sich frostige Spitzen von Tannenbäumen in einen morgendlichen Himmel und kalter, harter Waldboden drückte in ihren Rücken. Mühsam versuchte Ana sich aufzurichten und bekam von Kaïa eine helfende Hand gereicht.
„Mein Kopf tut weh."

Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Alles tat weh. Sie hatte eine Phantom-Messer-Wunde erlitten und sich selbst mit einem Stock bewusstlos geschlagen. Dr. Neill wäre ausgeflippt. Selbst jetzt wanderten die Baumwipfel verdächtig auseinander und wieder zusammen, als könnten sich ihre Augen nicht einigen, welches welche Sichthälfte bearbeiten sollte. Und Nele hatte sich mal aus Sport befreien lassen, weil ihr künstlicher Nagel abgebrochen war.

Kaïa ließ Ana nicht einmal sitzen. Sie zog Ana direkt auf die Beine und gleichzeitig in einen langsamen, schwankenden Gang. Im Laufen zupfte sie an einem schmuddeligen Verband an Anas Bein herum, der bereits drohte, herunterzurutschen.
„Davon gehe ich aus. Du hast dir beinahe den Schädel eingeschlagen."

Sie waren nicht mehr bei der Ruine. Um sie herum war dichter Wald, erhellt durch die ersten morgendlichen Strahlen. Ana konnte nur vermuten, dass Kaïa sie getragen hatte, all ihrer eigenen Verletzungen zum Trotz.

Mit den Fingerspitzen betastete Ana die pochende Seite ihres Schädels. Die Erinnerung war ein klein wenig verschwommen, verzerrt durch die Angst, die sich in jede Windung ihrer Adern eingenistet hatte.
„Ich war sehr motiviert."

„Das war mehr Kampf, als ich dir zugesprochen hätte." Kaïas eigene Schläfe war aufgeschürft und verkrustet. Sie musste Ana am Ellenbogen festhalten, damit sie nicht über jede einzelne Wurzel stolperte, den Blick geradeaus zwischen die Bäume gerichtet, wo eine flache Hügellandschaft sie erwartete.

Ana sah sie nicht einmal von der Seite an.
„Du hast gesagt, ich müsse kämpfen." Sie konnte selbst nicht glauben, dass ihr Plan funktioniert hatte. Sich selbst bewusstlos schlagen, damit jemand anderes einen nicht erwischte? Wenn das nicht die Definition von wahnsinnig war, wusste sie auch nicht. Sie wollte gar nicht wissen, was Judy dazu sagen würde.

Aber Kaïa zuckte lediglich mit den Schultern und schob sie unermüdlich weiter.
„Und dann hast du unser Wasser verschüttet."

Touché. Ana blinzelte in das Licht. Hatte sie erwartet, den nächsten Morgen zu sehen? Bilder des toten Mannes am Fuß des Baumes kehrten zu ihr zurück. Übelkeit stieg in ihr hoch und zwang sie zu mehreren tiefen Atemzügen. Bei ihr bezog sich bodycount bald nicht mehr auf die Nummer von sexuellen Partnern. Jetzt war sie bereit für Therapie. Und ausgerechnet davon konnte sie Dr. Neill nichts erzählen.

Also nutzte sie die einzige ungesunde Verarbeitungsstrategie, die sie kannte und schob all diese Gedanken hinter eine hohe mentale Mauer. Das war ein Ort, an den sie erst wieder sehen würde, wenn sie legal Alkohol kaufen konnte.

Diesen Moment suchte sich Kaïa aus, um etwas aus ihrer Hosentasche zu holen und Ana hinzuhalten. Es war eine kleine Figur eines Otters. Alt, abgenutzt, mit borstigen Barthaaren, die aus sprödem Metall waren.

Ana erkannte ihn sofort. Für einen kurzen Augenblick sprang ihr Herz hoch in ihren Hals und ließ sie sich verschlucken, ehe sie leise herausbrauchte: "Das ist Cassys. Wo hast du den her?"

Es war unwirklich die kleine Figur hier draußen zu sehen, die Cassy stets überall mitgebracht hatte. Ein hässlicher Otter, der jedes ihrer Abenteuer im Garten begleitete. Es war beinahe, als wäre sie wieder in einem ihrer Träume gefangen, endlich mit dem ersten Anker.

The Demon Stone - Der Weltenwandler IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt