Das Feuer war wirklich keine Absicht.

350 57 10
                                    

꧁꧂

          Marteel stand auf der Treppe und inspizierte ihre Wunde mit einem Fernglas. Dem kleinsten Fernglas, das er auf dem Schiff hatte finden können, um genau zu sein.
„Kannst du einmal neben die Naht drücken? Nur um zu sehen, ob sich vielleicht Eiter gebildet hat?"

Ana tat wie geheißen. Schließlich war sie der Grund gewesen, warum Marteel überhaupt erst ein Fernglas hatte holen müssen. Es war ihr endlos peinlich, aber Adriel hatte die erste Untersuchung bereits nach zwanzig Sekunden abgebrochen, weil er Anas Reaktion nicht aushalten konnte oder wollte. Marteels kalte Finger auf ihrer Haut hatten sich zu sehr angefühlt wie... Nicht daran denken.

Frust über ihre eigene Unfähigkeit, hatten sie stumm gemacht. Also starrte Ana an die Decke, als wäre sie überhaupt nicht da, während Marteel ihr Anweisungen gab. Dabei mochte sie Adriels ersten Maat. Er war einige Jahre jünger als Adriel mit schwarzen, wilden Locken, die nie in seinem Zopf bleiben wollten. Auch jetzt lugten sie in alle Richtungen hinter dem goldenen Rand des Fernglases hervor und gaben ihm einen dunklen Heiligenschein.

Zugegeben, das Fernglas war unnötig. Ein Versuch von ihm, ihr entgegen zu kommen und einen genervten Nachtfuchs zu besänftigen, der nicht viel davon hielt, wenn Ana ihn nervös machte.

Mit einem metallischen Klicken schob Marteel das Fernglas wieder zusammen und zeigte sein Bartloses Gesicht.
„Du kannst wieder so tun, als wärst du hier. Ich bin fertig." Er zog seinen Mund in ein schiefes Grinsen und ließ sich auf eine der Stufen fallen, „Aber du solltest mal ein ernstes Wort mit Adriel wechseln. Wenn er so weiter macht, siehst du noch aus wie ein löchriger Käse." Sehr zufrieden mit sich selbst, streckte er die langen Beine aus, dass sie selbst von der vierten Stufe aus noch auf den Boden reichten.

Ana gab sich Mühe, nicht zu erleichtert auszusehen, als sie ihr Hemd wieder über ihren Bauch zog. Die Bemerkung mit dem löchrigen Käse ließ sie allerdings die Nase krausziehen. Hier waren diese Wunden vielleicht kein Problem. Aber wie würde sie Judy die Narben erklären? Es war eines von vielen Problemen, das sie in eine kleine Box mit dem Etikett „Probleme für Später" im hinteren Teil ihres Kopfes schob.

Sie hatte jetzt gerade genug Schwierigkeiten, die sie überwinden musste.
„Koch hat sich mit viel Hingabe dieser Naht gewidmet", erklärte sie dem ersten Maat und ließ sich genau wie er auf die Bettkante plumpsen.

Marteels Grinsen wurde noch breiter.
„Deine ist auch definitiv schöner als Adriels. Er hat so wenig stillgehalten, dass Koch ein Zickzack-Muster auf seinen Bauch genäht hat", er unterzog sie einer kurzen eingehenden Musterung, die Ana sofort wieder unangenehm wurde, ehe er schließlich sagte: „Du könntest auch neue Kleider gebrauchen. Sobald wir wieder in der Hauptstadt sind, zieh ich mit dir los."

Anas Lächeln schwankte. Sie würden erst in die Hauptstadt kommen, wenn sie Mika'il gefangen hatten. Und das musste sie irgendwie verhindern. Es war nicht nur die Rückkehr ihres Traumes an die gespaltene Stadt. Mika'il war ihr letzter Anhaltspunkt gewesen, wie sie zurück in ihre eigene Welt kam, bevor die Träume häufiger wurden.
Nein. Adriel hatte vielleicht Mane Bork verschont, aber sie wusste, dass er es mit dem Mörder seines Vaters nicht tun würde.
Entschlossen stopfte sie ihr Hemd wieder in den Bund ihres Rockes.
„Sobald Adriel Mika'il gefasst hat, wird er mich nach Cerriv bringen."

Marteel zog die Nase kraus.
„Cerriv ist kein Ort für Mädchen."

Ana lehnte sich ein kleines Stück nach vorne. Adriel oder seinen Onkel nach Cerriv zu fragen, war ergebnislos geblieben, aber Marteel schien den Ort ebenfalls zu kennen.
„Wie ist es denn dort?"

Ungemütlich stopfte Marteel seine Hände in die Hosentaschen.
„Ungemütlich ist alles, was ich dazu sagen möchte." Er warf Ana einen entschuldigenden Blick zu und sah dann über die Schulter nach oben. Die Luke über ihm war offen und durch den frischen Luftzug, der bis hier unten reichte, vermutete Ana, dass auch die obere Luke offen war. Wenn er ein bisschen in die Knie ging, konnte er bis an Deck sehen. „Du solltest mit nach oben kommen. Wir haben den Hafen bald erreicht und er wird dir gefallen."

The Demon Stone - Der Weltenwandler IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt